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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der lieben Tierwelt und des holden Pflanzenreiches. Ich aber übermittelte dem Wirt deinen Dank in einer wohlgesetzten Rede, stopfte die Stiefel oben zu und schnallte sie hinter dem Sattel fest. Habe ich da gesündigt, so bitte ich dich um eine gnädige Beurteilung meines Fehltrittes.“
    Man konnte diesem lieben Menschen gar nicht gram sein. Ich war überzeugt, daß es ihm gar nicht eingefallen war, durch irgend ein Wort den Wirt zu dieser Gabe zu veranlassen. Halef hätte so etwas nie vermocht, denn er besaß ein außerordentlich empfindliches Ehrgefühl. Aber er häkelte gern ein wenig mit mir, und es machte ihm großes Vergnügen, wenn ich so tat, als ob ich mich von ihm herausfordern ließe.
    „Ich werde dir später deine Strafe diktieren“, drohte ich ihm. „Wenigstens wirst du für lange Zeit auf dein Lieblingsgericht verzichten müssen. Deinetwegen soll nicht so bald wieder eine unschuldige Henne von ihren Küchlein scheiden müssen.“
    „So nehme ich auch mit einem jungen Hähnchen fürlieb, Sihdi, und es soll mir so gut schmecken, wie diese Äpfel da den Kleinen munden.“
    Die Kinder hatten sich um den Korb versammelt und zuerst nach den Äpfeln gegriffen. Es war eine Lust zu sehen, wie eifrig die kleinen Mäuler arbeiteten. Dem Alten standen vor Freude die Tränen in den Augen. Sein Sohn hatte ihm ein Stück Fleisch in die Hand gedrückt, aber er aß nicht; er vergaß sich selbst aus Freude darüber, daß die Enkel nun befriedigt waren.
    Der Korbmacher reichte einem jeden von uns die Hand und sagte zu mir:
    „Herr, ich wiederhole es, daß es mir große Freude machen würde, wenn ich dir einen Dienst erweisen könnte. Ist das nicht vielleicht möglich?“
    „Ja, es gibt einen Dienst, um den ich dich sogar bitten möchte.“
    „Sage ihn mir!“
    „Du sollst uns nach Taschköj führen.“
    „Wie gern, wie gern! Wann denn, Herr?“
    „Das weiß ich noch nicht. Komm morgen früh nach Radowitsch; da werde ich es dir sagen können.“
    „Wo treffe ich dich?“
    „Hm, auch das weiß ich noch nicht. Kannst du mir nicht einen Konak angeben, wo es sich gut wohnen läßt?“
    „Am besten wohnst du in dem Gasthof zur Hohen Pforte. Ich kenne den Wirt und werde dich hinführen.“
    „Das kann ich nicht zugeben; du bist ermüdet.“
    „O, bis Radowitsch gehe ich leicht. Wir sind in einer Viertelstunde dort. Ich muß dich dem Wirt empfehlen; ich arbeite zuweilen dort, und er hält auf mich, obgleich ich nur ein armer Mann bin. Morgen früh werde ich dich dann besuchen, um zu erfahren, wann du nach Taschköj reisen willst.“
    „Das wird von meinem Fuß abhängen, den ich mir verletzt habe. Gibt es in der Stadt einen guten Arzt, dem man sich anvertrauen kann?“
    „Wenn du einen Chirurg meinst, so gibt es einen, der weit und breit berühmt ist und alle Schäden an Menschen und an Tieren heilt. Er kann sogar das Impfen der Pocken, was sonst keiner versteht.“
    „Da ist er allerdings ein Wunder von einem Arzt! Aber wir müssen nun auch von dem Bakschisch sprechen, welches du dir ausbedingst.“
    „Wofür denn, Herr?“
    „Dafür, daß du uns nach Taschköj führst.“
    „Herr, da nehme ich nichts!“
    „Und ich mag es nicht umsonst.“
    „Ihr habt uns bereits reich beschenkt.“
    „Das war Geschenk; das andere aber wirst du dir verdienen. Beides ist nicht zu verwechseln.“
    „Aber ich kann doch kein Geld von dir verlangen; ich müßte mich ja schämen.“
    „Nun gut, so mag es nicht Lohn, sondern nur Bakschisch sein. Ich werde es deinem Vater geben.“
    Ich ließ mir von Halef meine Brieftasche und meinen Beutel reichen und winkte den Alten heran. Als er fünfzig Piaster in seinen gekrümmten Fingern sah, wollte er außer sich geraten vor Freude und mir das Geld größtenteils zurückgeben.
    „Ich nehme keinen Piaster wieder“, sagte ich mit Entschiedenheit.
    „So weiß ich nicht, wie ich dir danken soll“, erwiderte er. „Möge es dem Hekim gelingen, dir deinen Fuß recht bald wieder gesund zu machen!“
    „Das wollen wir hoffen. Aber sage, Küfedschi, wie heißt denn dieser so berühmte Arzt?“
    „Sein Name ist Tschefatasch.“
    „O wehe! Wenn seine Kuren seinem Namen angemessen sind, so danke ich für seinen Beistand.“
    Tschefatasch heißt nämlich auf deutsch ‚Marterstein‘.
    „Du brauchst keine Sorge zu haben“, tröstete mich der Korbmacher. „Er wird dir ja nicht seinen Namen, sondern ein Pflaster auf den Fuß legen. Und das versteht er auf das vortrefflichste.“
    „So

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