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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wüste, nicht aber hier. Man reitet nicht gern des Nachts durch unbekannte Wälder, zumal die Aladschy in der Nähe sind.“
    „Diese?“ fragte er mit ziemlich gut geheucheltem Erstaunen.
    „Kennst du sie?“ entgegnete ich.
    Er verneinte kurzweg.
    „Aber du hast von ihnen gehört?“ forschte ich weiter.
    „Nur wenig. Der Kasi-Mufti hier sagte mir, daß sie dich überfallen wollen.“
    „Ich habe es erfahren.“
    „Von wem?“
    „Von einem guten Freund. Wenn sie klug sind, so lassen sie ihre Hand von mir, denn ich lasse nicht gern mit mir scherzen.“
    „Ja, das habe ich gehört, Herr“, lächelte er verschmitzt. „Dich und die Deinigen kann keine Kugel treffen.“
    „O, das ist noch nicht alles!“
    „Ja, die Kugel fliegt sogar auf denjenigen zurück, welcher sie abgeschossen hat.“
    Dabei streifte mich sein Blick mit einem listigen Blinzeln, als ob er mir sagen wollte: ‚Höre, du bist auch nicht auf die Nase gefallen, ebensowenig wie ich; machen wir uns also nichts weis.‘ Er war klüger als der ‚Anwalt des Kasa-Gerichtes‘. Dieser letztere mochte das Lächeln auch gesehen und richtig gedeutet haben, denn er fragte ihn:
    „Du willst es wohl nicht glauben, Toma?“
    „O, wenn der Effendi selbst es sagt, muß man es doch glauben!“
    „Das rate ich dir auch. Daran zu zweifeln, wäre eine Beleidigung; du aber bist stets ein höflicher Mann gewesen.“
    „Ja, Allah weiß es. Darum denke ich, der Effendi wird auch ein wenig höflich sein und es uns beweisen, daß er kugelfest ist.“
    Halef hatte ihn und mich beobachtet. Es war seine Gewohnheit, wenn wir auf einen Menschen trafen, stets in meinem Gesicht zu lesen, wie ich von demselben denke. Jedenfalls sah er es mir jetzt an, daß ich diesem Botenmann keine Freundschaft entgegenbrachte, denn er legte die Hand an den Griff seiner Peitsche und sagte:
    „Mann, willst etwa du unseren berühmten Emir belehren, wie er die Höflichkeit üben soll? Wenn du meinst, dies tun zu dürfen, so bin ich bereit, dir sämtliche Paragraphen des Höflichkeitsgesetzes mit dieser Peitsche auf den Rücken zu schreiben. Du wärst mir derjenige Frosch, von welchem wir uns anquacken lassen.“
    Er war aufgestanden und machte einige drohende Schritte auf den Mann zu. Dieser wich schleunigst bis an die Tür zurück und rief:
    „Dur, dur, ej hadschijim – bleib' stehen, bleib' stehen, o Hadschi! Es ist mir ja nicht eingefallen, euch ein Gebot zu geben. Laß deine Peitsche im Gürtel! Ich habe kein Verlangen, eine Brüderschaft mit ihr zu schließen.“
    „Dann verhalte dich so, daß wir zufrieden mit dir sein können. Wir sind Kinder des einzigen Propheten und Söhne des Padischah und lassen uns nicht gefallen von einem, welcher den Namen Toma führt; denn so kann nur ein Ungläubiger heißen, der von den Wassermelonen des Moslem nur die Schalen essen darf. Übrigens werden wir euch beweisen, daß wir euch keine Unwahrheit sagten, sondern daß von uns Zeichen und Wunder verrichtet werden, über welche ihr die Maulsperre bekommen werdet. Effendi, wollen wir es tun?“
    „Ja, Halef, wenn es dir recht ist.“
    „Mir ist es recht. Laß uns hinaus in den Hof gehen!“
    Als wir hinauskamen, war der Hof ganz mit Menschen angefüllt, welche neugierig des Wunders harrten, welches ihnen von dem Kasa-Mufti verheißen worden war. Diejenigen, an denen wir vorüber kamen, staunten uns mit weit aufgerissenen Augen an, und die ferner stehenden streckten die Hälse, um jede unserer Bewegungen zu sehen.
    Der kleine Hadschi ergriff die Peitsche und schaffte durch rechts und links ausgeteilte Hiebe eine freie Bahn, welche auf einen kleinen Schuppen mündete.
    „Sihdi, gibst du mir die Kugeln?“ fragte er mich dann leise.
    „Nein; denn ich will ganz sicher gehen, um einen Unfall zu verhüten. Zuerst nehmen wir eine wirkliche Bleikugel. Rede du mit den Leuten. Du besitzest ein größeres Rednertalent als ich.“
    Er fühlte sich durch dieses Lob außerordentlich geschmeichelt. Seine Gestalt streckte sich, und seine laute Stimme erscholl:
    „Ihr Leute und Männer von Ostromdscha, ihr sollt jetzt das unverdiente Glück haben, vier tapfere Männer zu sehen, durch deren Körper keine feindliche Kugel dringen kann. Öffnet eure Augen und strengt euer Gehirn an, damit euch nichts von dem Wunder entgehe und ihr es erzählen könnt euren Kindern, Kindeskindern und Enkelskindern der entferntesten Urenkel, wenn ihr dann noch lebt. Haltet gute Ordnung und macht keinen Lärm, damit keine

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