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1575 - Der Gesang des Lebens

Titel: 1575 - Der Gesang des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hätte sich nach ihrem Erwachen allein um die eigene Mächtigkeitsballung gekümmert? Welche Großmut, welche Dankbarkeit steckt hinter ihrem überaus weisen Verhalten! In der Abwesenheit von ES sandte sie einen mächtigen Helfer in die Milchstraße.
    Dieser Helfer war ich, und der Kampf gegen die Unterdrückung war im Grunde mein Werk.
    Ja, Salaam Siin. Nun bist du der erste, der um die wahren Hintergrunde weiß. Du bist erstaunt?
    Zu Recht, sage ich, denn nun mußt du Abbitte leisten. Stalker, der Intrigant, hieß es immer nur. Dabei müßte man mich Stalker, den Retter, nennen ...
     
    3.
     
    Gegenwart: Was die 1,5 Millionen Lichtjahre lange Reise nach Muun so interessant machte, waren Stalkers Erzählungen.
    Zwar konnte sich Salaam Siin denken, daß nicht alles darin der Wahrheit entsprach. So leichtgläubig war er nicht mehr. Doch wenn man nur die Hälfte stehen ließ, ergab sich noch immer ein imposantes Bild.
    Leider fehlten die letzten fünfhundert Jahre. Seit der Rückkehr der Superintelligenz ESTARTU mußte sich viel verändert haben. Denn jetzt hatte Salaam Siin erstmals einen konkreten Hinweis darauf gehört, daß ESTARTU zurückgekehrt war. Die Expedition der Galaktiker hatte demnach Aussicht auf Erfolg. Nur eines war ihm noch unklar: Stalker hatte versprochen, ein Permit zur Reise nach Etustar zu besorgen. Was aber wollte der Pterus-Klon wirklich von der Superintelligenz? Sein Interesse an ES nahm Salaam Siin dem anderen nicht ab.
    Und noch etwas bereitete Salaam Siin Kopfzerbrechen.
    Je näher sie Muun und dem Planeten Leenaia rückten, desto unruhiger wurde Stalker. An sich war daran nichts Besonderes, doch in diesem Fall entsprang die Unruhe einer tiefen Angst, die Stalker zu verbergen suchte. Der Ophaler bemerkte es trotzdem, sein Gespür war fein entwickelt.
    Warum diese Angst?
    Was verbarg Stalker noch?
    Er verließ die Zentrale und hockte sich auf den oberen Schüsselrand seines Schiffes. Die Projektoren vermittelten ihm ein Bild endloser Wüstenlandschaft, in deren Mitte er sitzen und einfach ausruhen konnte.
    Neben ihm begann ein ausgetretener Pfad, der einen Kilometer entfernt irgendwo in den Hügeln endete.
    Salaam Siin sang den tiefsten Ton, den sein Membrankranz hervorzubringen imstande war.
    Sekunden später fielen die Psi-Projektoren der HARMONIE ein. Aus der Stille entstand der Gesang eines ophalischen Chores.
    Es handelte sich um eine Komposition, die er Belku na sacca genannt hatte, die Harmonie des Lebens. Zu seiner Zeit war er der einzige Ophaler gewesen, der ohne Chorunterstützung den Nambaq siwa hatte singen können, die Harmonie des Todes. Und jetzt arbeitete er am genauen Gegenstück.
    Der Gedanke daran beschäftigte ihn schon lange. Nambaq siwa konnte den Tod bringen. Einen Gesang, der Leben bringen konnte, gab es nicht. Sehr wohl aber eine Hymne, die den Völkern vom Leben berichtete. Die Aufgabe war so groß, daß selbst Salaam Siin daran verzweifelt wäre - hätte er nicht so oft festgestellt, daß Ophaler über sich hinauswachsen konnten. Er hatte das Gerüst. Die Idee stand. Aber noch fehlten ihm die Klänge.
    Mit voller Absicht versetzte sich der Meistersänger in einen Zustand halbbewußter Dämmerung.
    Doch immer wieder trieb sein Gesang in bekannte Bereiche ab. Der Gesang der Heraldischen Tore von Siom Som, Wahrheitsgesänge, Oden an die Wunder von Estartu, Variationen seiner eigenen Musik. Nein, das war es nicht. „Salaam Siin!" Ärgerlich verschloß er mit seinen Greifbüscheln die Hörorgane.
    Doch die Stimme drang trotzdem zu ihm. „Sänger! Es ist soweit! Wir sind da! Leenaia!"
    Nun erst schaute er auf und sah vor sich Stalker stehen. Ein unzufriedener Akkord ließ die Illusion der Wüstenlandschaft vor seinen Augen verlöschen. Statt dessen erfüllte die Schwärze des Weltraums sein Blickfeld, durchbrochen von den Millionen Lichtpunkten der Galaxis Muun. Und in kurzer Entfernung tauchte die halb beleuchtete Kugel eines Planeten auf.
    Leenaia war der zweite Planet der Sonne Oghana. Sein Durchmesser betrug rund 25000 Kilometer, die Schwerkraft 1,45 g. Eine dichte Wolkendecke hüllte den Planeten lückenlos ein. Darunter zeigten die Instrumente seines Schiffes atembare Sauerstoffatmosphäre an, jedoch stellenweise durchsetzt mit halluzinogenen Gasen. „Du mußt Leenaia doch kennen", meinte er zu Stalker, „wenn du ausgerechnet hierher willst.
    Was weißt du darüber?"
    „Ich bin ein paarmal hiergewesen", antwortete der Klon ausweichend. In seinem Echsengesicht

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