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1588 - Die falsche Kette

Titel: 1588 - Die falsche Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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umhängen. Dann werde ich ewig leben. Wenn ich ihn mir nicht wieder umhänge, werde ich sterben.
    Sie hängte ihn sich nicht um.
    Statt dessen setzte sie sich auf die Matte und starrte die dunklen Wände an.
    Im Lauf der vergangenen Tage hatten sich Dinge ereignet, die sie erst noch verarbeiten mußte.
    Sie war sich dieser Tatsache bewußt. Aber sie hatte keine Ahnung, wo sie damit anfangen sollte.
    Jedesmal, wenn sie es versuchte, schrumpften all diese Ereignisse auf einen Kern zusammen, der nur eine einzige Person betraf: Sie selbst.
    Dorina Vaccer, die Friedensstifterin.
    Nach einiger Zeit stand sie auf und legte den Zellaktivator in ein verschließbares Fach. Dann setzte sie sich wieder hin und starrte ins Leere.
    Sie war unfähig, sich zu irgend etwas aufzuraffen. All ihr Denken und Fühlen konzentrierte sich auf ein einziges Geräusch - auf das Schlagen ihres eigenen Herzens.
    Es stotterte.
    Dann raste es.
    Einmal setzte es sogar für mehrere Sekunden ganz aus.
    Das war’s, dachte Dorina Vaccer und wunderte sich darüber, daß sie so ruhig dabei bleiben konnte.
    Dann setzte ihr Herz wieder ein.
    Ein Krampf fuhr ihr in alle Glieder und erfaßte ihren ganzen Körper. Kein Medikament half gegen den Schmerz.
    Ich lebe! sagte Dorina Vaccer in Gedanken zu sich selbst. Solange ich diesen Schmerz fühle, bin ich noch nicht tot, und solange ich nicht tot bin, habe ich eine Chance!
    Sie wiederholte es immer und immer wieder. Stundenlang.
    Dann war der Schmerz weg. Statt dessen kam das Gefühl der Desorientierung.
    Dorina Vaccer verlor den Bezug zur Welt und zur Zeit. Fast hätte sie sogar den Bezug zu sich selbst verloren.
    Und damit auch ihren Verstand.
    Es war, als würde sie in einen Abgrund fallen.
    Tief, immer tiefer.
    Und als sie landete und verwundert feststellte, daß sie immer noch am Leben war, hatte die Veränderung bereits stattgefunden.
    Aber sie brauchte noch viel Zeit, um herauszufinden, was sich verändert hatte.
     
    2.
     
    2.10.1173 NGZ Dorina Vaccer fühlte sich, als hätte sie eine lange, schwere Krankheit überwunden. Schlapp und schwach, mit wackeligen Knien verließ sie ihre Kabine.
    Sie stellte fest, daß es in der SINIDO sehr still war. Keiner der Schüler ließ sich blicken.
    Nirgends wurde geredet. Niemand lachte.
    Es war geradezu unheimlich.
    Dorina Vaccer erreichte die Zentrale und trat ein.
    Auch hier war es auffallend ruhig.
    Dabei waren alle Stationen besetzt. Es schien jedoch, als hätten sich die rund zwanzig Linguiden, die zur Zeit anwesend waren, nichts mehr zu sagen.
    Das war ungewöhnlich.
    Von draußen näherten sich schnelle Schritte. Dorina Vaccer drehte sich um und sah Amdan Cutrer, der gerade in diesem Moment eintrat.
    Der Linguidin wurde klar, daß man ihren Schüler im selben Augenblick herbeigerufen hatte, als sie selbst in der Zentrale angekommen war.
    Als hätten sie ihn zu ihrem Fürsprecher gemacht, dachte Dorina Vaccer verwundert. Als hätten sie Angst davor, selbst mit mir zu sprechen! „Wir erreichen unser Ziel in wenigen Stunden", sagte Amdan Cutrer zu ihr. „Ich kann mich nicht daran erinnern, ein Ziel genannt zu haben", bemerkte Dorina Vaccer.
    Amdan Cutrer war ihr Meisterschüler, fast schon selbst ein Friedensstifter. Er hatte sich sehr gut in der Gewalt.
    Trotzdem konnte Dorina Vaccer deutlich erkennen, daß ihm der Schreck in alle Glieder fuhr. „Seit wann hast du Angst vor mir?" fragte sie verwundert.
    Amdan Cutrer ging nicht auf diese Frage ein. „Wir sind auf dem Weg nach Lingora", sagte er. „Du hast dort eine Verabredung mit Balasar Imkord und Aramus Shaenor."
    „Tatsächlich?" fragte Dorina Vaccer überrascht. „Wann?"
    Amdan Cutrer zögerte. Er schien zu glauben, daß seine Meisterin ihm nur etwas vorspielte.
    Offensichtlich rechnete er damit, daß sie ihn lediglich zu einer überflüssigen Erklärung verleiten wollte. Er war darauf gefaßt, daß sie ihn dann mit irgendeiner herabsetzenden Bemerkung in jene Schranken weisen würde, aus denen sie selbst ihn gerade erst hervorgelockt hatte. „In vier bis fünf Tagen", sagte er verbissen. „Du hast bisher noch keinen festen Termin genannt."
    „Dann bleibt uns noch genug Zeit für einen Abstecher nach Taumond", stellte Dorina Vaccer fest.
    Amdan Cutrer wich ihren Blicken aus. Er wandte sich an den Piloten. „Kurs auf Taumond!" befahl er, als brauche seine Meisterin neuerdings jemanden, der ihre Worte für das gemeine Volk übersetzte und interpretierte.
    Dorina Vaccer beobachtete diese Szene

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