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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die ich fortschleuderte.
    Er hielt einige Augenblicke lang die Hände an Mund und Nase, welche beide verwundet waren. Dann stieß er einen gellenden Schrei aus und langte nach mir. Aber ich bückte mich, unterlief ihn, faßte ihn bei den Oberschenkeln, daß ich glaubte, meine Finger drängen in das Fleisch derselben ein, und schleuderte ihn nach hinten über mich hinweg. Mich nun schnell umdrehend stürzte ich mich auf den Daliegenden, um ihm keine Zeit zu lassen, sich wieder aufzuraffen, und gab ihm einen Hieb an die Schläfe, daß er mit einem langen, verlöschenden Atemzug ohnmächtig wurde.
    Was ich nicht für möglich gehalten hätte, ich war den beiden Aladschy nicht unterlegen! Als ich ihre gewaltigen Körper regungslos da vor mir liegen sah, konnte ich kaum an diesen Erfolg glauben. Ganz gewiß war jeder von ihnen stärker als ich; aber ich war hurtiger als sie gewesen und – ich kannte meine Griffe, die ich freilich nicht bei den heulenden Derwischen gelernt hatte.
    Ich untersuchte beide. Tot waren sie nicht – sie mußten bald wieder zu sich kommen, und so war es ratsam, mich nach vorwärts zu konzentrieren. Um sie aber noch für einige Zeit unschädlich zu machen, nahm ich ihnen die Pulverbeutel, welche sie an den Gürteln hängen hatten, und zertrat ihre Gewehre.
    Bei diesem Geschäft fühlte ich deutlich, daß mein linker Fuß verletzt war. Hatte ich mich vorher hinkend gestellt, so hinkte ich nun gezwungenermaßen zu meinem Pferd, nachdem ich die ‚Gebetspantoffeln‘ des kleinen Hadschi, welche mir während des Kampfes von den Füßen geglitten waren, vom Boden aufgelesen und wieder angesteckt hatte. Ich band das Tier los und führte es an einer geeigneten Stille auf den Weg hinab, wo ich endlich aufsteigen konnte. Der Schmerz im Fuß war durch das Gehen stärker geworden.
    Jetzt als mein Gaul sich mit mir in Bewegung setzte, atmete ich erleichtert auf. Ich war mit meinen Gefährten einer großen Gefahr entgangen, und das hatte ich der guten Nebatja zu danken. Hätte ich einen sicheren Boten an sie gehabt, wahrhaftig, ich hätte den Aladschy ihr zusammengeraubtes Geld abgenommen und hätte es ihr geschickt. So aber mußte ich es ihnen lassen. Es gab keinen andern rechtlich legitimierten Besitzer desselben. Und es der Behörde übergeben? Ich hatte in Ostromdscha keine dazu aufmunternden Erfahrungen gemacht. Mit Vergnügen aber dachte ich daran, was die Skipetaren sagen würden, wenn sie erführen, wer der dumme Scherif eigentlich gewesen sei.
    Nachdem ich eine Weile geritten war, hörte der Wald auf. Der Weg führte in dem Tal des Flusses hin, den letzteren zur linken Hand. In nicht allzu weiter Entfernung sah ich Halef, Osco und Omar halten. Sie erkannten mich augenblicklich und sandten mir lauter Freudenrufe entgegen. Ich gab dem Pferd – nicht die Sporen, sondern die Pantoffeln und galoppierte zu ihnen hin.
    „O Sihdi, was haben wir für Sorge um dich gehabt!“ rief mir Halef von weitem zu. „Wo hast du denn gesteckt?“
    „Da hinten im Wald, wie ihr jetzt seht, denn ich komme aus demselben.“
    „Das dachten wir uns gleich, als wir deinen Zettel lasen.“
    „Ihr habt ihn doch herabgenommen?“
    „Ja, aber auch wieder angesteckt.“
    „Warum?“
    „Zum Gaudium. Wir dachten, oder vielmehr ich dachte, wie die Halunken sich ärgern würden, wenn sie später zu sehen bekämen, wie wir es angefangen haben, ihnen eine lange Nase zu drehen. Oder war das nicht richtig?“
    „Ein Fehler ist es nicht; jedenfalls finden sie den Zettel und werden sich mächtig ärgern, zumal, wenn sie aus dessen Inhalt schließen, daß ich, auf den es abgesehen war, mehrere Stunden bei ihnen gewesen bin.“
    „Wie? Du warst bei ihnen?“
    „Ich habe mit ihnen gesprochen, getrunken und sogar gekämpft. Und jetzt liegen sie besinnungslos im Wald.“
    „Sihdi, da müssen wir doch schnell zu ihnen zurück, damit auch ich ein Wörtchen mit ihnen sprechen kann.“
    „Das ist nicht nötig; sie haben genug von mir gehört. Ich habe mit der Faust zu ihnen gesprochen.“
    „Erzähle es uns schnell!“
    „Sogleich; aber dabei können wir immer weiter reiten.“
    „So komm her, den Rih zu besteigen.“
    „Nein, ich bleibe hier im Sattel! Du sollst den Rih bis Radowitsch reiten zum Lohn dafür, daß du ihn vorhin so prächtig geritten hast.“
    „Hast du mich denn gesehen?“
    „Sehr genau. Du bist ganz nahe an uns vorüber geritten.“
    „Und ich saß gut im Sattel?“
    „Prächtig. Besser noch als

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