1610 01 - Der letzte Alchimist
werden das seine Leute auch nicht tun …
So ruhig, als spräche er mit einem seiner englischen Informanten, fügte Robert Cecil hinzu: »Ich weiß durchaus zu schätzen, dass Ihr mir über die Verschwörung dieses Doktor Fludd berichtet habt. Als Verschwörung ist sie vielleicht nur dem Fieberwahn eines einzigen Mannes entsprungen, vielleicht aber auch nicht. Ihr werdet für mich arbeiten, Master Rochefort, und alles herausfinden, was es herauszufinden gibt.«
Cecil nahm die Papiere, legte eine Hand auf die Stuhllehne und glitt vom Sitz hinunter auf den teuren Teppich. Ich stand auf und verneigte mich zum Abschied.
»Falls Master Saburo nicht zur Verfügung stehen sollte«, fügte Cecil hinzu, als er sich abwandte, »werdet Ihr diesen jungen Mann benutzen, der bei Euch wohnt. Er soll als Page verkleidet Nachrichten zwischen uns hin und her transportieren. Ich werde sein Gesicht erkennen.«
Ich unterdrückte das Verlangen, mir selbst mit den Fäusten gegen den Kopf zu schlagen.
Allein kehrte ich nach Southwark zurück und überließ Saburo dem Sekretär. Es würde noch viel geredet werden, bevor man ihn in die Nähe von James Stuart lassen würde; doch die Entscheidung, dass dies geschehen würde, war bereits gefallen. Selbst Messire de Sullys kurze Reise im Jahre 1603 hatte uns mehrere Monate gekostet, und der nihonesische Infanteriehauptmann war kein anerkannter Ratgeber des französischen Königs.
Ist das wirklich ein so schlechter Handel?, fragte ich mich, als mein Boot die Barke verließ und schließlich an der Bankside wieder anlegte.
Ich musste einfach nur eine lokale Verschwörung beobachten und würde dafür die besten Informationen aus Paris bekommen, auf die ein Fremder Zugriff hatte, nur … nur …!
Nur dass Messire Cecil glaubte, mir nun Befehle erteilen zu können, wie er wollte. Und wie passte das mit der Königin und Regentin Maria di Medici und meinen Plänen zusammen?
Ich blieb mitten auf der Straße stehen. Menschen gingen ohne ein Wort um mich herum. Eine Frau mit einem Bauchladen stieß gegen meinen Ellbogen und warf mir einen giftigen Blick zu. Dann lächelte sie und entblößte die Lücken zwischen ihren Zähnen, als ich ihr ein paar Münzen gab. Ich nahm an, dass ich von der Frau mehr hätte haben können als nur eine Hand voll Schleifen, die sie in ihrem Bauchladen spazieren trug, aber ich ging rasch davon.
Kein schlechtes Geschäft, nur dass ich nun Doktor Fludd einen Vorschlag darbringen muss, wie man den König töten kann!
Kein schlechtes Geschäft, nur dass Doktor Fludd … nicht gerade schlecht informiert ist.
Falls Fludd wirklich die Zukunft voraussagen konnte, dann wusste er auch, dass ich seine Verschwörung verraten hatte. Er würde es wissen, wenn er mich wieder traf. Aber warum hatte er es mir dann überhaupt erst erzählt?
Frust ließ mich beim Gehen die Fäuste ballen. Was sollte ich anderes tun, als zum Dead Man's Place zurückzukehren und sinnlose Pläne zu entwerfen, wie man den König ermorden konnte?
Und dazu kommt, dass ich in England und nicht in Paris bin, und meine einzigen Unterhaltungsmöglichkeiten sind unkultivierte Huren, unkultiviertes Theater oder Tieren zuzusehen, die sich gegenseitig in Stücke reißen. Gütiger Gott, Zaton würde hier untergehen, weil es einfach nicht genug Edelleute gibt, die das Etablissement hätten besuchen können!
Die Mittagsstunde war noch nicht lange vorüber. Beim Gedanken an Zaton kamen mir eine ganze Reihe von Dingen in den Sinn. Eine ordentliche Mahlzeit. Die Kameraden, die ich dort zurückgelassen hatte, und die Möglichkeit, dass ich mich nie wieder würde zu ihnen gesellen können. Ein Glücksspiel, um den Inhalt meiner Börse zu vervielfachen, denn in Southwark ließ sich keine einzige Lokalität finden, wo nicht mit gezinkten Würfeln gespielt wurde. Und als natürliche Folge dieser Gedanken – ein Umstand, über den ich gar nicht weiter nachdenken wollte – wandten sich meine Überlegungen Mademoiselle Dariole zu.
Die ich seit vier Stunden nicht mehr gesehen habe, weshalb ich wohl davon ausgehen kann, dass sie irgendwo für Chaos sorgt …
Für einen Fremden war Saburo ein verantwortungsvoller Mann, und ich war in meinem Beruf erfahren; nur sie … sie, die sie so gut wie nichts über Heinrichs Ermordung wusste, konnte alles mit einem im Rausch gesprochenen Wort oder einer jugendlichen Prahlerei verderben.
Ich vermochte nicht zu sagen, warum ich in meinem Frust und meiner schlechten Laune sofort an das
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