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16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)

16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)

Titel: 16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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aufgerissenen Augen in das lange, schmale und angsterfüllte Gesicht von Sally Pynes brünetter Enkelin. » Um Himmels willen, Rainey, hast du mir einen Schrecken eingejagt!«
    » Ich weiß, tut mir leid«, sagte sie ernst, » aber ich wusste nicht, wie ich es sonst anstellen sollte, mit dir unter vier Augen zu reden.«
    Rainey Dawson war wie eine Fassadenkletterin angezogen: Turnschuhe, dunkle Jeans und ein schwarzes Kapuzen-Sweatshirt. Während sie mich tiefer in den Schatten eines uralten Kastanienbaums zog, sprach sie mit eindringlicher Flüsterstimme. Für ein schlankes, junges Mädchen war sie unerwartet kräftig.
    » Ich wüsste da Dutzende Möglichkeiten, um das anzustellen«, sagte ich streng, als wir endlich neben dem Baum stehen blieben. » Zum Beispiel, indem du zum Telefonhörer greifst.«
    » Bei einem Telefonat können einen andere belauschen«, gab sie zurück. » Du weißt doch, wie die Leute sind.«
    Rainey musste nicht erst erklären, wer » die Leute« waren.
    » Ich weiß, dass die Freunde deiner Großmutter manchmal ein bisschen aufdringlich sind«, erwiderte ich diplomatisch, » aber in meinem Cottage können sie mich nicht belauschen. Lass uns morgen dort reden, nach der Kirche.«
    » Nein, das geht nicht.« Sie schüttelte energisch den Kopf. » Ich muss jetzt mit dir reden.«
    » Was ist denn passiert?« Mit einem Mal war ich besorgt. » Braucht deine Großmutter einen Arzt? Oder…«– mein Herz zog sich zusammen– » einen Krankenwagen?«
    » Nein, Granny ist nicht krank!«, rief Rainey aus. Sie bedeckte sich mit der Hand den Mund, wie um zu verhindern, dass sie nochmals die Stimme erhob, dann fuhr sie in fiebrigem Geflüster fort: » Es war alles nur geschauspielert, Lori! Gran braucht keinen Arzt. Sie braucht William.«
    Einen Moment lang sah ich sie ungläubig an, ehe ich gepresst sagte: » Rainey, wenn du mich halb zu Tode erschreckt hast, um mir zu sagen, dass sich deine Großmutter heimlich nach meinem Schwiegervater verzehrt…«
    » Nein, das doch nicht«, unterbrach sie mich. Sie warf einen flüchtigen Blick zum Haus hinüber, ehe sie fortfuhr. » Gran hat sich in eine schreckliche Lage gebracht, Lori, und sie braucht dringend Williams Hilfe, um sich daraus zu befreien.«
    » Was für eine Lage denn?«, fragte ich.
    » Nur Gran konnte sich in so was hineinmanövrieren.« Ihre Stimme hatte einen schroffen Unterton.
    » Handelt es sich um rechtliche Schwierigkeiten?«, fragte ich. Es erschien mir durchaus plausibel, dass sich ein Dorfbewohner, der mit dem Gesetz in Konflikt geraten war, juristischen Rat bei Willis senior holen wollte, egal, ob er im Ruhestand war oder nicht. Doch weit gefehlt.
    » Wenn es nur das wäre!« Das Mädchen ließ ein klägliches Stöhnen vernehmen. » Ich fürchte, es ist viel komplizierter.«
    Es lag mir auf der Zunge zu fragen, ob Sallys kompliziertes Problem etwas mit ihrem geheimnisvollen mexikanischen Briefpartner zu tun hatte, aber Rainey ergriff bereits wieder das Wort.
    » Es ist einfacher, wenn Gran es selbst erklärt«, sagte sie. » Könnte sie vielleicht noch herkommen und mit William reden, wenn die Party zu Ende ist?«
    » Die Party geht bestimmt bis in die frühen Morgenstunden.«
    » Das macht nichts. Gran kriegt sowieso kein Auge zu. Sie ist viel zu aufgewühlt. Du könntest sie anrufen, sobald die letzten Gäste gegangen sind.« Sie trat nervös von einem Fuß auf den anderen, ehe sie hinzufügte: » Gran ist in einer miserablen Verfassung, Lori. Sie muss William noch heute Nacht sprechen.«
    » Gut«, sagte ich– noch nie hatte ich meine Ohren vor einem verzweifelten Hilferuf verschließen können. » Ich werde William bitten, sie nach dem Fest zu empfangen, und melde mich bei euch, sobald die Luft rein ist.«
    » Vielen Dank!« Rainey schlang ihre schlanken Arme um mich und drückte mich herzlich, dann trat sie zurück. » Ich gehe jetzt besser wieder zu Gran. Im Ernst, Lori, wenn Gran einmal aus der Spur gerät, dann richtig!«
    Während sie leise in der Dunkelheit verschwand, fragte ich mich, ob jemand unter den Gästen mir sagen konnte, wie » missliche Lage« auf Spanisch hieß.
    Die Einweihungsparty endete früher, als ich vorausgesagt hatte, und zwar zweifelsohne aus Rücksicht auf Willis seniors fortgeschrittenes Alter. Die Einheimischen, notorische Frühaufsteher, waren bereits um halb elf verschwunden, und die letzten auswärtigen Gäste verabschiedeten sich kurz nach elf. Eine kleine Gruppe enger Freunde half mir und der

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