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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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komm jetzt, wenn du mit uns gehen willst!“
    Er steckte sich einen Imbiß ein, um ihn unterwegs zu verzehren, und dann brachen wir auf. Wir erreichten die Stadt nach einer Viertelstunde. Unser Führer brachte uns durch einen offenen Bazar in eine Gasse und dort durch einen Torweg in einen sehr geräumigen und auch sauber gehaltenen Hof. Halef begab sich mit ihm zu dem Wirt. Ich selbst blieb noch im Sattel, um mir den Fuß nicht durch unnötiges Gehen anzustrengen.
    Nach kurzer Zeit brachten beide den Wirt herbei, welcher mir unter vielen Höflichkeiten und Entschuldigungen erklärte, daß er leider nur ein winziges Stübchen habe, welches an den allgemeinen Gastraum stoße. Es sei hier gar nicht gebräuchlich, daß Einkehrende ein besonderes Zimmer verlangen; es sei in der ganzen Stadt kein solches vorhanden, und auch das seinige müsse für mich erst gereinigt und hergerichtet werden, weshalb ich zunächst mich nach der Gaststube bemühen möge.
    Ich war ganz zufrieden damit und stieg ab. O weh! Der Fuß war angeschwollen. Ich konnte nur mit Schmerz auftreten und mußte mich fest auf Osco stützen.
    Als wir in die Stube kamen, befand sich niemand darin. Ich setzte mich in die hinterste Ecke, neben die Tür, welche in das für mich bestimmte Stübchen führte. Halef, Osco und Omar gingen in den Hof zurück, um zunächst für die Pferde zu sorgen.
    Ich hatte unterwegs gar nicht daran gedacht, meine Verkleidung abzulegen. Inmitten einer fanatischen Bevölkerung wäre das höchst gefährlich gewesen; hier aber hatte es nicht so viel zu bedeuten.
    Der Korbmacher erbot sich, mir den Arzt zu holen, und ich stimmte zu. Er war soeben hinaus, als ein Gast eintrat. Ich saß mit dem Rücken nach der Tür und drehte mich halb um, um den Mann anzusehen. Es war kein anderer als – der Bakadschi Toma, der Botenmann, welcher uns den beiden Scheckigen verraten hatte.
    „Na, laß dich nur nicht vor dem Hadschi sehen!“ dachte ich und drehte mich wieder um, da ich mit ihm nichts zu tun haben mochte. Er war aber nicht gleichen Sinnes. Vielleicht hatte er Lust, sich ein wenig zu unterhalten. Ich war der einzige, den er hier fand, und so schritt er einige Male hin und her, blieb dann seitwärts vor mir stehen und fragte:
    „Bist du hier fremd?“
    Ich tat, als ob ich die Frage gar nicht gehört hätte.
    „Bist du hier fremd?“ wiederholte er mit erhobener Stimme.
    „Ja“, antwortete ich jetzt.
    „Schläfst du heute hier?“
    „Ich weiß es noch nicht.“
    „Wo bist du her?“
    „Aus Stambul.“
    „Ah, aus der Hauptstadt, dem Wangenglanz des Welten-Antlitzes! Da bist du ein sehr glücklicher Mensch, in der Nähe des Padischah zu wohnen.“
    „Seine Nähe beglückt nur die Guten.“
    „Meinst du, daß es dort viele Böse gibt?“
    „Wie überall.“
    „Was bist du denn?“
    „Ein Schreiber.“
    „Also ein Gelehrter. Mit solchen Leuten spreche ich gern.“
    „Aber ich nicht mit andern.“
    „Allah! Bist du abstoßend! Schon wollte ich dich fragen, ob es mir nicht erlaubt sei, mich neben dich zu setzen.“
    „Es ist erlaubt, wird dir aber keine Freude machen.“
    „Warum nicht?“
    „Mein Gesicht gefällt nicht einem jeden.“
    „So will ich sehen, ob es mir gefällt.“
    Er setzte sich an meinem Tisch auf die Bank gegenüber und schaute mich dann an.
    Das Gesicht, welches er schnitt, ist gar nicht zu beschreiben. Ich hatte noch den Turban auf dem Kopf und die Brille auf der Nase; das machte ihn irre, obgleich mein Gesicht nicht im geringsten verändert worden war. Sein Mund tat sich auf, seine Brauen zogen sich in Form zweier spitzer Winkel empor, und seine Augen ruhten auf mir mit einem Ausdruck, daß ich mich anstrengen mußte, nicht laut aufzulachen.
    „Herr – Effendi – wer – wer bist du?“ fragte er.
    „Ich sagte es dir bereits.“
    „Hast du die Wahrheit gesagt?“
    „Willst du es wagen, mich der Lüge zu zeihen?“
    „Nein, um Allahs willen, nein, denn ich weiß, daß du – daß – – –“
    Er konnte vor Angst und Zweifel nicht weiter sprechen.
    „Was denn? Was weißt du von mir?“
    „Nichts, gar nichts, als daß du ein Schreiber bist und in Stambul wohnst.“
    „Was redest denn du so verwirrtes Zeug?“
    „Verwirrt? Ach, Herr, es ist auch gar kein Wunder, denn du scheinst derjenige zu sein, von dem ich denke, daß er derjenige ist, von dem derjenige – o Allah! Du hast ganz recht. Ich bin völlig irre geworden, denn diese Ähnlichkeit ist auch gar zu groß.“
    „Wem bin ich

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