1570 - Jackpot für den Teufel
keiner von uns gerechnet hatte. Das bärtige Gesicht des Mannes hatte sich verzogen, der Mund war weit auf gerissen, und die Schreie hörten sich an, als erlitte der Mann Folterqualen.
Suko und Tanner waren ebenfalls überrascht und waren zur Seite gegangen. Es war eine Sache zwischen Terry Moran und mir.
Er brüllte weiter und streckte mir die Arme entgegen. Er hielt sie dabei so hoch, dass seine Hände als Blickschutz für ihn dienten.
Er duckte sich zusammen, schüttelte den Kopf und wich zur Seite aus, wobei er sich tief bückte.
Moran konnte mich nicht ansehen. Mein Anblick war einfach zu viel für ihn.
Mein Anblick?
Das begriff ich irgendwie nicht. Warum sollte ihn meine Gegenwart so gestört haben? In diesem Moment war ich wirklich überrascht und wehrte mich auch nicht, als Suko mich packte und aus dem Zimmer drückte.
Im breiten Flur blieben wir stehen, schauten uns an, wobei Suko meinte:
»Warte erst mal hier.«
»Ja, aber nur ungern.«
»Ich rede mit Tanner und Moran.«
»Tu das.«
Ich blieb in dem Flur allein zurück und setzte mich auf einen Hocker. Von hier aus war es mir nicht möglich, in das Zimmer zu schauen, in dem sich die drei Männer aufhielten. Ich sah sie nicht, sondern hörte sie sprechen, wobei der Polizist deutlicher zu hören war.
Was er sagte, interessierte mich nicht besonders. Worte brauchte ich nicht. Aber da war etwas in seiner Stimme, das all seine Gefühle wiedergab.
Er hatte Angst vor mir. Schreckliche Angst. Vielleicht sogar Todesangst.
Aber ich hatte ihm nichts getan, wir kannten uns nicht, und plötzlich war ich sein Feind.
Ich war mir schon darüber klar geworden, was sein Verhalten bewirkt hatte, als Tanner zu mir kam.
»Kannst du dir das erklären, John?«
»Ja.«
Tanner starrte mich an.
»Was ist, John? Weshalb hat Terry so auf dich reagiert?«
Das war mein Kreuz!
Jetzt, wo ich näher darüber nachdachte, erinnerte ich mich daran, dass ich beim Eintreten die sehr schwache Erwärmung meines Kreuzes gespürt hatte. Ich war so auf die Begegnung mit Tanners Mitarbeiter gespannt gewesen, dass ich es nicht beachtet hatte.
Also gab es hier etwas!
Tanner sprach mich an. Sein Gesicht war durch die Skepsis gezeichnet.
»John, was ist los?«
»Ich habe eine Warnung bekommen.« Mit der Fingerspitze deutete ich auf meine Brust.
»Wann war das?«
»Beim Betreten der Wohnung. Da hat das Kreuz wohl gespürt, dass hier nicht alles in Ordnung war, und es trifft im Endeffekt auch zu, wenn ich an deinen Schützling denke.«
»Ja, das könnte sein. Etwas steckt in ihm. Er ist ein Mörder, aber er ist wiederum auch keiner. Ich jedenfalls kann ihn nicht als einen solchen ansehen. Trotz seines Geständnisses.«
Ich blies den Atem aus und sprach davon, dass wir ein kleines Problem hatten. Terry Moran würde mich nicht in seine Nähe lassen, das stand fest. Und deshalb musste ich den Anfang machen.
Tanner, der sprachlos war, was bei ihm nicht oft vorkam, schaute überrascht zu, wie ich unter mein Hemd griff und wenig später die Kette über den Kopf streifte.
»He, was soll das denn?«
»Ganz einfach.«
»Wie?«
»Ich lege mein Kreuz ab.«
Er wich einen Schritt zurück. »Du willst ohne das Kreuz…«
»Genau das will ich.« Schon längst hatte ich einen Platz ins Auge gefasst, wo ich es deponieren konnte. Ich öffnete die Tür eines eingebauten Wandschranks und ließ es auf ein paar zusammengelegten Putzlappen liegen. Danach schloss ich die Tür wieder.
»Zufrieden?«
Tanner schüttelte den Kopf. »Wenn du meinst, dass es hilft, dann schon.«
»Ich hoffe es.«
»Okay. Lass uns einen zweiten Versuch starten.«
Dagegen hatte ich nichts, und so betraten wir erneut das Wohnzimmer der Tanners…
***
Terry Moran saß wieder auf seinem Stuhl am Tisch. Suko hatte sich nicht hingesetzt. Er stand wie ein Wachtposten in der Nähe und hatte eine fast sprungbereite Haltung eingenommen, um zu verhindern, dass Terry Moran floh.
Der dachte gar nicht daran. Nur als er mich plötzlich sah, da zuckte es durch seinen Köper, aber er stand diesmal nicht auf, sondern starrte mich nur an.
Ansonsten passierte nichts. Ich trug das Kreuz nicht mehr bei mir, und das hatte er genau gemerkt. Für mich war sein vorheriges Verhalten der Beweis gewesen, dass er unter dem Einfluss einer anderen Macht stand, und da fiel mir nur der Teufel ein.
Ihm war nicht mal anzusehen, dass er mich bereits zum zweiten Mal sah. Er lächelte mir sogar entgegen und begrüßte mich mit meinem
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