161 - Fabrik der Zombies
zu werden. Er warf einen Blick nach links, als das Fahrzeug fast auf seiner Höhe war.
Einen Sekundenbruchteil später machte sein Renault einen Satz nach vorn. Grabosc hatte mit aller Kraft das Gaspedal heruntergetreten.
Es schepperte und krachte, das Splittern von Glas war zu hören, als der Bug des Franzosen Graboscs Heck streifte. Der Franzose schwenkte weit nach rechts, geriet ein wenig von der Fahrbahn ab und fing sich dann wieder.
Graboscs Hände begannen feucht zu werden. Sein Puls ging rasend schnell. Bislang kannte er so etwas nur aus amerikanischen Spielfilmen.
Der Franzose nahm die Verfolgung auf und hetzte hinter Grabosc her. Er fuhr einen großen Citroen, der erheblich schneller sein konnte als Graboscs altersmüder Renault. Rasch verringerte sich der Abstand.
„Mistkerl", fluchte Grabosc. Der Verfolger spielte mit den technischen Möglichkeiten seines Schlittens so lange herum, bis seine Scheinwerfer genau in Graboscs Spiegel knallten. Und er fuhr so nahe auf, daß Grabosc außer dem grellgelben Licht - Fernscheinwerfern natürlich - praktisch nichts anderes mehr sehen konnte. Und jedes Mal, wenn er auch nur den Versuch eines Blickes nach hinten unternahm, war er danach für Sekunden nicht mehr imstande, die Straße vor sich zu erkennen.
Rummms!
Grabosc fluchte laut. Der heftige Aufprall von hinten warf ihn nach vorn in die Sicherheitsgurte.
Der Renault schlingerte ein wenig, dann konnte Grabosc den Wagen auffangen.
Der Nebel hatte dazu geführt, daß der Straßenbelag feucht geworden war - und die Reifen des Renaults waren längst nicht mehr neuwertig.
Gehetzt sah sich Grabosc um. Er suchte nach einer Abzweigung. Auf dieser schnurgeraden Strecke hatte er so gut wie keine Chance, seinen Verfolger abzuhängen. Fahrkunst half hier wenig, hier waren nur PS gefragt.
Wieder krachte der Citroen in Graboscs Heck, wieder flog Grabosc nach vorn. Langsam begann Angst in ihm aufzusteigen.
Dann tauchte die Kreuzung auf - ein Weg nach rechts, einer geradeaus, eine weitere Abzweigung, um eine Verkehrsinsel herum, nach links.
Grabosc bremste ab, steckte den nächsten Aufprall ein und lenkte dann nach rechts. Sobald der Citroen Anstalten machte, ihm zu folgen, ließ Grabosc das Lenkrad herumwirbeln.
Der Renault rutschte auf dem glatten Boden, die Räder fanden nicht genug Haftung. Dennoch konnte Grabosc den Wagen leidlich unter Kontrolle halten. Er gab Vollgas.
Die Reifen drehten zuerst durch, dann packte das Profil, der Wagen machte einen Satz nach vorn. Quer über die
route nationale
hinweg schoß der Renault auf die linke Abzweigung zu. Grabosc fuhr um die Verkehrsinsel herum, dann ließ er den Wagen beschleunigen.
Hinter sich sah er die Scheinwerfer des Citroen wie zwei riesige Finger durch die Dunkelheit wischen. Der Verfolger bemühte sich, Grabosc nicht zu verlieren.
„Mich kriegt ihr nicht", stieß Grabosc hervor.
Der Citroen setzte nach.
Aber jetzt war Grabosc auf einer Strecke, die er kannte, und in der es jede Menge Kurven gab, in denen er sein fahrerisches Können ausspielen konnte.
Grabosc vertraute darauf, daß zu dieser Tageszeit alle anständigen Franzosen in den Betten lagen, auf jeden Fall nicht mit ihren Autos herumfuhren. Dementsprechend fuhr er, als sei mit Gegenverkehr nicht zu rechnen. Sollte er sich irren, waren seine Chancen groß, daß es ihn auf dieser Fahrt „verriß".
Von dem Citroen war zunächst nichts mehr zu bemerken. Erst nach einiger Zeit sah er das gelbe Licht durch das Dunkel der Bäume hervorblitzen. Der Gegner ließ nicht locker.
Grabosc holte aus sich und seinem Wagen das Letzte heraus - aber es schien nicht zu genügen. Näher und näher schoben sich die Lichter wieder heran.
Rechts und links von der Straße war es dunkel, nirgendwo eine Tankstelle, ein Gehöft oder gar eine Polizeiwache, keine Möglichkeit anzuhalten und sich Verstärkung zu besorgen.
Grabosc wußte, daß als nächstes eine Gerade kam. Er tastete mit der rechten Hand nach dem Handschuhfach. Natürlich klemmte der Verschluß wieder.
Grabosc versuchte den Wagen mit den Knien zu lenken. Der Jäger kam näher und näher.
Mit beiden Fäusten drosch er auf das Handschuhfach ein. Endlich klappte der Deckel herunter. So schnelles ging, griff Grabosc nach seiner Waffe, entsicherte sie und lud durch. Er hantierte nicht gern mit Schußwaffen, aber in diesem Fall mußte es wohl sein - obwohl er immer stärker von der Furcht gepeinigt wurde, daß gegen diese Art von Jägern normale Geschosse
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