1609 - Rettung für die Posbis
heraus und löste die Plombe. Entschlossen kehrte sie in das Wohnzimmer zurück, schäumte die vier Frauen von oben bis unten ein und trieb sie damit zur Tür hinaus. Auf das Gezeter achtete sie nicht. Sie hieb dem Ennox vom Klo den leeren Behälter gegen den Schädel und warf ihn ebenfalls hinaus. Dann befreite sie sich von den drei speienden und fluchenden Typen in der Küche, denen es nach dem ersten Bissen schon den Magen umgedreht hatte.
Das alles geschah bei 0,21 gund im Zeitlupentempo. Der Löschschaum trieb in dichten Flocken durch die Wohnung, und die Töpfe und Reste in der Küche hatten sich längst selbständig gemacht und suchten sich ihre eigenen Wege durch den Raum.
Aufatmend lehnte sich Kallia von innen gegen die Wohnungstür und ließ den leeren Schaumlöscher sinken, den sie benutzt hatte, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. „Verzeihung", sagte neben ihr eine Stimme, die sie zu kennen glaubte. Hastig klammerte sie sich am Türrahmen fest. Ihr Arm zuckte, und der zylindrische Behälter sauste auf den Kerl zu und traf ihn an Schulter und Hinterkopf. Der Typ fiel nach vorn, drehte sich und schwebte zwischen den Schaumflocken hindurch bis zu einem der Sessel, wo er sich abfing. „Entschuldige vielmals, aber ich wollte dich wirklich nicht stören", erklärte der Ennox und schüttelte den Kopf. Große, traurige Hundeaugen sahen sie an. „Ich suche Myles. Kannst du mir sagen, wo er sich aufhält?"
„Paul!" murmelte Kallia. Sie war ziemlich fertig. „Wieso? Was ist mit Myles?"
„Er ist nicht in der Zentrale. Und Bully ist auch nicht dort, obwohl er längst eingetroffen ist.
Wenn ich wenigstens wüßte, wie ich ihm entgegengehen kann..."
Kallia deutete auf den Eingang zur Küche. „Schau dir diese Sauerei an", sagte sie. „Kannst du verstehen, daß ich keine Lust habe, einem von euch auch nur eine einzige Auskunft zu geben?"
„Entschuldige bitte, es war nicht böse gemeint, Kallia Nedrun. Wenn du möchtest, komme ich ein andermal wieder."
„Ja, bitte. Und nur du. Wenn sich von deinen Artgenossen nochmals einer hier blicken läßt, ist der Teufel los."
„Entschuldigung. Verzeihung. Ich danke dir."
Schwups, weg war er.
Kallia Nedrun schritt durch den Raum, aktivierte einen Staubsauger und ließ sich dann in einen Sessel sinken. Die vergangenen Minuten zogen vor ihrem inneren Auge vorüber, und sie schüttelte mehrmals voller Verwunderung den Kopf. Dann begann sie aus vollem Hals zu lachen.
*
Bully stieß überrascht die Luft aus. „Verdammt, was soll das?"
Links und rechts neben ihm schob und drückte es, und er erhielt einen schmerzhaften Puff in den Rücken. Sein Kopf fuhr herum und musterte die drei Gestalten, die sich neben ihn gedrängt hatten. Sie drückten ihn zusammen, und er konnte sich nicht einmal mehr drehen und die Klappe der Raumlinse öffnen, um auszusteigen. Ein Glück, daß sein Anzug noch geschlossen war, so daß ihm wenigstens die Luft nicht ausging.
Die Ennox klebten an ihm wie die Kletten und fingerten an seinem Gürtel und seinem Helm herum. „Wieso ist es hier so eng?" beschwerte sich einer. „Kannst du nicht gefälligst etwas komfortabler reisen? Wieso schränkst du dich so ein? Eines ist sicher, unter Platzangst leidest du garantiert nicht."
„Verschwindet!" fuhr er die drei Fremden an. Wie er im trüben Schein der Innenbeleuchtung sah, handelte es sich ohne Ausnahme um männliche Wesen. „Macht Platz! Aus dem Weg!"
„He, he!" Ein Ellenbogen traf ihn schmerzhaft in der Nierengegend, gleichzeitig schlug eine flache Hand gegen seinen Helm. „Wer wird denn gleich so aufmüpfig und unfreundlich sein. Wir sind Gäste des Systems, klar?"
„Ich habe euch nicht eingeladen. Also schert euch zum Teufel!"
„Tut uns leid, Terraner. Kein Cheborparner mit seinen Hörnern ist in der Nähe. Du mußt mit uns vorliebnehmen!"
Bully verlor die Geduld. Er drückte die Arme auseinander und zwängte sich ein Stück nach vorn.
Er erreichte den Hebel und legte ihn um. Die Luke schwang nach außen, und das dunkelgelbe Licht einer Schleuse signalisierte ihm, daß das Andockmanöver vorschriftsmäßig erfolgt war. Er strampelte und trat einen der Ennox nach unten weg, bekam mit einer Hand den Rand der Luke zu fassen und schob sich hastig hinaus. Er taumelte in die Schleuse, und die Ennox folgten ihm, als hätten sie Angst, ihn zu verlieren. Sie trügen keine Raumanzüge, es hätte ihr Tod sein können, wenn etwas mit der Schleuse nicht gestimmt
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