1572 - Der Menschenzoo
wieder über dem Spalt. Seite an Seite, wie zwei Wächter eines heiligen Schatzes. Es war inzwischen dunkel geworden, die Kämpfe des Tages lagen hinter ihnen.
Sie sagten nichts, obwohl sich beider eine seltsame Unruhe bemächtigt hatte. Sie blickten nur den Berghang hinab und beobachteten den Krieger, der mit seiner Beute nach unten kletterte.
Ihn, der seinen ganzen Körper unter schweren Kleidern verbarg, kannten sie nicht. Den Mann aber, der reglos auf seiner Schulter lag, hatten sie oft beobachtet, wenn er dem zottigen Tier auflauerte.
Die beiden hatten oft Katz und Hund gespielt, ganz in der Nähe. Der Mann hatte dem Bepelzten hinter den großen Steinen aufgelauert und ihn fast immer überrascht. Dann hatte er die Kreatur aus dem Hinterhalt angesprungen und bewußtlos geschlagen, aber nie so, daß es ihr weh tat.
Wenn der Zottige zu sich kam, hatte der Krieger sich längst wieder versteckt, und der Bepelzte trottete wütend davon.
Immer vergingen einige Tage, bevor das Spiel wieder anfing. Der Zottige kam auf seinem Pfad daher, und der Krieger lauerte ihm hinter seiner Felsendeckung und zwischen den Büschen auf. „Wir könnten ihm helfen", murmelte Marius.
Urgan blickte ihn überrascht an. „Helfen? Hast du vergessen, was wir uns geschworen haben?"
„Natürlich nicht." Marius nickte. „Wir haben in der Vergangenheit immer wieder versucht, uns anderen Menschen anzuschließen oder einfach zu helfen, wenn wir jemand in Not sahen."
„Und die Belohnung waren Hinterlist und Verrat", sagte der Afrikaner düster. „In diesem endlosen Land ist keiner des anderen Freund."
„Außer ... uns beiden", erinnerte ihn Marius.
Sie lachten und stiegen hinab in ihre Arena. Morgen war ein neuer Tag mit neuen Kämpfen.
Dann mußten sie ausgeruht sein.
Doch Marius fand in dieser Nacht keinen Schlaf.
Er wußte nicht, was ihn eigentlich beunruhigte. Vielleicht hing es mit dem Götterwagen zusammen und dem Donner vom Berg. Und dann der Mann, der jetzt wohl nie wieder mit der wilden Kreatur spielen würde.
Etwas war anders als sonst. Marius wußte es und nahm sich vor, wachsam zu sein.
Ach was, sagte er sich nach Stunden. Nur eines ist wichtig. Heute hatte ihn Urgan dreimal bezwungen.
Morgen mußte das anders sein.
8.
7. April 2404 n. Chr. History Der Schock saß tief und lähmte sie für Sekunden völlig. Es war ihr Glück, daß es den Duplos ebenso ging.
Wenn sie statt dessen vor Kampfrobotern materialisiert wären, hätten sie keine Zeit bekommen, um die Schreckensstarre abzuschütteln.
Gucky begriff im gleichen Moment wie Perry Rhodan.
Als die vier Duplos nach den Waffen griffen, teleportierte er mit Perry und Atlan in einen anderen Sektor der Unterwasserstation. Sie kamen diesmal auf einem Gang heraus, der von dem gleichen grellen Licht erfüllt war.
Die Sirenen heulten auch hier. Bildschirme flammten auf und zeigten das Gesicht eines Offiziers, der Befehle brüllte.
Aus einer Abzweigung waren Laufschritte zu hören, dann hektische Rufe. „Weiter!" sagte Gucky. „Hier wird gleich der Teufel los sein. Das ist der reinste Ameisenhaufen."
„Ja", fluchte Atlan, „aber einer, in den man hineingestochen hat. Was hat das alles schon wieder zu bedeuten?
Wir ..."
„Später!"
Die ersten Tefroder, diesmal anscheinend keine Duplos, erschienen auf dem Gang und begannen sofort zu feuern. Nur Guckys schneller Reaktion war es zu verdanken, daß die Energiestrahlen ins Nichts schossen und lediglich Wandverkleidungen zerschmolzen.
Die zweite Teleportation innerhalb der Station brachte sie in einen Raum mit erträglicherem Licht. Er war mit einem Blick zu übersehen und unschwer als Archiv für verschiedene Datenträger zu identifizieren. In umlaufenden Wandregalen stapelten sich Spulen unterschiedlicher Größe. Dazwischen standen flache und transparente Kästen mit Folien.
Das alles machte keinen sehr aufgeräumten Eindruck - der Tefroder an dem einzigen großen Tisch auch nicht. „Achtung!" zischte Gucky seinen Begleitern zu. Er ließ sie los und machte ein Zeichen, daß sie sich nicht rühren sollten. „Er hat uns noch nicht bemerkt."
Die über Helmfunk gewechselten Worte verrieten sie nicht, obwohl es hier fast völlig still war.
Der Tefroder am Tisch saß vornübergebeugt, die Ellbogen auf der Tischplatte zwischen Spulen und Bildern und das Kinn in die Hände gelegt. Er starrte mit trübem Blick auf einen der vier aktivierten Bildschirme mit Texten und Tabellen. „Der Kerl ist ganz schön
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