160 - Der untote Kreuzritter
Anblick weckte in ihm Gefühle, die er sich nicht erklären konnte.
Mehr als eine Minute lang starrten sich die beiden an.
„Du mußt Unga sein", sagte Rebecca mit sinnlicher Stimme.
„Ja, der bin ich, Rebecca. Bleib stehen, bewege dich nicht, denn ich traue dir nicht."
„Laß Eric los."
„Vorerst möchte ich eine Erklärung von dir. Was ist hier geschehen?"
„Das ist eine lange Geschichte. Ich hoffte, daß sich Coco mit mir in Verbindung setzen würde, doch das tat sie nicht. Vor einer Viertelstunde ließ ich ihr eine telefonische Nachricht zukommen, daß im Jungfrauenturm einiges los ist."
„Das ist mir neu, denn ich bin schon länger hier."
„Und weshalb, wenn du mir diese Frage gestattest?"
„Im Castillo gab es einen unliebsamen Zwischenfall, der vom verdammten Kometen ausgelöst wurde. Tirso drehte durch, verletzte Coco und Dorian und…"
Einen Augenblick flackerte das Magnetfeld, und der Dämonenkiller tauchte mit seiner Gefährtin auf.
Eric stieß einen kehligen Laut aus, mit dem er Coco begrüßte.
„Alter Junge", sagte Unga, „halte deinen Schnabel."
„Wir haben deine Botschaft erhalten, Rebecca", sagte Coco. Sie lief ihrer Freundin entgegen und umarmte sie.
Dorian blieb mißvergnügt neben Unga stehen.
„Sieh dir die beiden an", sagte der Dämonenkiller. „Sie sind wie Schwestern, dabei stehen sie auf verschiedenen Seiten. Frauen werde ich wohl nie verstehen, noch dazu, wenn sie aus der Schwarzen Familie kommen. Und von dir, mein lieber Freund, bin ich ein wenig enttäuscht."
„Ich verstehe dich, aber du hättest dich mit Händen und Füßen gewehrt, daß ich hierher springe." „Richtig. Nun möchte ich endlich wissen, was sich da tatsächlich ereignet hat."
„Gehen wir in die Hütte", sagte Rebecca.
„Und was soll ich mit dem geifernden Vampir tun?" fragte Unga.
„Er ist von dir sehr angetan", antwortete Rebecca. „Nie zuvor wurde er überwältigt. Du hast ihn stark beeindruckt, aber er wäre überaus glücklich, wenn du endlich deinen harten Griff etwas lockern könntest, da er um seine Flügel fürchtet."
Eric krächzte zustimmend, und Unga ließ ihn los. Die riesige Fledermaus flatterte schwerfällig in den Schnee und bewegte prüfend die Schwingen, wieder kam ein zufriedener Laut aus seinem Maul. Versuchsweise stieg er hoch, drehte einen Kreis um Unga, flog auf Coco zu, dann schwebte er über Rebecca und zischte auf Unga zu, der den linken Arm ausstreckte, auf dem Eric landete. Er drehte den Kopf, und seine gelben Augen blickten Unga freundlich an.
„Eric dankt dir, daß du ihn nicht getötet hast. Sollte ich nichts dagegen haben, dann wird er dir jederzeit helfen. Damit bin ich einverstanden."
„Man kann nie genug Freunde haben, Eric", sagte Unga. „Auf deine Hilfe werde ich gerne zurückkommen, sollte ich sie mal benötigen."
Begeistert bewegte Eric seinen häßlichen Kopf auf und ab.
„Nun wollen wir endlich in die Hütte gehen", sagte Coco.
Sie und Rebecca warfen einen Blick auf das Schloß, und ein unsichtbarer Schlüssel sperrte es auf, und Geisterhände öffneten die Tür.
Die Holzscheite im Kamin knisterten, und gelegentlich schossen ein paar Funken durch den großen Raum.
Rebecca, faßte sich ziemlich kurz. Für langatmige Geschichten war auch keine Zeit, denn sieben Menschen befanden sich in Persea Jadits Händen, und die Schilderungen, was sie mit ihnen vorhatte, waren wenig erfreulich. Coco und ich waren davon natürlich auch persönlich betroffen, denn Sabrina Becker und Nadja Stellau waren uns bekannt und alles andere als gleichgültig. Doch das war eigentlich unwichtig, da wir auch die anderen Gefangenen retten wollten.
Ich bemerkte, daß Rebecca ihr augenscheinliches Interesse an Unga zu verbergen versuchte, doch gelegentlich verriet einer ihrer flüchtigen Blicke einiges.
Unga wußte nicht, wie er sich verhalten sollte, aber mir ging es nicht anders. An meine erste Begegnung mit Rebecca konnte ich mich genau erinnern, da war ich mir auch nicht klargeworden, was ich von ihr halten sollte. So erging es Unga nun.
Das konnte ja noch heiter werden, denn Rebecca war gerade dabei, sich in Unga zu verlieben. In Indien hatte Unga die exotische Reena kennengelernt, und sie lebte nun mit ihm zusammen im Elfenhof. Die Inderin kannte ich kaum, und sie war mir auch recht gleichgültig. Über sie hatte Unga kaum gesprochen, und sein Liebesleben kümmerte mich nicht.
Coco und ich wußten, daß sich Rebecca nach einem Gefährten sehnte. Daß ihre
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