1587 - Rebellion der Sterblichen
Kima wirklich so stark ist, werdet ihr sie auf euere Seite ziehen."
Aramus Shaenor und Balasar Imkord sahen sich unschlüssig an, die Kommissarin hatte im Grunde nichts zu sagen. „Ihr kommt alle drei mit", betonte Hagea. „Wir wollen euch vor Augen führen, wie weit es gekommen ist. Begleitet uns jetzt, oder vergeßt die Sache." ,„Nun gut", entschied Balasar Imkord dann für die beiden anderen mit. „Wir kommen."
Hagea triumphierte. Doch sie achtete weiterhin darauf, daß nicht der kleinste Hinweis ihren Schild durchdrang.
Als sie die unterirdische Anschlußstation der Rohrbahn verließen, umfing sie die Atmosphäre der Altstadt. In langsamem Tempo transportierten die Laufbänder sie durch die engen Gassen. Und sobald die Gruppe der Friedensstifter in denjenigen Teil der Altstadt vordrang, der nur zu Fuß erreichbar war, breitete sich eine bedrohliche Stimmung aus.
Sie waren Feinde.
Aber sie durften es nicht sein, nie und nimmer. „Wie lange noch?" fragte Aramus Shaenor. Seine eisengraue Haartracht war wie züngelnde Flammen nach oben frisiert, wie immer. Doch sein Blick -wirkte unstet. Er sah aus, als würde er jeden Moment einen Hinterhalt vermuten. „Ein paar Minuten", antwortete Hagea ihm. „Wir sind gleich da."
Wenn sie Shaenor von der Seite ansah, erwachte in ihr Mitleid. Für seine einstige, wahre Größe bildete die Unsterblichkeit keinen Ersatz. Und daß er wirklich ein Mörder war, konnte sie kaum glauben. Aber sie hatten den Beweis.
Oder besser: Nonari hatte ihn im Augenblick.
Da vorne tauchte im Gewirr das unscheinbare Tor auf. Die Gassen links und rechts waren frei, wirkten wie die gesamte Altstadt ringsum wie ausgestorben. Hagea trat als erste ein.
Das Tor quietschte ein wenig. Drinnen flammte das Licht uralter Leuchtstoffröhren auf und beleuchtete einen Gang von dreißig Metern Länge. Aus den Augenwinkeln schaute sie nach oben - Neido hatte ganze Arbeit geleistet. Sie wußte, daß der scheinbar verrottete Kasten unter der Decke den ersten ihrer Projektoren barg, doch zu erkennen war das nicht.
Ihre Schritte hallten lange nach. Links und rechts zweigten unbeleuchtete, feuchte Gänge ab. „Ich höre niemanden", stellte Balasar Imkord argwöhnisch fest. „Das kannst du auch nicht", entgegnete Alaresa Anceott unbewegt. „Sie haben sich im Innern der Arena versammelt.
Sie sind vorsichtig. Wir haben den Zeitpunkt so abgepaßt, daß ihr alle auf einmal erwischt."
„Das will ich hoffen. Für uns ist jede Stunde immens wertvoll."
Hagea ließ ihre Hand in eine der Gürteltaschen gleiten. Mit den Fingerspitzen ertastete sie den Kodegeber; ein flacher Kasten mit nur einem einzigen Schalter. War der Schirm erst aktiviert, besaß nicht einmal sie die Möglichkeit, ihn vor Ablauf einer Stunde auszuschalten.
Hagea stieß auch das zweite Tor auf.
Tageslicht drang in den Gang. Sie betrat als erste den Innenraum des großen Theaters, das sich vor ihnen auftat.
Hintendran folgten Balasar Imkord und Aramus Shaenor, dann trat in einer der Schrittfolgen eine Stokkung auf. Sie drehte sich um und sah aus den Augenwinkeln, daß es Onida Cartis war, die da zögerte. Alaresa Anceott jedoch drängte von hinten resolut nach. Cartis folgte den anderen.
Nun standen sie zu fünft im leeren Rund. Früher hatte der Innenraum als eine Art Bühne gedient; ringsum waren in steiler Treppenform um die zweitausend Sitzplätze angeordnet.
Dieses Theater hatte lange niemand mehr betreten. Wozu es den Linguiden früher einmal gedient hatte, wußten sie nicht. „Alles leer", stellte Balasar Imkord mit kalter Stimme fest. „Wo sind die Rädelsführer, die ihr uns versprochen habt?" ,, tu,-... .<<> .-, Hagea spürte zwischen ihren Fingern den Impulsgeber.
Und plötzlich stand Onida Cartis vor ihr. Die andere ahnte wohl, worum es ging. Ihr wurde nicht durch Größenwahn der Verstand benebelt. Aber in diesem Kreis war sie die Geringste.
Sie hatte kein Recht, auch nur die Stimme zu erheben.
Hitze durchströmte Hageas Körper. Es konnte nicht gelingen!
Sie hatte furchtbare Angst, ausgerechnet im Augenblick der Entscheidung. Dennoch krümmte sie den Zeigefinger. Sie spürte, wie der Knopf einrastete, und fast meinte sie, aus den Gängen ringsum ein Geräusch zu hören.
In der Sekunde darauf erfüllte bläuliches Leuchten die Arena.
Es stammte von einem Energieschirm, der sich rings um sie aufgebaut hatte.
Aramus Shaenor und Balasar Imkord fuhren auf dem Absatz herum. Sie blickten wildum sich und rannten dann zum
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