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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Stock. Einen Rechtsspruch zu vollziehen, ist das Amt des Henkers; ich aber bin kein solcher.“
    „Du hast recht. So bestimme du selbst, wer es tun soll!“
    „Das werde ich gern tun. Es ist so lieblich anzusehen, wenn Freunde und Kameraden sich Ehren erweisen. Humun ist der Verbündete des Schneiders. Er mag ihm die dreißig Hiebe als Zeichen seiner Achtung und Bruderliebe geben.“
    Das war eine Bestimmung, welche meinen vollen Beifall hatte. Ich gab das durch ein Nicken zu erkennen, infolgedessen sich Halef an Humun wendete:
    „Hast du gehört, was gesprochen wurde? Tritt also her, und spende deinem Genossen die Wohltat der Gerechtigkeit!“
    „Das tue ich nicht!“ weigerte sich der Diener.
    „Das kann dein Ernst nicht sein. Ich rate dir, an dich selbst zu denken. Die dreißig werden ausgeteilt. Wenn du sie ihm nicht gibst, so bekommst du sie selbst. Das verspreche ich dir beim Bart meines Vaters. Also vorwärts! Zaudere nicht, sonst helfe ich nach!“
    Humun erkannte, daß er nicht auszuweichen vermöge. Er trat an die Bank und nahm einen der Stöcke auf. Dabei war es ihm leicht anzusehen, daß er seines Amtes nicht sehr kräftig walten werde. Darum warnte ihn Halef:
    „Aber ich sage dir: bei einem jeden Hieb, der mir zu schwach erscheint, bekommst du selbst die Peitsche. Nimm dich also wohl zusammen. Osco, laß dir die Peitsche des Effendi geben und stelle dich an die andere Seite dieses gutherzigen Mannes! Sobald ich ihn meine Karbatsche fühlen lasse, tust du es auch mit der deinigen. Das wird ihn ermuntern, sich unsere Zufriedenheit zu erwerben. Omar mag zählen und kommandieren.“
    Für Humun war die Situation höchst peinlich. Er hätte seinen Genossen gern geschont, aber rechts neben ihm stand Halef, links Osco mit der Peitsche in der Hand. Er war also selbst bedroht und sah ein, daß er gehorchen müsse. Jedenfalls war es nicht das erste Mal, daß er die Bastonade ausführte; das ersah man aus der Weise, in welcher er den Stock leicht auf die Stelle legte, welche er treffen wollte.
    Suef sagte kein Wort. Bewegen konnte er sich nicht. Aber wenn die Blicke, welche er auf uns warf, Messerklingen gewesen wären, so hätte er uns durch und durch gestochen.
    Murad Habulam verwendete kein Auge von der Szene. Seine Lippen bebten. Von Augenblick zu Augenblick schien es, als ob er sprechen wollte, aber er bezwang sich. Doch als Humun zum ersten Hieb ausholte, vermochte er nicht länger zu schweigen; er rief:
    „Halt ein! Ich befehle es!“
    „Kein Wort!“ rief ich ihm zu. „Ich will gnädiger mit euch verfahren, als ihr es mit uns vorhattet; aber sprichst du noch ein Wort ohne meine Erlaubnis, so führe ich dich nach Uskub und übergebe dich dem Richter. Wir können beweisen, daß du uns nach dem Leben getrachtet hast, und wenn du meinst, daß nach unserer Entfernung dich die Richter dieses Landes laufen lassen werden, so mache ich dich darauf aufmerksam, daß sich in Uskub mehrere Balioslar (Konsuln) des Abendlandes befinden, welche die Macht haben, die strengste Strafe für dich zu erwirken. Bist du also klug, so schweige!“
    Er fiel in sich zusammen. Er kannte die Macht der erwähnten Beamten und fürchtete sie; darum sagte er von nun an kein Wort mehr.
    Suef erhielt seine dreißig Hiebe. Er biß die Zähne zusammen und gab keinen Laut von sich, das Knirschen seines Gebisses abgerechnet. Sobald Humun den ersten blutigen Striemen sah, schien er gar nicht mehr daran zu denken, daß er hatte Rücksicht üben wollen. Er schlug so kräftig zu, daß ich ihm fast Einhalt getan hätte. Es gibt eben Menschen, denen beim Anblick des Blutes erst die Blutgierde kommt. Wilde scheinen sogar berauscht davon zu werden.
    Ich hatte gleich beim ersten Schlag die Augen geschlossen. Es ist nichts weniger als ein Vergnügen, einer solchen Exekution beizuwohnen; aber ich bildete mir einmal ein, es der Gerechtigkeit, der Rücksicht auf uns und unsere Nebenmenschen schuldig zu sein, hier keine Gnade walten zu lassen, und die Folge zeigte, daß Suef diese Züchtigung viel, viel mehr als reichlich verdient hatte.
    Er hatte keinen Laut hören lassen; aber als der letzte Hieb gefallen war, schrie er:
    „Raki, raki tabanlar üzerinde dökyn, tschapuk, tschapuk – gießt Raki, Raki auf die Sohlen, schnell, schnell!“
    Jetzt wagte Habulam zu sprechen. Er befahl Anka, Raki zu holen. Sie brachte eine ganze Flasche voll. Humun ergriff dieselbe und steckte zunächst dem Gezüchtigten den Hals derselben in den Mund. Suef tat einige

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