1570 - Jackpot für den Teufel
kann der Spieler nur in einem besonderen Raum gewinnen. Dort ist er ganz allein.«
»Gibt es ein Zeitlimit?«
»Im Prinzip nicht.«
»Dann könnte ich theoretisch also die ganze Nacht durchspielen?«
»Wenn Sie es schaffen?«
Ich rutschte auf dem Hocker hin und her. »Und Sie wollen mir nicht sagen, woraus er besteht?«
»Nein. Es ist eine Überraschung. Und so muss es auch Ihrem Bekannten ergangen sein. Er war offenbar so davon begeistert, dass er sich selbst bei Ihnen nicht mehr gemeldet hat.«
»Ja, das wunderte mich auch.«
»Sie sind also entschlossen?«
»Ja. Und wann ist es so weit? Wann kann ich los?«
»Moment noch.« Sie deutete auf mich. »Warten Sie bitte auf mich. Ich muss vorher noch einige Stammgäste begrüßen.«
»Natürlich.«
Sie verschwand und ich blieb auf meinem Hocker sitzen. Der gespielte freudige Ausdruck verschwand aus meinem Gesicht. Dass es so schnell klappen würde, damit hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet.
Aber war hier auch alles mit rechten Dingen zugegangen? Genau die Frage musste ich mir stellen. Ich glaubte nicht daran, und deshalb steckte ich voller Misstrauen.
Der Jackpot konnte sich auch als eine böse Falle entpuppen, aber ich war fest entschlossen, es darauf ankommen zu lassen. Eine erkannte Falle ist nur eine halbe.
Alexa King blieb zunächst verschwunden. Ich trank mein Glas leer und bekam erst jetzt richtig mit, dass sich das Casino doch sehr gefüllt hatte.
Vor allen Dingen im Automatensaal herrschte viel Betrieb. Dort verlor man normalerweise nicht so viel Geld wie an den Pokertischen oder am Roulettkessel. Da fiel das Aufhören leichter.
Von Suko und den anderen sah ich noch nichts. Ich wusste nur, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie hier eintrafen. Ich dachte für einen Moment daran, mich mit ihnen in Verbindung zu setzen, ließ aber davon ab, weil Alexa King jeden Augenblick wieder zurückkehren konnte.
Und sie kam auch. Ihr Gesicht zeigte ein starres Lächeln.
Wahrscheinlich konnte sie nicht anders reagieren. Sie war so gepolt und damit fertig.
Ich wartete nicht, bis sie mich erreicht hatte, sondern ging ihr entgegen.
»So eilig, John?«
»Ja. Der Jackpot lockt.«
Sie lachte mich an. »Und dabei wissen Sie gar nicht, was auf Sie zukommen kann.«
»Das stimmt. No risk, no fun.«
»Gute Devise. Was machen Sie denn beruflich?«
»Ich arbeite bei der Bahn.«
»Oh, Lokführer!«
»Nein, in einem Rechenzentrum.«
»Aha, und da denken Sie, dass man Zahlen manipulieren kann, nehme ich an.«
»Habe ich es denn jetzt auch mit Zahlen zu tun?«
»Ja, Zahlen zwischen eins und zehn.«
»Und wann habe ich den Jackpot?«
»Wenn drei gleiche Zahlen in den Fenstern zu sehen sind.«
Sie wollte nicht mehr erklären, nahm mich bei der Hand und zog mich weg, und zwar in den Teil der Spielhalle, der ziemlich im Dunkeln lag, denn dort wurde nicht gespielt.
Ich sah einige leere Tische, über die Tücher gedeckt waren.
Hier hatte sich auch ein anderer Geruch eingenistet. Es roch irgendwie klar, aber auch kalt, als würde ein hauchzarter Wind durch den Raum wehen.
Alexa fand mit traumwandlerischer Sicherheit ihren Weg und zog mich mit sich.
Ich warf einen Blick über die Schulter zurück. Dass wir noch nicht lange unterwegs waren, das wusste ich. Aber als ich jetzt nach hinten schaute, da kam es mir vor, als läge diese andere Spielwelt viel weiter zurück, als es normal gewesen wäre. Auch die Geräusche waren verstummt. Kein heftiges Flüstern mehr, keine Flüche oder das schrille Lachen einer Frau, wenn sie gewonnen oder verloren hatte.
Alexa blieb stehen, ich tat es auch. »Sind wir da?«, fragte ich und versuchte, einen ängstlichen Unterton in meine Stimme zu legen.
»Ja, so gut wie.« Sie bewegte ihren rechten Arm, hob ihn an und schob ihn nach vorn, auf ein schwach leuchtendes Viereck zu, das ich als eine Codetafel erkannte.
Welche Zahlen Alexa drückte, sah ich leider nicht, aber vor uns schob sich lautlos ein Stück der Mauer nach innen und gab so den Weg in eine andere Welt des Casinos frei.
»Da ist es, John!«, erklärte Alexa voller Stolz. »Unser Herzstück. Der Raum, in dem sich Leben verändern können. Hier herrscht der Jackpot. Hier liegt das Glück im Verborgenen. Man muss nur den richtigen Schlüssel haben, um es zu locken.«
Das war alles gut und schön. Ich akzeptierte es auch. Man konnte viel sagen, wichtig war nur, was tatsächlich dabei herauskam, und da war ich gespannt.
»Willst du nicht eintreten,
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