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1585 - Eine Leiche nach Akkartil

Titel: 1585 - Eine Leiche nach Akkartil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Leiche für dich behalten?" fragte er. „Ich will sie nicht für mich behalten", antwortete der Pararealist. „Ich werde ihr im Weltraum eine angemessene und würdevolle Bestattung bereiten."
    „Warum willst du sie nicht mir übergeben?"
    „Weil du mir die Landeerlaubnis verweigerst."
    Unter Wesen mit humanoider Mentalität wäre jetzt womöglich eine Debatte darüber entstanden, was denn das eine mit dem andern zu tun hätte, die Herausgabe der Leiche mit der Erteilung der Landeerlaubnis. Paunaros Überlegungen liefen jedoch in anderen Bahnen. Er wollte Balinors sterbliche Überreste - ob aus Pietät oder aus anderen Gründen, war unklar. Und er nahm zur Kenntnis, daß Sato Ambush nicht die Absicht hatte, auf seine Forderung einzugehen. Er mußte sich etwas einfallen lassen. „Warte eine Minute", sagte er. „Ich melde mich sofort wieder."
    Der Pararealist nickte. Die Bildfläche wurde grau. Sato Ambush hatte keine genaue Vorstellung davon, was der Nakk jetzt tat. Mußte er sich mit anderen beraten? Brauchte er Zustimmung, bevor er der TABATINGA die Landeerlaubnis erteilte? Oder plante er einen Angriff auf das terranische Schiff?
    Was auch immer er tat, er hatte auf jeden Fall seine Zeit exakt bemessen. Genau eine Minute war verstrichen, als der Bildschirm sich wieder belebte. „Du kannst landen", sagte Paunaro. „Du bist unser Gast für eine Zeitdauer, auf die wir uns noch einigen müssen."
    „Ich bin leicht zufriedenzustellen", spottete Sato Ambush. „Ich werde euch nicht ungebührlich zur Last fallen."
    „Du übergibst uns, was von Balinor übriggeblieben ist."
    „Sofort nach der Landung", versprach der Pararealist. „Wir schicken dir einen Peilstrahl. Folge ihm."
    Die Verbindung wurde unterbrochen. Die Bildfläche erlosch. Sekunden später meldete sich Nikki Frickel über Interkom. Sie grinste. „Ich habe das alles mitbekommen", sagte sie. „Es macht Spaß, einem Experten im Umgang mit Nakken zuzusehen."
    „Danke", antwortete Sato Ambush mit angemessener Bescheidenheit. „Hält er Wort? Haben wir eine Peilung?"
    „Soeben eingetroffen", strahlte die Kommandantin. „Wir sind auf dem Weg nach unten."
    Die fremde Sonne stand wie ein gigantisches, böses Auge dicht über dem Horizont. Rachmayn, ein Riese von Beteigeuze-Typ, hatte zwar nur eine Oberflächentemperatur von 3600 Grad, aber dafür waren die Ausmaße des Sterngiganten so gewaltig, daß er Akkartil mit nahezu unerträglicher Hitze übergoß. Die Luft - so dünn, daß der Mensch einer Atemmaske bedurfte - flimmerte über dem nachlässig eingeebneten Landefeld des Raumhafens, den die Nakken seitwärts des über achttausend Meter weit aufragenden zentralen Bergmassivs eingerichtet hatten.
    Im Innern der Berge befand sich der nakkische Stützpunkt. Früher hatte es hier nur eine Art Tempel gegeben.
    Eine geheime Bruderschaft, zu der sich gewisse Teile der nakkischen Bevölkerung hingezogen fühlten und die in Anlehnung an terranische Gebräuche der Vergangenheit eine Loge genannt worden war, hatte hier ihr ideologisches Zentrum und ihre Kommandozentrale gehabt. Die Loge hatte eine Intensivierung der Suche nach dem Überwesen ES befürwortet und war überdies der Ansicht gewesen, daß ES durch die Auslieferung von Zellaktivatoren gnädig gestimmt werden könnte. Auf das Konto der Loge gingen die Aktivatordiebstähle, die Geoffrey Waringer, Irmina Kotschistowa, Jennifer Thyron und andere das Leben gekostet hatten.
    Im Oktober 1169 hatte eines der Logenmitglieder, der Nakk Clistor, auf der Kunstwelt Wanderer sechs Zellaktivatoren an Homunk, den Repräsentanten der Superintelligenz, übergeben und war daraufhin von dem wutentbrannten Ronald Tekener, der den Tod seiner Frau Jennifer nicht überwinden konnte, getötet worden.
    Die Loge hatte sich bald danach aufgelöst. Nakken herkömmlicherer Denkweise hatten sich auf Akkartil eingerichtet und einen Forschungsstützpunkt erbaut, der sich in der Hauptsache mit der Suche nach dem Superwesen ES beschäftigte. Sato Ambush war in den Felsengelassen monatelang zu Gast gewesen und hatte sich bemüht, mit den Nakken zusammenzuarbeiten. Der Tempel war in einen Versammlungssaal umgewandelt worden. Im Innern des Berges hatte man zusätzliche Räume geschaffen, die den nakkischen Forschern als Unterkünfte und Labors dienten. Auch Sato Ambush hatte damals seine Forschungsstätte in unterhalb des ehemaligen Tempels gelegenen Räumen gehabt. Irgendwo dort unten, meinte er, müsse auch heute noch der Paranakk

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