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1571 - Der fliegende Tod

1571 - Der fliegende Tod

Titel: 1571 - Der fliegende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ist bisher nur eine Theorie. Wir haben versucht, einen Grund zu finden, weshalb Ihnen dieses fliegende Monstrum erschienen ist. Es kann auch alles ganz anders gewesen sein.«
    »Ja, und ich sitze hier allein. Meine Frau liegt in der Gynäkologie, wartet auf die Geburt, und ich werde von einem Riesenvogel gejagt, weiß nicht, warum, und frage mich, was ich tun soll.«
    »Gar nichts«, sagte Harry.
    »Wieso?«
    »Weil Sie nichts tun können. Wir sind nicht in der Lage, die andere Seite zu beeinflussen. Das müssen wir hinnehmen. Erst wenn sich uns die andere Seite wieder zeigt, können wir uns wehren.«
    Mit verzogenen Lippen gab Frank Herzog die Antwort. »Wenn ich recht darüber nachdenke, dann kommt bei mir der Gedanke hoch, dass die andere Seite meiner Tochter den Vater nehmen will, um die Kleine für sich zu behalten.« Er lachte auf. »Das ist verrückt, das ist schon beinahe pervers. Aber mir fällt nichts anderes ein. Dabei sollte ich mich schämen, so etwas überhaupt zu denken.«
    »Nein, das müssen Sie nicht. Und dann dürfen Sie etwas anderes nicht vergessen.«
    »Was denn?«
    »Dass wir bei Ihnen sind.«
    Harry hatte mit vollem Ernst gesprochen, und er war gespannt, wie Frank Herzog reagieren würde. Der gab zunächst keine Antwort und fragte dann: »Ich will Sie ja nicht kritisieren, aber haben Sie sich da nicht zu viel vorgenommen?«
    »Es ist immer noch besser, als überhaupt keinen Vorsatz zu haben«, sagte Harry.
    »Ja, das stimmt.«
    »Also bleiben wir dabei.«
    Der Grafiker konnte nicht anders. Er musste einfach lachen. Dann sagte er: »Es ist verrückt, mit welcher Selbstsicherheit Sie das hier alles angehen.«
    »Wir sind nicht erst seit gestern im Geschäft.«
    »Aber Sie haben doch nicht nur mit solchen Fällen zu tun.«
    »Nun ja…« Harry lächelte. »Lassen wir das. Ich denke, wir sollten jetzt ins Haus gehen und…«
    »Ja, es wird langsam kühl.«
    Harry wandte sich an seine Partnerin, aber er sprach sie nicht an, denn ihm fiel deren Haltung auf, die für ihn nicht normal war.
    Dagmar saß zwar auf ihrem Gartenstuhl, aber sie schaute weder ihn noch Frank Herzog an. Ihr Blick glitt zwischen ihnen hindurch. Sie schien so gut wie nichts mehr mitbekommen zu haben.
    Dennoch wollte Harry sie ansprechen, schob seinen Oberkörper etwas nach vorn und bekam staunende Augen, denn er sah etwas, was er seit Langem nicht mehr erlebt hatte.
    Auf Dagmar Hansens Stirn bildete sich ein drittes Auge - das Auge der Psychonauten…
    ***
    Auf einmal erschien Harry die Stille noch intensiver. Es gab in diesem Augenblick nur einen Mittelpunkt. Und das war eben Dagmar Hansen, die Psychonautin.
    Sie bewegte sich nicht. Sie glich einer Statue. Ein starrer Blick der normalen Augen, die jetzt durch das Erscheinen des dritten Auges wie aus dem Spiel genommen wirkten.
    Und das Auge, das zunächst nur schwach zu sehen war, trat immer deutlicher hervor. Es war farbig, es zeigte eine Mischung aus Rot und Violett.
    Harry musste den Grafiker nicht erst ermahnen, keine Fragen zu stellen.
    Frank Herzog hatte es die Sprache verschlagen, und er starrte Dagmar Hansen ungläubig und fast entsetzt an.
    Sie sagte nichts. Sie bewegte sich nicht. Sie war einfach nur vorhanden, aber Harry Stahl wusste, dass sie jetzt etwas sah, das ihnen verborgen blieb.
    Damals vor langer Zeit hatte es die Psychonauten gegeben. Eine Gruppe von wenigen Menschen, die ein uraltes Erbe übernommen hatten. Und zwar aus einer Zeit, in der viele Menschen noch mit der Natur so etwas wie eine Einheit gebildet hatten. Sie wussten, dass es die verborgenen Wege in andere Welten gab und dass man sich darauf einstellen konnte, sie zu entdecken und zu sehen.
    Dafür war das dritte Auge wichtig, das eben nicht nur das wahrnahm, was sich in der Umgebung des Menschen zeigte, sondern auch die Dinge, die tief im Verborgenen lauerten. Ein gefühltes Sehen, so konnte man es am besten umschreiben, und Dagmar Hansen zählte zu den wenigen Menschen, die das Erbe der Psychonauten übernommen hatten.
    Harry Stahl war sich sicher, dass ihr Verhalten etwas mit dem Erscheinen des Riesenvogels zu tun hatte, der ein Relikt aus der Vergangenheit sein konnte.
    Dagmar Hansen musste bis zum Schluss in Ruhe gelassen werden. Erst wenn das dritte Auge nicht mehr zu sehen war, konnten ihr Fragen gestellt werden.
    Noch blieb es, aber die Farbe verblasste bereits, und Harry wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis es wieder völlig verschwunden war.
    So geschah es.
    Auch Frank

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