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1575 - Der Gesang des Lebens

Titel: 1575 - Der Gesang des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wirkten ängstlich, mißtrauisch - und kampfbereit.
    Salaam Siin stimmte einen kaum hörbaren Gesang an. Er pumpte seinen Membrankranz zur vollen Größe auf und ließ eine psionische Melodie erklingen, die den Pterus alle Angst nehmen sollte. Die Wesen entspannten sich allmählich. Eines löste sich sogar aus den Reihen der anderen und trat einen Schritt heraus. „Mein Name ist Limet", sagte der Gedrungene. „Ich bin der Nisha von Ktesta. Was führt euch hierher?"
    Stalker schüttelte in einer menschlichen Geste ungläubig den Kopf. „Erkennt ihr mich denn nicht? Ich bin Sotho Tal Ker! Ich bin zurückgekommen! Nun will ich sehen, was aus meiner Kolonie geworden ist!"
    „Sotho Tal Ker? Wer soll das sein?"
    Stalker blieb stehen und schnappte nach Luft. „Ihr habt mein Wirken vergessen? Nach fünfhundert Jahren schon?"
    Limet änderte seine abwehrende Haltung nicht. „Fünfhundert Jahre sind eine lange Zeit.
    Während dieser Spanne ist hier viel geschehen."
    „Was?" Stalker kämpfte sichtlich um seine Fassung, bekam sich aber immer besser in den Griff. „Bitte, berichte!"
    „Vor ein paar hundert Jahren tauchte hier eine Einheit der Hauri auf. Nachfahren von Überlebenden aus dem KLOTZ, falls dir das etwas sagt, Sotho." Limet betonte den Begriff so eigentümlich, als glaube er, einen Geisteskranken vor sich zu haben. „Ktesta wurde fast völlig zerstört. Davon haben wir uns nie wieder erholt.
    Ein Teil des Ortes wurde wieder aufgebaut. Aber der Hauptteil der Pterus zog nach Süden, in gemäßigteres Klima. Wir sind nur noch ein Haufen Versprengte."
    „Leben keine Ophaler mehr hier?"
    „Nein. Sie sind alle weg."
    „Und die Singschule?"
    „Wurde völlig zerstört. Ihr müßt die Ruinen doch gesehen haben."
    „Ja, das haben wir." Mit einemmal wirkte Stalker fast gelöst, als sei eine große Last von ihm genommen. „Wir würden die Ruinen gern besichtigen, wenn es möglich ist."
    „Das läßt sich machen", meinte Limet. „Schließen wir ein Geschäft ab. Ich zeige euch, was ihr wollt. Dafür laßt ihr ein paar syntronische Bausteine da. Unsere Gleiter müssen repariert werden."
    Stalker stimmte sich durch einen kurzen Seitenblick mit Salaam Siin ab; dann erst sagte er zu. „In Ordnung, Nisha. Zeige uns die Ruinen."
    Die Pterus zerstreuten sich wieder und gingen an ihre Arbeit. Nur Limet blieb zurück. Der Nisha, was immer das bedeuten mochte, drehte sich um und führte sie kommentarlos durch die Siedlung.
    Salaam Siin mit seinen kurzen Beinen hatte Mühe, Schritt zu halten. Nirgendwo hier war Metall zu sehen; die Häuser bestanden ganz aus behauenem Stein und natürlichem Mörtel. Die Fenster ähnelten Scharten. Sie waren nicht verglast, ließen also Hitze, Kälte und Niederschlag gleichermaßen eindringen. In der Ecke eines Hofes erkannte der Sänger Tierkadaver. Es waren sowohl Fleischtiere als auch Räuber mit fürchterlichem Gebiß darunter. „Warte, Limet!" forderte Salaam Siin den Pterus mit einer freundlichen Melodie auf. „Vielleicht erkennst du, daß ich aus dem Volk der Ophaler stamme. Deshalb mein Interesse: Was wurde damals aus meinen Artgenossen?"
    „Die Hälfte wurde getötet. Sie hatten versucht, die Hauri mit einem Chorgesang unter Kontrolle zu bringen.
    Das gelang auch, aber der Kommandant der Einheit hatte sich abgesichert. Sobald im Verhalten der Mannschaften eine irreguläre Änderung eintrat, nahm die Schiffssyntronik die Singschule automatisch unter Feuer. Wer überlebt hat, wurde später abgeholt. Nach Mardakaan, glaube ich. Ja, so hieß die Welt."
    Mehr gab es im Augenblick nicht zu sagen.
    Sie hatten die Siedlung durchquert.
    Vor ihnen lag das Ruinenfeld. Auf einer Grundfläche von zweihundert mal fünfhundert Meter stand kaum eine Wand mehr. Anhand einiger Plastik- und Metallreste erkannte Salaam Siin den groben Grundrißverlauf. Dort drüben der Kreis, da hatte der Akustikdom gestanden. Und das schmale, langgestreckte Rechteck hatte früher einmal die Schüler beherbergt. „Sonst ist nichts mehr übrig?" wollte Stalker von ihrem Führer wissen. „Nicht einmal das Archiv der Schule?"
    „Nein. Nichts."
    „Dann danken wir dir, Limet. Wir fliegen wieder ab."
    „Vergeßt nicht die syntronischen Bausteine!"
    Niemand fand sich zum Abschied der beiden Besucher ein. Aber Salaam Siin hatte das bei der Mentalität der hiesigen Pterus nicht anders erwartet.
    Am besten, man ließ sie einfach in Ruhe. Er reichte Limet noch einen Beutel mit kleinsten Schaltbauteilen, dann zog er sich

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