1596 - Dämonengold
zerbrochen war.
Einige verfaulte Holzstücke lagen noch in der Nähe des Fundes, dem er sich jetzt mit behutsamen Schritten näherte. Die Nervosität war geblieben, aber auch eine gewisse Angst, die in seinem Innern steckte und ihn nicht mehr loslassen wollte.
Das Licht wies ihm den Weg. Er wurde von der Reflektion des Metalls geblendet, aber das machte ihm nichts aus. Es zeigte ihm nur, wie nahe er dem großen Ziel war.
Dann hatte er das Gold erreicht. Er starrte auf die runden Scheiben.
Nicht alle glänzten, einige waren schon auf der Oberfläche matt, aber er wusste, dass dieses Metall echt war.
Ricky ging in die Knie. Sein Herz schlug noch immer sehr schnell. Hinter seinen Schläfen tuckerte es. Bedächtig kniete er vor seinem Schatz nieder. Wie ein Betender vor einem Altar.
Die Menschen waren seit Urzeiten vom Glanz des Goldes fasziniert gewesen, und das hatte sich bis heute nicht geändert. Gerade in dieser Zeit der großen Finanzkrisen war der Wert des Goldes wieder in gewaltige Höhen gestiegen. Und wenn er daran dachte, was ihm dieser Fund bringen würde, wurde ihm ganz anders zumute.
Die Lampe legte er neben sich, weil er beide Hände frei haben wollte.
Dann streckte er seinen rechten Arm aus, um eines der runden Stücke anzufassen.
Er hatte ja Zeit, viel Zeit, und die würde er sich auch lassen. Niemand konnte ihn von hier vertreiben. Ihm gehörte die Beute. Sie hatte ihn zu einem reichen Mann gemacht.
Mit der Handfläche strich er über ein Goldstück hinweg und war überrascht. Er hatte damit gerechnet, ein kühles Metall zu berühren, doch das war hier nicht der Fall.
Das Gold fühlte sich überraschend warm an. Es war körperwarm, was ihn schon wunderte. Wie unter Zwang ließ er seine Hand auf dem Goldstück liegen und erlebte dabei noch etwas anderes.
Es war nicht nur die ungewöhnliche Wärme, die sich für ihn nicht erklären ließ. Etwas ging von dem Gold aus, und es war mit einer Strahlung zu vergleichen, die zuerst seine Hand erfasste und danach in seinen Körper drang.
Ricky Waiden wusste keine Erklärung. So etwas hätte er sich nicht in seinen kühnsten Träumen vorstellen können. Was sich hier tat, das war für ihn nicht zu begreifen. Als würde dieses Metall so etwas wie Leben beinhalten.
Und der seltsame Strom hörte nicht auf.
Ricky Waiden wollte das Gold loslassen. Er fürchtete sich plötzlich davor, aber es blieb bei dem Vorsatz. Er schaffte es nicht. Er konnte seine Hand nicht mehr davon lösen. Sie schien auf dem Metall zu kleben, und so musste Ricky es hinnehmen, dass die andere Kraft von ihm Besitz ergriff.
Sie rann durch seinen gesamten Körper. Erreichte sogar den Kopf und auch seine Füße.
Er verstand die Welt nicht mehr. Längst hatte sich tief in seinem Innern eine große Angst ausgebreitet. Schon jetzt war ihm klar, dass ihn die Gier zu einem großen Fehler verleitet hatte. Er dachte plötzlich daran, dass Gold nicht nur Segen bringen konnte, sondern auch den Fluch.
Hatte ihn ein Fluch getroffen?
Waiden wusste es nicht genau. Er kniete noch immer. Der Arm war ausgestreckt und die Goldscheibe klebte auf seiner Handfläche.
Ich muss weg - ich muss…
Seine Gedanken rissen, denn plötzlich hörte er das Gelächter. Es klang böse, abgehackt, und es traf ihn wie akustische Schläge, die ihm Schmerzen bereiteten.
Niemand hielt sich in seiner Nähe auf, von dem dieses Gelächter hätte stammen können. Es drang aus dem Unsichtbaren zu ihm, und es hörte sich an, als käme es mitten aus der Hölle.
So konnte nur der Teufel lachen.
Der Teufel und das Gold!
Etwas jagte durch seinen Körper, was er nicht begriff. Aber es forcierte seinen Willen. Auf einmal konnte er sich wieder bewegen und handeln.
Er schaffte es tatsächlich, seine Hand von dem Goldstück wegzureißen.
Die Bewegung war so heftig, dass er dabei nach hinten kippte.
Rick Waiden atmete schwer. Der fiebrige Ausdruck war aus seinen Augen verschwunden. Er hatte dem der Furcht Platz gemacht.
Noch auf dem Boden liegend wälzte er sich herum, packte seine Taschenlampe und stemmte sich auf die Füße.
Ab jetzt gab es für ihn nur einen Ausweg - die Flucht. Er pfiff auf das Gold. Er wollte nur noch weg, weil er plötzlich das Gefühl hatte, kein normales Gold gefunden zu haben, sondern ein von der Hölle verfluchtes….
***
Ricky Waiden erwachte. Er musste nicht erst in den Spiegel schauen, um festzustellen, dass er in Schweiß gebadet war. Das wusste er auch so, denn nie war es anders nach seinen
Weitere Kostenlose Bücher