160 - Die Mörderkette
sie zurück. »Wir werden mit diesen Schwierigkeiten fertig, das ist gewiß.«
Mackendrick verließ das Haus, stieg in Tammys Audi 200 und fuhr los. Sie stand am Fenster und blickte ihm nachdenklich nach. Ein gewisses Umdenken war erforderlich. Bisher hatte Tammy mit den unsauberen Machenschaften der Firma nur indirekt zu tun gehabt. Sie hatte davon gewußt, und manchmal hatte sie eine entsprechende Entscheidung getroffen, aber die Ausführung und Überwachung hatten bei Jerry Howard gelegen. Er hatte die Kontakte zur Unterwelt gepflegt. Er hatte die Kontrakte geschlossen, hatte Brandstifter, Schläger und Killer nach eigenem Gutdünken angeheuert und dafür gesorgt, daß man zwischen den Verbrechern und dem GCP niemals eine Verbindung herstellen konnte. Er hatte diese Aufgabe hervorragend erledigt. Es würde nicht einfach sein, das mit ebensoviel Geschick hinzukriegen.
Viele Kontakte waren den anderen Mitgliedern der Firmenleitung nicht bekannt, und Jerry hatte auch so gut wie keine Unterlagen angelegt, deshalb würde es schwierig sein, mit diesen Leuten in Verbindung zu treten, aber irgendwie würde das schon klappen, und man würde auch einige neue geheime Geschäftsbeziehungen aufbauen.
Tammy Duvall holte ihre schwere Ruger-Pistole, trug sie ins Schlafzimmer und schob sie unter das hohe Daunenkopfkissen.
Jerry Howard mußte unvorsichtig gewesen sein, deshalb hatte es ihn erwischt.
Aber ich bin gewarnt, sagte sich die weißblonde Frau. Ich bin auf ein Attentat vorbereitet, deshalb kann man mich nicht überrumpeln. Wer es versucht, bezahlt mit seinem Leben.
***
Loretta Thaxter befand sich also wieder in London. Ich kann nicht behaupten, daß ich darüber besonders erfreut war. Nobitha hatte sich Unterstützung geholt. Wir konnten davon ausgehen, daß auch ihre dunkelhaarige Komplizin eine Hexe war. Mit einer gewöhnlichen Begleiterin hätte sie sich bestimmt nicht belastet. Wenn Hexen ihr Wissen und ihre Kraft vereinten, konnten sie mehr leisten als jede für sich, denn sie ergänzten einander häufig. Wir hatten erlebt, wie leicht es den Hexen gefallen war, an mich heranzukommen und mich in allergrößte Gefahr zu bringen, ohne selbst in Erscheinung zu treten. Spielend hatten sie meine Freundin hypnotisiert und auf mich angesetzt. Um ein Haar hätte es Vicky geschafft, den Mordauftrag der Hexen auszuführen. Das machte mich kribbelig. Nobitha und ihre Freundin schienen uns zu kontrollieren. Sie kannten unsere Schwachstellen und würden bestimmt bald zum nächsten Schlag ausholen.
»Wißt ihr, was mir ganz und gar nicht gefällt?« sage ich zu Vicky, Boram und Mr. Silver. »Daß die Hexen vor Shelley Robinsons neuem Heim auftauchten.«
Mr. Silver schaute Vicky an. »Sie scheinen euch überallhin gefolgt zu sein.«
»Und als du zu deinem Mietwagen zurückgekehrt bist, schlugen sie hinterlistig zu«, ergänzte ich. »Aber das ist vorbei, diese Gefahr ist gebannt.«
»Das hört sich so an, als würdest du meinen, es gebe noch eine andere«, bemerkte meine Freundin besorgt.
Ich nickte ernst. »Und sie richtet sich möglicherweise gegen eine andere Schwachstelle.«
»Shelley Robinson«, sagte Mr. Silver sofort.
»O mein Gott!« entfuhr es Vicky. Sie legte die Fingerspitzen auf ihre vollen Lippen. »Kommt dieses bedauernswerte Mädchen denn überhaupt nicht mehr zur Ruhe? Erst hat sie ihren Vater an die Hölle verloren. Dann wurde sie vom Todeshauch des Dämons gestreift und verseucht. Nun haben es möglicherweise zwei gefährliche Hexen auf sie abgesehen. Nehmen die Aufregungen für Shelley denn nie ein Ende? Sie ist ein furchtbar nettes Mädchen. Ich mag sie sehr, und ich wünschte, sie könnte endlich zur Ruhe kommen.«
»Nobitha und ihre Komplizin könnten Shelley Robinson als Druckmittel benutzen«, versetzte ich. »Wenn sie erfahren, daß der Schuß im wahrsten Sinne des Wortes danebenging, werden sie sich Shelley möglicherweise holen.«
»Wir müssen sie warnen«, sagte Vicky sofort.
Ich schüttelte den Kopf. »Das ist zu wenig. Jemand von uns muß sie bewachen und beschützen.«
»Wenn es dir recht ist, übernehme ich das«, bot sich Mr. Silver an, »Du wirst mir helfen, Nobithas Spur zu finden«, gab ich zurück. »Ein schwieriges Unterfangen. London ist furchtbar groß, und wir kennen Nobithas Schlupfloch nicht, aber wir müssen es finden; je eher, desto besser.«
»Ich sorge dafür, daß diese Teufelsbräute für immer zur Hölle fahren, wenn wir sie gefunden haben!« knurrte der Ex-Dämon
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