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1607 - Totenlied der Diva

1607 - Totenlied der Diva

Titel: 1607 - Totenlied der Diva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und überlegte, ob es ihn überhaupt gab oder er sich ihn nur einbildete. Der größte Teil dieses Gesangs waren nur wortlose Laute. Eine traurige Elegie wehte ihm entgegen. Als würde eine Frau über ein Schlachtfeld schreiten und all die Toten beweinen, die dort auf dem Boden verteilt lagen.
    Godwin hörte den Gesang nur. Er sah die Person, von der er stammte, nicht. Aber er wusste, in welche Richtung er gehen musste, und so drehte er sich nach links.
    Die Wolken oder der Nebel nahmen ihm den größten Teil der Sicht.
    Es war kein zusammenhängendes Gebilde, durch das er schritt. Diese Wolken zeigten Lücken, die manchmal eine bessere Sicht zuließen, und das nächste Bild, das er in einer gewissen Distanz sah, das hatte er bereits innerhalb des Würfels gesehen.
    Es war dieses ungewöhnliche Grabmal, das aussah wie ein umgebauter Torbogen. Er hatte gesehen, dass es nach vorn hin offen war, und das sah er auch hier.
    Der Gesang drang aus dem Grabmal. Dort musste sich die Sängerin befinden. Noch war sie in der nebligen Luft nicht zu sehen. Der Dunst ließ die Konturen verschwimmen, aber er schluckte nicht den Schall des Trauergesangs.
    Näher und näher kam Godwin seinem Ziel. Mit jedem Schritt, den er zurücklegte, wurde er aufgeregter. Sein Gefühl sagte ihm, dass er vor einer wichtigen Entdeckung stand, die ihm Aufklärung über das versprach, was er erlebt hatte.
    Plötzlich dachte Godwin wieder an den fremden Ritter, der so plötzlich erschienen war. Er sah auch wieder das Licht vor sich, das ihn hergebracht hatte, und er überlegte, wie er einen Zusammenhang zwischen ihm und dieser Szenerie finden sollte. Es gab ihn nicht.
    Und so ging es weiter. Er spürte die Nebelfetzen wie kalte Hände, die über sein Gesicht glitten, als wollten sie ihn durch ihr Streicheln beruhigen.
    Dann lichtete sich der Nebel.
    Der Blick auf das Grabmal wurde nicht mehr gestört.
    Aber Godwin befand sich noch zu weit davon entfernt, um alles genauer sehen zu können.
    Das Lied war leiser geworden. Die Sängerin schien zu merken, dass sich Besuch näherte, aber sie sprach Godwin nicht an.
    Er spürte, dass sich in seinem Innern eine große Spannung aufgebaut hatte. Es war schon kein Gefühl mehr, sondern ein Wissen, dass er bald vor einer großen Entdeckung stand.
    Noch die letzten Schritte, und er hatte sein Ziel erreicht.
    Das Grabmal sah alt und auf eine bestimmte Weise auch pompös aus.
    Der Rundbogen, die beiden Säulen, der dicke Querbalken darüber. Alles war aus grauen Steinen zusammengefügt und wurde von Nebelschwaden umflort.
    Kein Totenlied wehte dem Templer entgegen, als er die letzten beiden Schritte zurücklegte, um vor der offenen Seite stehen zu bleiben.
    Der Blick war frei.
    Godwin de Salier hatte sich keine genauen Gedanken darüber gemacht, was er wohl zu sehen bekam und wie die Person aussah, die sich in dem Grabmal aufhielt.
    Jetzt sah er sie - und er wusste nicht, was er von dieser Gestalt halten sollte…
    ***
    Uns ging es besser, denn wir befanden uns wieder in unserer Zeit und fuhren einen Weg, den wir im Schlaf fanden, so oft hatten wir die Conollys schon besucht.
    Ich erinnerte mich auch daran, wie wenig normal die Besuche manchmal gewesen waren, denn die Familie hatte ein Schicksal hinter sich oder immer noch mit ihm zu kämpfen, das sie mit Vorgängen in Berührung brachte, über die andere Menschen nur den Kopf schütteln konnten. Das war so, und das würde so bleiben.
    Ich wusste auch, dass der Fall noch längst nicht erledigt war. Es gab zu viele Rätsel, die darauf warteten, gelöst zu werden, und das musste in unserer Zeit geschehen.
    Wir hatten nur noch eine kurze Strecke zu fahren und befanden uns bereits in der Straße, in der das Haus der Conollys stand, als sich mein Handy meldete.
    Bevor ich mich richtig melden konnte, hörte ich bereits die leise klingende Frauenstimme.
    »John, bist du es?«
    »Ja, aber wer…?«
    »Sophie Blanc hier.«
    Ich schnappte nach Luft.
    »Himmel, Sophie. Mit deinem Anruf habe ich nicht gerechnet. Ist etwas passiert?«
    »Ja.«
    Ich schluckte und überlegte, ob sich die Stimme ängstlich angehört hatte. Bevor ich danach fragen konnte, sagte sie: »Godwin ist verschwunden.«
    »Nein.« Das Wort rutschte mir so heraus. »Ist er vielleicht entführt worden?«
    »Das weiß ich nicht so genau.«
    »Tauchte dieser Randolf wieder auf?«
    »Auch nicht. Es lag am Sessel.«
    Ich wusste Bescheid, welche Funktion der Knochensessel hatte. Oft genug hatte ich sie am eigenen Leib

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