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1598 - Der Tag des Zorns

Titel: 1598 - Der Tag des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Zeit ist aus den Fugen", murmelte Atlan bedrückt. Perry Rhodan nickte. „So ist es", sagte er leise. „Dies scheint jener Tag zu sein, den der Dichter meinte: Tag des Zorns, jener Tag, da Zeitalter zu Staub zerfallen, wie David und die Sibylla es geweissagt haben ..." Die Unsterblichen schwiegen.
    Sie wußten, was die Stunde geschlagen hatte.
    Noch am Abend des vorigen Tages hatten sie sich normal gefühlt, sie waren gesund zu Bett gegangen.
    Erwacht waren sie als Greise. Die Haut faltig, mit Gelenken, die bei jeder Bewegung Schmerzen verursachten.
    Reginald Bull mußte sich eines Stockes bedienen, Ronald Tekener war so gut wie blind; der Mund des Mannes, den man einmal „Smiler" genannt hatte, war in einem Ausdruck immerwährenden Schmerzes erstarrt. Guckys Fell war fleckig geworden, an einigen Stellen schimmerte fahl und gelb die nackte Haut durch. „Irgend etwas passiert dort draußen auf der Plutobahn", sagte Rhodan. „Wir können es an uns selbst sehen. Die normalen Maßstäbe gelten nicht mehr. Auf der einen Seite sind die angeblichen 62 Jahre viel schneller vergangen, als es hätte sein dürfen. Auf der anderen Seite vollzieht sich unser Zerfallsprozeß erheblich langsamer, als anzunehmen war. Ich habe Anweisung gegeben, für jeden von euch eine Winterschlafkammer einzurichten. Fachleute werden mit den modernsten Mitteln dieses zwölften Jahrhunderts der Neuen Galaktischen Zeitrechnung alles daransetzen, eure Lebensfunktionen so langsam wie nur irgend möglich ablaufen zu lassen."
    „So etwas nennt man Zeit schinden", warf jemand ein. „In Finanzkreisen nennt man es Wechselreiterei", bemerkte Homer G. Adams. „Nennt es, wie ihr wollt, es ist unsere letzte Chance", sagte Perry Rhodan. „Wieviel Zeit haben wir noch?"
    Die Frage war schon einige Male gestellt worden, niemand hatte bislang eine Antwort darauf gefunden. Oder zu geben gewagt.
    Perry Rhodan hob den Blick, als könne er durch die Hülle hindurch hinüber nach Wanderer sehen. „Vielleicht genug", sagte er. „Ein paar Stunden. Die Nachrichten, die wir bekommen, deuten auf eine krisenhafte Zuspitzung hin, auf die Katharsis der Ereignisse."
    „Pah", machte Julian Tifflor. „Wißt ihr, worauf die Nachrichten auch hindeuten? Auf eine Serie von Staatsbegräbnissen. Auf allen Frequenzen Trauermusik."
    Icho Tolot zeigte etwas, das wohl die halutische Variante eines Lächelns darstellen sollte. „Menschen!" sagte Tolot mit sanftem Kopfschütteln.
    Es dauerte eine halbe Minute, bis das erste hustende Lachen zu hören war, dann aber fiel einer nach dem anderen ein. „Und du willst hier die Stellung halten?" fragte Reginald Bull. „Ja", antwortete Perry Rhodan. „Ich rechne damit oder ich hoffe wenigstens darauf, daß die Krankheit von ES in den nächsten Stunden jenen Höhepunkt erreichen wird, der der Heilung vorausgeht. Ihr kennt das doch ..."
    „Woher?" fragte Julian Tifflor milde. „Wir sind nie richtig krank gewesen."
    „Sobald die Nakken ES geheilt haben, werden Paunaro und die anderen Nakken hoffentlich zurückkehren, und dann werde ich euch die Aktivatoren wieder aushändigen, und der Spuk ist vorbei. Oder wir werden ES daran erinnern, wie lang zweiundsechzig Jahre wirklich sind. Das ist unsere Chance."
    „Als Lotterie würde ich das verbieten lassen", bemerkte Reginald Bull. „Aber du hast recht, hoffentlich."
    Alaska Saedelaere schob sich langsam nach vorn. „Ich fange an", sagte er mit erstaunlicher Ruhe. „Als Mann mit der Maske bin ich so viele Tode gestorben, da kommt es auf diesen nicht mehr an." Er sah Perry Rhodan ins Gesicht. „Und da dies, wie du sagst, kein richtiger Abschied ist ..."
    Er brachte den Satz nicht zu Ende, verstummte mit brechender Stimme, dann wandte er sich langsam um, schritt durch die Gruppe der anderen Sterbenden und verließ die Zentrale der EIDOLON. Am Ausgang nahmen ihn Medoroboter in Empfang, um sich um ihn zu kümmern. „Ich werde mich um mich selbst kümmern", ließ sich Icho Tolot vernehmen, als er stampfenden Schrittes die Zentrale verließ.
    Einer nach dem anderen verließ die Zentrale der EIDOLON, als letzter Reginald Bull. Auch die anderen, Sato Ambush und die Besatzung, hatten sich diskret zurückgezogen.
    Atlan blieb. „Du bist an der Reihe", sagte Perry Rhodan leise.
    Atlan schüttelte den Kopf. „Nein", sagte der Arkonide, der mehr Lebensjahre bewältigt hatte als jeder andere der Unsterblichen. „Nicht ich. Ich bleibe bei dir."
    Perry Rhodan schwieg. In der Zentrale war es still.

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