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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fassen; dieser aber holte blitzschnell aus und gab ihm eine so gewaltige Ohrfeige, daß dem Getroffenen die Pistole entfiel und er selbst in einem weiten Bogen zur Erde flog. Ehe er Zeit fand, sich aufzurichten, kniete Halef, der seine Waffe schnell in den Gürtel zurückgeschoben hatte, auf ihn und beohrfeigte ihn mit beiden Händen und mit solcher Geschwindigkeit, daß der Mann gar nicht dazu kam, ein Glied zu seiner Verteidigung zu rühren.
    Habulam war von seinem Sitz aufgefahren und brüllte vor Wut. Humun gestikulierte wie ein Rasender, wagte es aber nicht, Suef zu Hilfe zu kommen. Die Knechte und Mägde zeterten mit, ohne sich jedoch vom Platz zu rühren. Es gab einen wahren Höllenlärm, bis Halef von seinem Gegner abließ und sich erhob.
    Dieser huschte nach der Stelle hin, an welcher die ihm entfallene Pistole lag; der Hadschi aber war schneller und schleuderte sie mit dem Fuß fort, so daß sie an meinen Stuhl anprallte und da liegen blieb. Suef sprang herbei, um sie aufzuraffen, und kam also in den Bereich meiner Arme. Eben als er sich bückte, legte ich ihm die Hand um das Genick und zog ihn empor. Mein Griff hatte zur Folge, daß er die Arme schlaff herabhängen ließ und ängstlich nach Luft schnappte. Osco hob die Pistole auf und steckte sie zu sich. Ich gab dem Schneider mit der Linken einen Klaps auf den Kopf und setzte ihn zu meinen Füßen auf den Boden nieder.
    „Hier bleibst du sitzen, ohne dich zu rühren“, gebot ich ihm. „Sobald du Miene machst, ohne meine Erlaubnis aufzustehen, drücke ich dir deinen Schwachkopf wie ein Ei zusammen.“
    Er ließ Kopf und Arme sinken und bewegte sich nicht. Die anderen tobten noch immer.
    „Nimm die Peitsche und schaffe Ruhe, Halef!“
    Kaum hatte ich diese Worte gesagt, da sauste die Peitsche des Kleinen auch schon auf Habulams Rücken nieder. Der Alte war sofort still, auch Humun schwieg, und die anderen folgten augenblicklich seinem Beispiel.
    „Setze dich nieder!“ herrschte ich unserem Richter zu, und er gehorchte.
    „Weg da von der Tür!“ gebot ich dem Gesinde. „Trollt euch in jene Ecke! Dort bleibt ihr, bis ich euch erlaube, sie zu verlassen!“
    Sie beeilten sich, diesem Befehl nachzukommen. Wir waren also nun rückenfrei und konnten alles und alle genau überblicken.
    Es war Habulam anzusehen, daß er nicht wußte, was er sagen und wie er sich verhalten solle. Sein Blick flog zornig von einem zum anderen. Er hatte die Hände geballt und den Mund zusammengepreßt. Endlich öffnete er denselben, um einen Ausbruch des Zornes an mich zu richten.
    „Schweig, sonst bekommst du abermals die Peitsche!“ rief ich ihm zu. „Jetzt bin ich es, der zu sprechen hat. Meinst du etwa, daß wir dich hier aufgesucht haben, um uns die Fußsohlen wundschlagen zu lassen? Denkst du, daß wir Leute sind, über welche du zu Gericht sitzen kannst? Wir werden nun euch euer Urteil verkünden und es auch vollziehen. Du hast die ‚Maschine des Prügelns‘ herbeiholen lassen, und wir werden uns ihrer bedienen.“
    „Was fällt dir ein!“ entgegnete er. „Willst du mir hier in meinem eigenen Hause – – –“
    „Ruhig!“ unterbrach ich ihn. „Wenn ich spreche, hast du zu schweigen. Dein Haus ist eine Mördergrube, und da denkst du, daß –“
    Auch ich wurde unterbrochen. Osco stieß einen Schrei aus und warf sich auf den Pseudo-Schneider. Aber auch ich hatte, obgleich meine Augen auf Humun gerichtet gewesen, die Bewegung Suefs bemerkt. Dieser Bursche war wirklich ein höchst gefährliches Subjekt. Er war der einzige, welcher es gewagt hatte, zur Waffe zu greifen. Jetzt mochte er denken, daß ich nicht acht auf ihn habe. Er war mit der rechten Hand in die Innenseite seiner Jacke gefahren und hatte ein Messer hervorgebracht. Indem er sich dann blitzschnell zu mir empor bäumte, wollte er mir die blank geschliffene Klinge in die Brust stoßen; aber es gelang ihm nicht. Osco ergriff ihn noch im rechten Augenblick bei der bewaffneten Hand, und schon hatte auch ich ihn bei der Gurgel gefaßt.
    Halef kam herbei und nahm dem abermals Überwältigten das Messer aus der Hand.
    „Durchsuche seine Taschen, während wir ihn halten!“ sagte ich.
    Er tat es und brachte ein altes Doppelterzerol, welches geladen war, verschiedene Kleinigkeiten und einen wohlgefüllten Geldbeutel hervor, den er öffnete und mir hinhielt, indem er fragte:
    „Siehst du die Goldstücke? Und dieser Kerl gab sich für einen armen Menschen aus, welcher sich kümmerlich von Dorf zu Dorf

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