161 - Fabrik der Zombies
Grabosc konnte sehen, wie die Luftmatratze in die Höhe flog und zur Seite kippte. Ein massiger Körper war von unten hochgestoßen und hatte die Luftmatratze umgeworfen. In hohem Bogen flog das Mädchen ein paar Schritte weit und landete dann klatschend im Wasser.
Grabosc stieß ein Knurren aus. Zwei Schläge noch…
Mit den Knien stieß er gegen einen Körper, der weich war und sich bewegte. Etwas schoß auf Grabosc zu, legte sich um seinen Hals.
Eine glatte, kalte Schuppenhaut, nicht der Arm des Mädchens. Grabosc schnappte blitzschnell nach Luft, er ahnte, was jetzt kommen mußte..
Er wurde unter Wasser gezogen.
Grabosc spannte seine Muskeln an. Während der Druck auf seinen Brustkorb von Augenblick zu Augenblick wuchs, packte er mit beiden Händen nach dem Ding um seinen Hals, darin drückte er mit aller Kraft zu, die er besaß.
Er konnte spüren, wie etwas Hartes unter seinem Griff zerbrach. Das Geschöpf, das nach ihm gegriffen hatte, zuckte und schlug um sich.
Der Griff am Hals löste sich. Mit einem Beinschlag schnellte sich Grabosc in die Höhe, riß den Mund auf und füllte die Lungen wieder mit Luft, dann glitt er wieder unter die Wasseroberfläche. Das Geschöpf war noch da, es griff ihn an. Und Grabosc setzte sich mit aller Kraft zur Wehr. Etwas legte sich um seinen linken Arm und klammerte sich dort mit furchtbarer Kraft fest. Grabosc packte seinerseits zu. Wieder spannte er seine Muskeln an, und wieder spürte er, wie unter seinem Griff etwas knickte.
Er tauchte wieder auf.
Offenbar hatte der gräßliche Angreifer genug. Grabosc konnte eine dunkle Masse sehen, die sich durch die Wellen kämpfte und dann abtauchte.
Willi Grabosc holte tief Luft. Ein paar Schritte von ihm entfernt, paddelte das Mädchen in den Wellen. Grabosc brauchte nur eine halbe Minute, um die Kleine zu erreichen und festzuhalten.
„Jetzt ist alles wieder gut", sagte er auf Englisch. Das Mädchen weinte leise, aber sein Lächeln zeigte, daß es sich nun wieder in Sicherheit fühlte.
Eine Minute später war auch das Boot zur Stelle. Das Mädchen wurde ins Innere gehievt, sogar die Luftmatratze konnte geborgen werden.
Ein wenig erschöpft ließ sich Grabosc auf dem Boden des großen Schlauchboots nieder. Sein Arm schmerzte heftig, dort, wo die Meeresbestie zugepackt hatte.
Grabosc sah sich die Stelle an - und erstarrte im gleichen Augenblick. Was sich da rötlich auf seiner Haut abzeichnete, war nach Form und Umriß unzweifelhaft der Abdruck einer menschlichen Hand…
Günther machte ein sehr mißmutiges Gesicht. Das war nicht verwunderlich, denn Helga Bibrich flirtete mit Willi Grabosc, als habe sie seit Jahren keinen Mann mehr zu Gesicht bekommen.
Willi Grabosc selbst ließ die Anmache kalt. Er genoß das Essen und den Wein, beides gestiftet von den Eltern der Kleinen, die er gerettet hatte. Helgas anhimmelndes Geplauder schien er gar nicht wahrzunehmen.
Der Abdruck auf seinem Arm war inzwischen verschwunden, als Beweis - wofür auch immer - nicht mehr zu gebrauchen. Aber Grabosc hatte nichts von den Ereignissen des Tages vergessen. Völlig ausgeschlossen, daß es sich bei dem Angreifer um einen Froschmann gehandelt hatte. Was Willi zu fassen bekommen hatte, war keine Tauchermontur gewesen. Er hatte beim Wegschwimmen des Angreifers auch keinerlei Luftblasen erkennen können, die auf Atemgeräte hingedeutet hätten. Allerdings gab es, wie Willi wußte, Spezialtauchgeräte, bei denen die ausgeatmete Luft nicht ins Freie abgeblasen wurde und so den Standort des Tauchers verraten konnte. Solche Tauchanlagen waren aber nur bei hochkarätigen militärischen Spezialisten im Gebrauch und außerhalb des Militärs nirgendwo anzutreffen. Nein, für Willi gab es keinen Zweifel - er war von einer Art Fischmensch attackiert worden.
„Werden Sie noch lange bleiben, Grabi?"
Diese rüde Verstümmelung seines Namens traf Grabosc wie ein Schlag. Wenn er etwas haßte, dann diese alberne Turtelei mit Kosenamen.
„Noch einen Tag, dann muß ich zurück nach Bordeaux", antwortete er, nachdem er einen Schluck von dem Wein genommen hatte. Er schmeckte hinreißend. „Aber am nächsten Wochenende bin ich wieder da."
„Vielleicht könnten wir dann etwas unternehmen", gurrte Helga. „Günther muß leider sehr bald zurück nach Deutschland, vielleicht hätten Sie Lust, mir ein wenig die Einsamkeit zu vertreiben?" „Vielleicht", antwortete Grabosc ausweichend.
Grabosc war kein Kostverächter. Aber ein Techtelmechtel mit Helga Bibrich
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