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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Habenichts!“
    „Aber – wollen wir denn alle vorüber lassen?“
    „Jetzt, ja. Bedenke, daß unsere Schüsse gehört werden müssen.“
    „Natürlich von den Skipetaren, die hier versteckt sind“, stimmte ich mit Einfalt bei. „Diese bemerken dann, daß wir hier sind, um ihnen das Handwerk zu legen.“
    „Dummkopf!“ grinste mich Sandar an.
    Osco war es, der jetzt kam. Auch er gab sich den Anschein eines ganz sorglosen und unbefangenen Menschen. Sein Äußeres ließ auf keine Reichtümer schließen, und er gelangte glücklich vorüber.
    Nun mußte Halef kommen. Bei diesem hatte ich Grund zur Besorgnis. Ihn konnten sie aus dem Sattel schießen wollen, um sich des prächtigen Rappen zu bemächtigen. Zwar hätte ich es nicht dazu kommen lassen – lieber hätten ich jedem eine Kugel gegeben; aber es war doch besser, dies zu vermeiden. Darum mußte ich versuchen, ihre Aufmerksamkeit abzulenken. Ich spähte scharf, doch verstohlen nach der Ecke, um welche er kommen mußte. Jetzt sah ich ihn vorsprengen. Die beiden bemerkten ihn noch nicht – ich stand auf.
    „Wohin?“ fragte mich Sandar rauh.
    „Zu meinem Pferd. Hörst du nicht, daß es wieder unruhig wird?“
    „Der Scheïtan hole dein Pferd! Du bleibst.“
    „Du hast mir nichts zu befehlen“, erwiderte ich barsch und tat, als ob ich fortgehen wollte. Da sprang er auf und ergriff mich beim Arm.
    „Bleib, oder ich gebe dir ein –“
    Er wurde durch einen Ausruf Bybars unterbrochen, welcher zuerst seinen Blick auf uns gerichtet hatte, nun aber Halef sah.
    „Ein dritter Reiter! Still!“ gebot er.
    Sandar sah nach der Straße hin.
    „Jük gürültü – Millionen Donner!“ rief er aus. „Welch ein Pferd! Das ist der Fremde, das muß er sein!“
    „Nein, der Reiter ist zu klein.“
    „Aber der Rappe ist ein Vollblutaraber, ein echtes reines Blut! O Allah! Er fliegt wie der Wind!“
    Er hatte freilich wörtlich recht. Der Name meines Hengstes war Rih, und dieses Wort bedeutet ja Wind. Hundert und hundert Male war ich auf seinem Rücken mit dem Wind um die Wette geflogen, aber gesehen hatte ich es noch nicht, welch einen prachtvollen Anblick das herrliche Pferd in voller Karriere gewährte.
    Der Leib berührte fast den Boden. Die Beine waren nicht zu unterscheiden. Die Mähne folg dem Reiter um das Gesicht, und der Schweif lag wie ein Steuer grad und lang nach hinten. Und doch sah ich, daß Rih nur erst spielte. Hätte ich im Sattel gesessen, so wäre er noch ganz anders geflogen, und nun gar, wenn ich sein ‚Geheimnis‘ in Anwendung brachte, so daß er sich in Todeseile legte!
    Mein kleiner, wackerer Halef stand in den Bügeln, weit nach vorn geneigt. Sein Gewehr und auch die meinigen beiden Schußwaffen hingen ihm über die Schulter. Hinter dem Sattel hatte er meinen Kaftan und auch die langen Reitstiefel aufgeschnallt. Sein eigener Kaftan wehte hinter ihm her, getragen von dem Luftzug, welcher durch die unvergleichliche Schnelligkeit des Pferdes verursacht wurde. Er ritt ausgezeichnet, glanzvoll. Der mit großen und kleineren Steinbrocken besäte Weg bot einem solchen Jagen ungeheure Schwierigkeiten. Bei einem Fehltritt konnten beide, Roß und Reiter, die Hälse brechen. Aber mein Rih hatte ja noch niemals einen solchen Fehltritt getan. Die Schärfe seines Auges und die elastische Kraft und Leichtigkeit seiner Glieder bewährten sich auch jetzt auf das entzückendste. Wäre der Direktor irgend eines Krongestütes jetzt anwesend gewesen, wer weiß, welch eine Summe er für den hochedlen und vollständig fehlerfreien Rapphengst geboten hätte!
    Und wie lange dauerte es, bis Pferd und Reiter von der Ecke bis zu uns gelangt waren? Es ging so rasend schnell, daß man gar keine Zeit gefunden hätte, an die wenigen Sekunden oder Augenblicke zu denken. Kaum hatte ich Halef kommen sehen und nur die wenigen Worte mit Sandar gewechselt, so war er auch schon da und flog, wie auf einem Pfeil sitzend, durch den Hohlweg.
    „Halt ihn auf! Schieß ihn herab! Schnell, schnell!“ rief Sandar, seine Flinte aufraffend.
    Bybar riß auch die seinige an die Wange. Aber der Rappe schoß so schnell vorüber, daß zum Zielen gar keine Zeit vorhanden war. Auch für mich blieb kein Augenblick übrig, die Schüsse zu verhüten; sie krachten. Aber wie weit, wie weit hinter Halef flogen wohl die Kugeln über den Weg!
    „Ihm nach!“ schrie Sandar, fast von Sinnen bei dem Gedanken, daß die kostbare Beute ihm entgehen solle. „Da vorn ist der Wald zu Ende, da können wir

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