1598 - Der Tag des Zorns
Sohn, aber ich sehe, daß du noch mehr von unserem Geblüt bist.
Du bist Arkonide, und in wachen Augenblicken wirst du es auch wissen."
Die Stimme von Thora wurde lockend. „Komm zu uns", sagte sie halblaut. „Hier, bei deinem Volk, ist deine Zukunft. Ich mußte den Eid halten, den ich meinem Volk geschworen habe, und ich habe es in den letzten Jahrhunderten nicht bereut.
Nur du hast mir gefehlt, Thomas. Nur du."
„Verräterin!" knirschte Thomas. „Ich werde dich mitnehmen, und du wirst vor ein Gericht gestellt werden für deinen Verrat. Du hast die Erde verraten, du hast Vater verraten ..."
„Ich habe dich verraten, Thomas", sagte Thora leise; sie senkte den Blick. „Das gebe ich zu, und das schmerzt mich. Aber sonst ..."
„Thora, wir müssen ..." Ich hörte Atlans Stimme. Ich sah, wie Thomas sich bewegte.
Es dauerte nur wenige Sekundenbruchteile.
Ich versuchte, meine Waffe ins Ziel zu bringen, einen Schuß abzugeben, der Atlan warnen, ihn aus der Schußlinie vertreiben sollte. Zur gleichen Zeit ruckte der Blaster von Thomas hoch, während sich sein Gesicht in eine verzerrte Fratze verwandelte.
Thora stieß einen gellenden Schrei aus, bewegte sich.
Mein Schuß traf die Decke und richtete nur geringen Schaden an. Thomas feuerte auf Atlan, der in diesem Augenblick erschien. Und er traf seine Mutter, die sich in die Schußbahn geworfen hatte, um Atlan vor diesem Treffer zu bewahren.
Im nächsten Augenblick war es still. Nichts war zu hören. Vielleicht war ich auch einfach taub vor Entsetzen.
Ich sah alles wie in Zeitlupe, unfähig, auch nur ein Glied zu rühren.
Thora brach zusammen, sterbend oder schon tot. Atlan fing die Zusammensinkende auf. Thomas ließ die Waffe fallen, brach in die Knie.
Ein dreifaches „Nein!" klang durch den Raum. Eines von mir, schwach und kraftlos vor Schreck.
Ein laut gellendes, entsetztes aus dem Mund von Thomas und ein erschüttertes, wutschäumendes aus dem Mund von Atlan. „Mutter!" schrie Thomas zusammenbrechend, die Augen starr auf Thora und Atlan gerichtet.
Der Arkonide ließ die Leiche der Frau behutsam auf den Boden sinken. Gleichzeitig trat ich hervor und richtete meine Waffe auf ihn. Dieses Grauen mußte ein Ende haben. „Das werdet ihr mir büßen ...!"
Bis ans Ende meiner Tage werde ich diese Stimme nicht vergessen. Sie war nicht laut, Atlan sprach fast wie im Plauderton, aber ich spürte, daß er damit das Programm für den Rest seines Lebens ausgesprochen hatte, zugleich das Urteil über uns alle.
Im nächsten Augenblick ruckte unter unseren Füßen der Boden hoch, ein Stück der Decke brach herunter. Eine Bombe mußte in allernächster Nähe eingeschlagen haben.
Wie es danach weitergegangen ist, kann ich nicht schildern. In meinem Gedächtnis sind nur wirre Bilder von Entsetzen, Not, Elend und Grauen, von Blut und Schrott und Tod.
Irgendwie ist es mir gelungen, Thomas zu fassen und ins Freie zu zerren. Eine Space-Jet hat uns aufgenommen und in Sicherheit gebracht, knapp zehn Minuten bevor Arkon III in Stücke gerissen wurde.
Von Thora von Zoltral wurden keine Überreste gefunden.
Das Große Imperium von Arkon ist de facto aufgelöst, die Völker sind zerstreut, die Zentralwelt ist verwüstet.
Die Blues haben bei diesem Angriff auf Arkon Verluste hinnehmen müssen, die sie auf lange Zeit als Machtfaktor in der Milchstraße ausscheiden lassen.
Perry Rhodan trauert. Thomas tobt in schaurigem Delirium aus Entsetzen und Schuld.
Die Spur des Arkoniden verliert sich irgendwo im Zentrum der Milchstraße ..
14.
Solares System, Terra 15.5.1174 NGZ; 8:28 Uhr (An Bord der EIDOLON) „Es ist eure einzige Chance", sagte Perry Rhodan mit einer Stimme, der anzumerken war, wieviel Kraft er aufwenden mußte, um energisch und zuversichtlich zu klingen. „Ihr habt im Grunde keine andere Wahl!"
Die sterbenden Unsterblichen sahen ihn an.
Der Anblick war erschütternd. Der Alterungsprozeß hatte eingesetzt, die Wirkung der Zelldusche hatte aufgehört. Mindestens zweiundsechzig Jahre sollte die Wirkung der Behandlung im Physiotron anhalten.
Jetzt war davon nicht mehr viel geblieben. „Ich mache euch nichts vor", sagte Perry Rhodan leise. „Dies kann der Abschied sein, für jeden von uns. Die Nachrichten aus der Milchstraße sind erschütternd. Welten scheinen entvölkert zu sein, aus allen galaktischen Richtungen gellen Hilferufe über die Frequenzen. Millionen von Menschen sind auf Terra und Mars verschwunden, als hätten sie nie gelebt."
„Die
Weitere Kostenlose Bücher