1587 - Rebellion der Sterblichen
zu mir gehalten. Und das war gut so. Doch ich habe euer Murren gehört. Und in mir war nicht nur Unbehagen über das, was ich zu tun hatte - sondern oft regelrechte Abscheu. Was ich tat, war nicht meine Überzeugung, sondern eine List. Ich habe Cebu Jandavari an der Nase herumgeführt!
König Danton ist nie ihr Vasall gewesen, und ebensowenig die Mannschaft der MONTEGO BAY! Doch diesen Weg mußte ich gehen, weil niemand außer mir sie so betrügen konnte. Ihr alle mußtet glauben, ich sei verrückt. Niemand sollte mich ungewollt verraten. Ich habe viele hundert Jahre Erfahrung mit Maskerade, das dürft ihr glauben. Nur deshalb konnte es gelingen, wie es gelungen ist.
Vielleicht sind diese Worte ein Schock für euch alle. Aber ich hoffe es nicht. Unter euch sind so viele Gauner, daß manchmal sogar ich in den Schatten gestellt werde. Und ich sage euch: Die Zeit der Maskerade ist vorbei! Wir gehen in die Offensive!
Ab heute sollt ihr alle wissen, daß ich hier bin, um Paylaczers Macht und Cebu Jandavaris Überheblichkeit zu brechen! Was denkt ihr? Seid ihr dabei?"
Die Stille hielt an - aber nur ein paar Sekunden lang.
Verblüffung lag greifbar in der Luft, dann eine ungeheure, sich entladende Spannung. „Geben wir der Jandavari was auf die Nase!" brüllte Marfin Kinnor. „Genau!" fiel eine Frau ein. „Jetzt ist Schluß mit der Rücksicht!"
Ein unglaublicher Jubelsturm brach los. Erst daran erkannte Roi Danton, wie sehr es unter der Mannschaft wirklich schon gegärt hatte.
Von der Seite trat ironisch lächelnd Gensech Timol an ihn heran. „Es lebe König Danton", sagte er leise, ganz gegen seine sonst so polternde Art.
Der Terraner gab das Lächeln zurück. „Ich habe sie, nicht wahr?"
„Ja. Sie werden sich für dich zerreißen."
Talran Omapho, der in der MONTE-GO BAY normalerweise die Ortungszentrale leitete, hatte die beiden Linguiden unter seine Aufsicht genommen.
Sie verließen so unauffällig wie möglich das Freihändlerschiff und wanderten mit ihren Rückenpaketen ziellos durch Sharinam.
So jedenfalls sollte es für eventuelle Beobachter aussehen. In Wahrheit aber näherten sie sich einem der Landefelder für Gravo-Busse. Sie hatten Glück mit der Verbindung. Innerhalb von zwei Stunden erreichten sie den Kontinent Kaybor, eine kleine Siedlung mitten im Zentrum. Ihr Ziel jedoch war im Norden die Region Zonai. „Wir suchen uns erst eine ruhige Ekke", sagte Talran Omapho. „Verstanden? Kein Aufsehen erregen."
Die beiden Linguiden nahmen ihn in die Mitte.
Adonor Cyrfant und Cuscuba wirkten so nervös, als sei dies ihre erste Aktion dieser Art. Wahrscheinlich war es wirklich so, aber deshalb war er ja mitgekommen.
Außerhalb der Siedlung öffneten sie ihre Pakete. Sie legten SERUNS an und näherten sich mit höchster Geschwindigkeit dem Höhlensystem. Dabei machte sich Adonor Cyrfant ständig Sorgen, der Helm könne seine hochgetürmte Ballonfrisur zerdrücken. „Dreißig Kilometer noch", meldete Cuscuba nervös. „Reicht das?"
„Ja, das reicht. Wenn wir näher heranfliegen, wird man auf uns aufmerksam. So gut ist die energetische Isolierung eines SERUNS leider nicht. Hier landen wir und warten ab."
Sie gingen inmitten einer felsigen Landschaft nieder. Cyrfants Frisur war tatsächlich zerstört. Als Omapho den plattgedrückten Ballon sah, brach er in helles Gelächter aus.
Erst Cyrfants beleidigter Blick ließ ihn wieder verstummen. „Wie wäre es", wollte Cuscuba wissen, „wenn wir uns schon einmal zu Fuß nähern?"
„Das können wir tun. Ich weiß zwar nicht, ob sich's lohnt...
Na gut."
Talran Omapho hatte es sich gerade an einem Felsbrocken bequem gemacht. Ächzend kam er auf die Beine und machte sich mit den beiden Linguiden auf den Weg. Die Energieversorgung der SERUNS war bis auf minimalen Batteriebetrieb abgeschaltet; damit konnten sie auch die Laufhilfen vergessen. Jeder Schritt fiel so schwer, als wateten sie durch Wasser.
Er fluchte unterdrückt.
Ab jetzt galt es abzuwarten - und zu hoffen, daß sie noch laufen konnten, wenn es soweit war.
Marfin Kinnor wurde vom Mausbiber Gucky als erster an Ort und Stelle gebracht. Zwar war von hier aus die Wachstation der Überschweren nicht sichtbar, doch sie war ganz in der Nähe - höchstens einen Kilometer entfernt.
Hin und wieder glaubte er sogar, das Gebrüll der Wächter zu hören. Kinnor verspürte Lust, sich mit einem dieser Überschweren nach Herzenslust zu prügeln. Aber er wußte genau, daß er auch den kürzeren ziehen
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