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1610 01 - Der letzte Alchimist

1610 01 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 01 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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Loménie, der Außenminister, Vater Coton offensichtlich gesagt hatte, er und seine Jesuiten hätten den König umgebracht. Ferner hieß es, die ›guten Katholiken‹ in Burgund, der Normandie und Maine würden Grabsteine auf hugenottischen Friedhöfen schänden und bei Beerdigungen mit Dreck schmeißen. Über Messire de Sully fand sich kein Wort.
    Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist, sinnierte ich.
    Wassertropfen fielen auf das Papier. Ich schaute nach oben und sah, dass das Wetter sich änderte.
    Ich war kaum an Bath vorbei, als plötzlich ein heftiger Sommerregen einsetzte. Das Wasser lief mir über das Gesicht, während ich ostwärts über eine Schlammbahn ritt, die kaum den Namen ›Straße‹ verdiente. Das Pferd und ich waren von gleicher Farbe, als wir für die Nacht Halt machten. Ich hatte mich nur einmal verirrt und lediglich eine Stunde verloren. Der Ritt war hart gewesen, aber wir waren gut vorangekommen. Insgesamt brauchte ich von Wookey bis zu den armen Außenbezirken von Southwark nur drei Tage.
    Ich schaute mich um, als ich in die Stadt ritt. Es plapperten weniger Frauen auf den Straßen, und weniger Hühner flatterten vor dem Pferd davon. Ich ritt von Westen her auf die Bankside. Mehr Haustüren waren bemalt, und mehr Fensterläden von Häusern geschlossen, deren Eigentümer aufs Land geflohen waren.
    An der Pfarrkirche stieg ich kurz ab, um die wöchentliche Totenliste an der Tür zu lesen. Als ich meinen Blick über die Dächer schweifen ließ, sah ich, dass auf ›The Globe‹ und ›The Rose‹ noch immer die Fahnen wehten. Offensichtlich ist die Pest noch nicht schlimm genug, als dass die Theater ihre Pforten schließen würden.
    Ungeduld trieb mich zum Dead Man's Place.
    Nein. Zuerst das Geschäft. Der Whitehall-Palast; aber vorher musste ich Fludd finden und mir anhören, was er sich in der Woche, da ich weg war, für Verrücktheiten ausgedacht hatte. Dann würde ich Messire Cecil Bericht erstatten.
    Ich schwang mich wieder in den Sattel. Die Geräusche von Southwark hallten in meinen Ohren wider: Kirchenglocken, ein Streit hinter dem offenen Fenster eines Speisehauses, acht, neun Kinder, die mit einem Leinenball spielten und das hohe Kläffen von Hunden in den Arenen. Als ich den Hengst zur Ruhe gemahnte und schließlich in die Straße mit den weiß gekalkten Häusern einbog, sah ich vor mir das große Eichentor von Fludds Garten mit der Sonnenuhr. Es war geschlossen.
    Ich ritt näher heran.
    Flechten wuchsen grün und golden auf dem Pflaster vor dem Tor.
    Ich stieg ab und nahm alles in einem Blick auf. Das Gartentor war schon seit einiger Zeit nicht mehr geöffnet worden, und die Fensterläden des Hauses waren geschlossen.
    Atemlos, aber nicht vor Erschöpfung, lief ich die Seitenmauer zur Themse und zur Mühle hinunter. Das große Hoftor war ebenfalls verschlossen – mit Eisen verriegelt, dem Klang nach zu urteilen, als ich meine Schulter dagegen rammte.
    Niemand antwortete mir, als ich rief.
    Ich ging zur Haustür und hämmerte mit der Faust dagegen. Ein leeres Echo war alles, was ich als Antwort erhielt. Ich schlug mit dem Schwertknauf gegen die nächstgelegenen Fensterläden und versuchte, durch einen Spalt hineinzuspähen – nichts. Ich richtete mich wieder auf und ging noch einmal zum Gartentor. Ein Sprung, und ich konnte mich weit genug hochziehen, um auf den Hof zu schauen. Das Gras war nicht gemäht, und die Sonnenuhr war halb überwuchert.
    Ich ließ mich wieder nach unten fallen und steckte das Rapier weg. Die Haustür aufzubrechen, brauchte ich erst gar nicht zu versuchen. Sie bestand aus zwei Zoll dicker Eiche; um die aufzubekommen, brauchte man schon Schießpulver.
    Hat er getan, was ich mir gewünscht habe, und ist einfach verschwunden? Hat jemand anders ihn getötet, während ich weg war? Oder hat er sich sein Arztgewand schlicht aus Angst vor der Pest bepisst und ist in sein anderes Haus bei St Paul's gegangen? Vielleicht hat Cecil ihn ja auch in den Tower zu Northumberland gesperrt. Wie lange muss ich ihn denn suchen?
    Die vorsichtige Stimme eines Fremden fragte: »Seid Ihr Master Rochefort?«
    Ich erschrak und fuhr so schnell herum, dass der Mann einen Schritt zurückwich.
    Das war nicht, wie ich halb erwartet hatte, Northumberlands John oder Hariot oder sonst einer der Mathematiker. Das war ein Gesicht, das ich nicht kannte. Ich schaute auf einen kleinen, älteren Mann in staubigem, mattschwarzen Gewand – und schließlich erkannte ich, dass er ein

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