1572 - Der Menschenzoo
Draußen hinter der Tür, die in Alavans Blickwinkel lag, hallten Laufschritte.
Es mußten viele Männer sein, die da rannten.
Sein Kopf war etwas gestützt. Er konnte neben der Tür eine Wand mit Glasschränken und holographischen Darstellungen sehen, dreidimensionale Längs- und Querschnitte durch den menschlichen Körper.
Gelbe Blinkpunkte markierten Stellen, die für die Außerirdischen von besonderem Interesse sein mußten.
Nachdem die Schritte verklungen waren und er einige Zeit gelauscht hatte, glaubte er, allein zu sein. Daß die Tefroder etwas mit ihm vorhatten, war dagegen klar. Umsonst hatten sie ihn nicht so verschnürt.
Seltsamerweise war Alavan jetzt ruhig. Er zitterte nicht, und sein Herz schlug fast normal.
Er hatte gewußt, daß heute der Tag war, an dem alles zu Ende sein würde. Vielleicht auch erst morgen oder übermorgen, welche Rolle spielte das angesichts der Jahrhunderte?
Er würde heute oder morgen hier sterben. Keine kosmischen Stimmen irgendeiner Meditation sagten ihm das jetzt, sondern etwas, das tief aus ihm selbst kam.
Und es war gut so.
Alavan schloß die Augen und sah Stationen seines Lebens vorbeiziehen, das nach Marys und schließlich auch Virginias Tod nur noch eine sinnlose Wiederholung von immer den gleichen Versuchen gewesen war, die Langeweile zu überwinden.
Nein, plötzlich hatte er keine Angst mehr.
Sie hatten ihn und die Freunde entführt und zu ihrem Planeten gebracht. Sie hatten irgendwie dafür gesorgt, daß die Menschen so alt blieben, wie sie bei der Ankunft gewesen waren. Aber es war kein Geschenk, sondern ein Fluch, ein Verbrechen.
Die Außerirdischen wachten hier über ein Menschenmuseum, soviel stand fest. Und die verschiedenen Menschen aus den verschiedensten Epochen bekämpften sich gegenseitig, um auf diese Weise die grausame Langeweile und die Sinnlosigkeit ihrer Existenz für jeweils kurze Zeit zu vergessen. Wenn es zu hart wurde und der Bestand ihrer Menschengruppen ernsthaft in Gefahr geriet, griffen die Tefroder ein und beruhigten die Gemüter. Dabei nahmen sie bemerkenswert wenig Rücksicht auf das eigene Leben.
Alavan hatte das alles von seinem Berg aus beobachtet.
Ein Tag wie der andere. Nur das Warten und die Erinnerung an die Erde und die Freunde.
This is the end ...
Ja, dies war das Ende.
Alavan war bereit, von dieser Bühne abzutreten. Der Monk war ihm schon vorausgegangen, sein einziger Freund in den letzten Jahrhunderten. Vielleicht fand er ihn dort wieder, wohin es ihn trug, und er traf ihn im Nirwana oder als Wiedergeborenen in einer anderen Zeit.
Angst hatte Alavan nur noch vor der Art und Weise, wie sich sein Ende vollziehen sollte.
Wenn es denn sein mußte und sich die Gelegenheit bot, würde er kämpfen, damit es schnell ging.
So wie er auf der Erde gekämpft hatte, damals für eine bessere, friedliche Welt. Er hatte diesen Träumen noch einige Zeit nachgehangen, hier auf dem anderen Planeten. Und dann kamen die neuen Gefangenen. Es waren Männer und Frauen aus der Zukunft, und sie trugen immer noch Uniformen und immer noch Waffen, nur schrecklichere als in früherer Zeit.
Alavan hatte den Wehrdienst verweigert und seinen Einberufungsbescheid zerrissen. Er hatte nie einen Menschen töten wollen - selbst dann nicht, als er mit den anderen gegen die Tefroder kämpfte.
Jetzt, als er sah, wie sich die Tür öffnete und drei Tefroder eintraten, wußte er, daß er es tun würde, wenn er konnte.
Denn was sie aus den Glasschränken holten, das waren ganz unverkennbar Sezierinstrumente.
Und sie kamen damit auf ihn zu.
10.
21. April 1173 NGZ, History „Ortung", verkündete Tassagol, der Chef der Funk- und Ortungszentrale. „Plötzliche Energieentfaltung beim Haluterschiff."
Theta von Ariga hatte noch nicht reagieren können, als sich Tassagol schon wieder meldete: „Jetzt geht ein Funkspruch von der HALUTA ein! Icho Tolot antwortet endlich auf unseren Anruf."
„Bitte zu mir damit", sagte Theta schnell.
Kassian war sofort bei ihr. Sie blickten sich an. „Und von Atlan?"
„Weiterhin nichts."
Icho Tolots Gesicht bildete sich vor ihnen in der Schirmprojektion. Der Gigant machte eine Geste der Begrüßung und begann noch einmal, nachdem er durch den Ortungschef offenbar unterbrochen worden war. „Ich freue mich, euch hier zu sehen", sagte er. „Ihr habt also meine Hinweise gefunden. Was ich euch jetzt vorlegen kann, dürfte die Mühe wert gewesen sein. Aber ich sehe Atlan und Perry Rhodan nicht.
Dafür habe ich
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