1585 - Eine Leiche nach Akkartil
Wirklichkeit eine Einheit darstellten. Die obere Körperhälfte der Kreatur war menschenähnlich. Der eckige Körperbau und vor allen Dingen der aus der Mund- und Nasenpartie hervorspringende Rüssel wiesen auf unithische Abstammung hin.
Aber unten - da, wo bei humanoiden Wesen die Beine saßen - hatte der Fremde ein mit zwei Rädern bestücktes Fahrgestell. Das Gestell war, soweit man erkennen konnte, nicht organischer Natur. Aber es war mit dem Körper des eigenartigen Wesens fest verbunden und stellte offenbar einen Bestandteil des Körpers dar. „Ein Rollstuhl-Unither!" stieß Nikki Frickel fassungslos hervor.
Der Unither glitt - übrigens nicht auf den an seinem Körper befestigten Rädern, sondern auf einem Antigravfeld - auf die TABATINGA zu. Er hielt dort an, von wo aus zuvor der große, eiförmige Roboter gesprochen hatte.
Seine Stimme war im Kommandostand deutlich zu hören. Auch er sprach Interkosmo. „Ich bin Sellash, euer Betreuer", rief er. „Paunaro hat mich beauftragt, für euch zu sorgen."
„Komm an Bord, wenn du willst", antwortete Sato Ambush. „Sag uns, in welcher Weise du uns betreuen möchtest."
„Macht auf und laßt mich rein!" schrie der Unither. „Ich komme sofort zu euch!"
Als er sah, wie sich in der Seitenwand des terranischen Raumschiffs ein Schleusenschott öffnete, glitt er flink in die Höhe. Eine Minute lang war er von der Bildfläche verschwunden, dann tauchte er, von einem Roboter begleitet, unter dem Eingang der Kommandozentrale auf. „Hallo, ihr alle!" grüßte er freundlich. „Ich weiß, ihr wundert euch über mein Aussehen. Ich bin ein Biont aus dem neuen Fertigungsprogramm, genetisch geklont und technisch mit zusätzlichen Gerätschaften ausgestattet, die meine Verwendungsfähigkeit steigern."
Er wirkte fröhlich. Seine Stimme klang ein wenig nasal, was durch den Rüssel zu erklären war.
Allzu intelligent schien er nicht zu sein. „Seht, wie beweglich ich bin!" rief er.
Er hatte das Antigravfeld, das von irgendeinem in seinem Körper verankerten Gerät projiziert wurde, ausgeschaltet und bewegte sich auf dem Fahrgestell, das fest mit seinem Körper verbunden war, über den Boden des Kommandostands. Er entwickelte dabei nicht nur bedeutende Geschwindigkeit, sondern auch ein beeindruckendes Geschick bei der Umgehung von Hindernissen. Natürlich war jedem unter den Zuschauern klar, daß der angewachsene Rollstuhl von einem Computer gesteuert wurde.
Unmittelbar vor Nikki Frickel, die seine Vorführung unbewegten Gesichts verfolgt hatte, kam der „Rollstuhl-Unither" zum Stehen. „Na, wie habe ich das gemacht?" wollte er wissen. „Ausgezeichnet", antwortete die Kommandantin, die auch jetzt noch keinerlei Anzeichen erkennen ließ, daß sie in irgendeiner Weise beeindruckt war. „Jetzt sag uns aber, wie du uns betreuen willst."
„Oh, das ist einfach!" rief Sellash. „Ihr nennt mir eure Wünsche, und ich sorge dafür, daß sie erfüllt werden."
Nikki Frickel wandte sich an Sato Ambush. „Du bist es, der uns hierher gebracht hat", sagte sie. „Welche Wünsche hast du?"
„Vier Quartiere im Labortrakt unterhalb der Versammlungshalle", antwortete der Pararealist ohne Zögern. „Vier? Wieso vier?" fragte Nikki voller Überraschung.
Sato Ambush lächelte. „Ihr laßt mich in dieser Sache doch nicht allein, oder? Du weißt, worum es geht. Ich brauche Hilfe, sonst kann ich mein Ziel nicht erreichen. Also, bitte!"
Der Widerwille stand Nikki Frickel auf der Stirn geschrieben. Man mußte sie gut kennen, um zu wissen, daß sie es so ernst, wie sie dreinschaute, nicht meinte. „Kleiner Mann!" Ihre Stimme schnitt wie der Klang einer Fanfare durch den Raum. „Ich bin mit meinem Raumschiff nach Akkartil geflogen, weil Homer Gershwin mir einen entsprechen Auftrag erteilt hat. Ich habe keine Sekunde lang einen Hehl daraus gemacht, daß mir weder dieser Planet noch die Nakken sympathisch sind. Jetzt kommst du und verlangst von mir, daß wir dich in die Höhlen dieses Berges begleiten?"
„Es wäre mir angenehm", antwortete der Pararealist. „Ich fühlte mich sicherer, wenn ich dich und noch zwei Mitglieder der Mannschaft bei mir hätte."
Nikkis Blick war mißtrauisch geworden. Aber dem Klang ihrer Stimme merkte man an, daß die Einwände, die sie jetzt noch zu machen hatte, nicht als sonderlich schwerwiegend aufgefaßt zu werden brauchten. „Du machst dir da in Bezug auf mich keine falschen Hoffnungen, nicht wahr?" fragte sie. „Ich bin über hundert Jahre
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