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1610 01 - Der letzte Alchimist

1610 01 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 01 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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kam es mir undankbar vor, sie einem Verhör zu überlassen, was ihnen in meinem Land sicherlich gedroht hätte, wäre bekannt geworden, dass sie mich beim Aufbruch gesehen haben.«
    Das Wort undankbar brachte mir einen kurzen Blick seiner dunklen Augen ein. Ich hielt es für an der Zeit, die Halbwahrheiten mit echter Wahrheit zu würzen.
    »Ein Mann bekommt bisweilen die Schuld für Dinge, die er nicht getan hat«, erklärte ich ruhig. »Mehr kann ich Euch nicht sagen, Mylord. Und Ihr dürft weder Monsieur Saburo noch Monsieur Dariole in dieser Hinsicht mit mir in Verbindung bringen. Monsieur Saburo ist der letzte Überlebende eines Schiffsunglücks, und Monsieur Dariole ist … Monsieur Dariole ist schlicht einer jener Söhne des Schwertes und der Gefahr, die Euer Gnaden auch vom englischen Hof kennen werden.«
    In dem Schweigen, das darauf folgte, hörte ich das Knarren der Riemen, das Platschen des Wassers gegen die Bordwand und das ständige Geplappere der Arbeiter, was Messire de Sully nie in seiner Gegenwart geduldet hätte.
    »Erzählt mir mehr von diesem ›R. F.‹, falls es Euch nichts ausmacht, Monsieur Rochefort.« Aus Cecils Mund war das ein Befehl, keine Bitte. »Wie unterscheidet er sich von solchen Narren wie Fawkes oder Parsons?«
    Der Gedanke, dass Messire de Sully noch lebte und das in Freiheit, erfüllte mich mit so großer, wenn auch flüchtiger Erleichterung, dass ich den englischen Minister unwillkürlich anlächelte.
    »Ihr werdet sicherlich wünschen, dass ich die Namen vervollständige, die ich in dem Bericht erwähnt habe, Mylord«, sagte ich. »Auch wenn ich annehmen möchte, dass Ihr bereits von vielen Verschwörungen bei Hofe wisst, und vielleicht ist Euch dieser Arzt bekannt, den ich mit ›R. F.‹ abgekürzt habe.«
    Er zeigte keinerlei Reaktion, und ich erwartete auch keine. Kurz sammelte ich meine Gedanken.
    »Die vergangenen zwei Tage habe ich so viele Erkundigungen eingezogen, wie mir möglich war. ›R. F.‹ ist jemand mit Namen Robert Fludd, ein Arzt mit einem Haus zwei Straßen von der St Paul's Cathedral entfernt. Inzwischen gilt er wohl als respektabler Bürger. Gerüchten zufolge gab es jedoch irgend einen Skandal, sodass man ihn erst vergangenes Jahr in das Royal College of Physicians aufgenommen hat, obwohl er auch schon vorher als Arzt und Astrologe tätig gewesen ist.«
    Ich blickte zu dem englischen Minister auf. »Zwar gibt es keine Gerüchte, dass er noch ein zweites Haus in Southwark besitzt, doch das tut er. Zusammengefasst: Dieser Fludd ist ein Astrologe, er mag die gegenwärtige Regierung Englands nicht, und er hätte gerne einen neuen König, weshalb er James Stuart töten will. Was die anderen Verschwörer betrifft und die Kürzel ›H1‹, ›H2‹ und ›W‹, so bezeichnen diese Master Hariot, Master Hues und Master Warner. Ich habe sie am Tower beobachtet. Alle suchen sie oft ›E. N.‹ auf, um mit ihm zu sprechen – Henry Percy, Earl of Northumberland, die angebliche Quelle der Verschwörung. Sie sind seine Mathematiker, und überall hin werden sie von … von Gentlemen begleitet, die zum Haushalt des Earls im Tower gehören und von denen ich nur die Vornamen kenne: Luke und John.«
    »Sehr fromm«, bemerkte Cecil trocken.
    Das Sonnenlicht spiegelte sich auf dem Fluss, und eine sanfte Brise brachte Kühle.
    »Es finden sich noch zwei weitere Kürzel in meinem Bericht: ›P‹ und ›H‹. Der Earl of Northumberland könnte einen großen Skandal verursachen«, sagte ich, »wenn er wiederholt, was dieser Fludd sagt – nämlich dass der Sohn Eures Königs, Prinz Heinrich, tief in die Verschwörung zur Ermordung seines Vaters verstrickt ist.«
    Ohne groß nachzudenken, entgegnete Cecil: »Ich bezweifele, dass der Prinz von diesem Robert Fludd überhaupt je gehört hat.«
    Ah. Du hast also schon etwas gehört, aber nicht so viel, wie du gerne hättest. Gut. Jetzt wissen wir, wo wir stehen.
    »Das bezweifele ich ebenfalls, Mylord.« Ein leichtes Nicken von Cecil wirkte ermutigend. Ich fuhr mit dem fort, was ich in achtundvierzig Stunden sorgfältiger Untersuchungen herausgefunden hatte: »Aber … Es scheint so, als würde Seine Hoheit, der Prinz, häufig den Tower besuchen, um mit Monsieur Raleigh zu sprechen. Jeder, der den Prinzen mit Dreck bewerfen will, indem er behauptet, Seine Hoheit träfe sich auch mit dem Earl of Northumberland, wird mit Freuden feststellen, dass dieser Dreck mit Leichtigkeit haften bleibt. Die Bitte seitens eines engen Vertrauten

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