160 - Die Mörderkette
abstehende Ohren.
»Tammy!« entfuhr es ihm überrascht. Sie schlüpfte an ihm vorbei, und er schloß die Tür hinter ihr wieder. »Du siehst aus, als gäb’s ein großes Problem.«
»Kannst du laut sagen.«
»Du warst bei Jessica Bruce.«
»Sie hat abgelehnt.«
»Wir werden ihr ein Feuer unter dem Allerwertesten machen«, meinte Joshua Mackendrick gelassen. »Du solltest dich nicht so sehr über sie ärgern. Jerry Howard wird die Angelegenheit in die Hand nehmen und eine Lösung finden.«
»Jerry Howard wird gar nichts mehr«, widersprach ihm Tammy Duvall. »Weil Jerry Howard nämlich tot ist.«
Mackendrick riß die wasserhellen Augen auf. »Was sagst du da? Tot? Aber wieso denn? Ich habe doch noch mit ihm gesprochen, bevor ich heimging. Es ging ihm gut. Ein Unfall?«
Tammy schüttelte nervös den Kopf. »Nein, Joshua, Mord… Jerry Howard ist ermordet worden!«
»Von wem?«
»Keine Ahnung.«
»Woher weißt du es?«
»Er hängt in meinem Badezimmer, an einer Kette. Ich befürchte, daß die Leitung von GCP in Gefahr ist, Joshua. Wenn Jerry nicht in meinem Haus gestorben wäre, würde ich wahrscheinlich anders denken. So aber muß ich annehmen, daß es der Killer ursprünglich auf mich abgesehen hatte, dann aber umdisponierte. Anscheinend war es ihm nur wichtig, erst mal einen von uns zu erwischen.«
»An einer Kette hängt er, sagst du?«
Tammy erzählte, wie sie Jerry Howard vorgefunden hatte, und sie erwähnte Jessica Bruces Drohung.
»Du meinst, sie könnte hinter dieser Sache stecken?« fragte Joshua Mackendrick mit Kummerfalten auf der Stirn. »In diesem Fall könnten wir ihr die Polizei auf den Hals hetzen, und sie wäre uns nicht mehr im Wege.«
»Könnén wir ihr denn beweisen, daß sie mit dem Mord an Jerry etwas zu tun hat?« gab Tammy Duvall zurück.
»Wenn wir jetzt gleich zu ihr fahren, verplappert sie sich eventuell«, bemerkte Mackendrick.
»Ich möchte die Polizei nicht in meinem Haus haben, Joshua.«
»Das wird sich nicht vermeiden lassen, Tammy.«
»Doch, und zwar dann, wenn Jerry da nicht hängenbleibt, wo er jetzt ist.«
»Du willst ihn aus dem Haus schaffen?«
»Mit deiner Hilfe«, antwortete Tammy.
»Wohin denn?«
»Es wird uns schon etwas einfallen«, erwiderte Tammy. »Anschließend rufen wir James Tandy an und überlegen uns gemeinsam, wie GCP gegen Jessica Bruce vorgehen soll.«
»Wenn sie aber nun mit dem Mord nichts zu tun hat.«
»Egal, sie muß verschwinden. Wir haben lange genug Geduld mit ihr gehabt«, entgegnete Tammy Duvall hart. Sie forderte Mackendrick auf, mitzukommen. Er zog sich rasch um.
»Eigentlich haben wir dafür unsere Leute«, sagte er zögernd. »Ich meine, wofür bezahlen wir sie, wenn wir die Drecksarbeit dann selbst tun.«
»Dies ist ein Ausnahmefall. Je weniger davon wissen, um so besser«, entschied Tammy. »Du möchtest dich doch nicht etwa davor drücken, mir zu helfen?«
»Wo denkst du hin? Du weißt, daß du jederzeit auf mich zählen kannst.«
»Dann komm«, sagte Tammy energisch und verließ mit Mackendrick das Haus. Er stieg zu ihr in den Audi. Sie hatte sich nun wieder unter Kontrolle, fuhr schnell und sicher. In Knightsbridge ließ sie den Wagen vor ihrem Haus stehen. »Wir wickeln Jerry in einen Teppich und tragen ihn zum Auto«, meinte sie.
»Und dann?«
»Entweder bringen wir ihn nach Hause - in sein Haus oder in sein Apartment -, oder wir schaffen ihn in irgendeinen Wald außerhalb der Stadt. Auch in die Themse könnten wir ihn werfen.«
»Das widerstrebt mir«, gab Mackendrick zurück. »Ich bin dafür, daß wir ihn in sein Haus bringen. Danach sollten wir uns eine Geschichte zurechtzimmern, die glaubhaft klingt und die wir der Polizei unterjubeln können. Vielleicht möchte man wissen, wo wir den heutigen Abend verbrachten.«
»Die einfachste Lösung wäre, wenn wir sagten, daß ich bei dir war.«
»Wie lange?«
»Von mir aus die ganze Nacht.«
»Das würde bedeuten, daß du und ich…, daß wir beide…«
»Stört dich das?«
»Die Polizei könnte herausfinden, daß ich für Frauen nicht viel mehr als ein warmes Lächeln übrig habe.«
»Du könntest ein Swinger sein.«
»Na schön«, sagte Mackendrick. »Du warst bei mir.«
Tammy schloß die Haustür auf und begab sich mit Mackendrick nach oben. Sie stieß die Badezimmertür auf und ließ Mackendrick den Vortritt. »Mit einer Kette«, bemerkte sie heiser. »Brutaler geht es nicht.«
»Wo ist er?«
»Bist du blind?« fragte Tammy Duvall und schaute an
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