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1610 01 - Der letzte Alchimist

1610 01 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 01 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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Schmerzen.«
    Er richtete sich wieder auf und fügte lauter hinzu: »Ihr könnt von Glück sagen, dass Ihr zuerst unsere Bekanntschaft gemacht habt, Monsieur Rochefort. Sir Roberts Männer hätten Euch auch zur St Katherine's Stair bringen können, und Ihr wärt nicht allein in More Gate gewesen. Nun seid Ihr jedoch nach Southwark gekommen – und zu mir.«
    Die Männer murmelten irgendetwas untereinander, doch meine Schmerzen waren zu groß, als dass ich ihnen hätte folgen können. Lanier blickte mir in die Augen, als ich den Kopf hob, und mir stieg die Hitze in die Wangen, weil eine Frau Zeugin meiner Unterjochung geworden war.
    Es bedurfte aller Konzentration, derer ich fähig war, um mich auf Knie und Ellbogen aufzurichten und schließlich wieder aufzustehen. Ich nahm so gut wie nichts mehr wahr. Ich schwitzte, schaute instinktiv nach meinem Hut, und niemand hielt mich auf, als ich ihn unter Mühen vom Boden aufhob und den Dreck abklopfte. Alle traten zurück, als wäre ich ein Bär, den man an einen Pfosten gekettet hat.
    Schließlich ebbte der Schmerz weit genug ab, dass ich denken konnte: Das Gartentor ist mit einem Balken in Eisenhaltern verschlossen, aber die Mauer ist nicht hoch genug, als dass man sie nicht rasch überwinden könnte …
    Jedenfalls galt das für einen Mann, dessen Eier nicht gerade Löcher in seinen Bauch brannten.
    ›Sir Robert‹ musste Robert Cecil sein. An einen ›Doktor Fludd‹ erinnerte ich mich nicht von meinem Besuch mit Sully. Aber sechs Jahre sind mehr als ausreichend, um aus dem Nichts zu kommen und ein Spionagenetz aufzubauen. Er weiß etwas von mir. Was wird er damit tun? Er kann doch nicht ernsthaft glauben, dass ich James töten werde. Das ist absurd!
    Das Verlangen, die Wahrheit herauszufinden, kämpfte in mir mit dem ebenso großen Verlangen, dem Mathematiker mein Rapier abzunehmen, Pistolen hin oder her. Schmerz verleitet einen Mann zu überstürzten Handlungen. Mir lief der Schweiß über die Stirn. Ich verschränkte die Arme und starrte Doktor Robert Fludd an.
    »Ich habe nichts vor Euch zu verbergen, Monsieur Rochefort.« Fludd zuckte auf eine Art mit den Schultern, die mich davon überzeugte, dass er einige Zeit außerhalb von England verbracht hatte, vielleicht in Italien. »Ich werde Euch erklären, was ich tue. Wie Nikolaus von Oresme sagt, können wir mit Hilfe der Astronomie Pest, Tod, Hunger, Flut und große Kriege vorhersagen. Dem fügt er jedoch hinzu: ›Aber nur im Allgemeinen. Was wir nicht wissen, ist, in welchem Land, in welchem Monat, durch welche Personen oder unter welchen Umständen diese Dinge geschehen werden.‹«
    Er beendete das Zitat mit einem Lächeln.
    »Aber ich weiß genau das, Monsieur. Ich weiß in welchem Land, an welchem Tag, durch welche Person, und ich kenne die genauen Umstände. Wie Bruno von Nolan gesagt hat, existieren alle Welten in Gottes Geist, weil alles, was perfekt ist, von Gott geschaffen sein muss und daher existiert. Unsere gefallene Welt ist jedoch unvollkommen, aber sie kann durch Manipulation der Ereignisse dem Ideal näher gebracht werden, sodass Dinge, die aufgrund der menschlichen Natur in unserer sterblichen Sphäre unwahrscheinlich sind, Realität werden können.«
    Ich warf ihm einen schiefen Blick zu. »Wenn ich mich recht entsinne, vermochte Monsieur Nostradamus bessere Sprüche zu klopfen.«
    »Das ist ein dummer Mann«, verkündete Aemilia Lanier mit hoher Stimme, während die Männer zischend die Luft einsogen. »Doktor, er versteht nicht, was Ihr sagt. Er ist einfach nur ein Mörder. Ihr wisst, wie dumm solche Männer sind.«
    Fludd schaute wieder zu mir hoch. Er war gut einen halben Kopf kleiner als ich. Sein Gesichtsausdruck wirkte sanft.
    »Nicht ›nur‹ ein Mörder, hoffe ich, sonst verschwenden wir unsere Zeit. Aber sicherlich ein Mörder, und der Mann, der Monsieur Ravaillac die Gelegenheit verschafft hat, seinen König zu ermorden. Dabei hat er den Namen ›Belliard‹ verwendet.«
    Mein Bauch, der gerade noch geglüht hatte, wurde plötzlich kalt wie Eis. Ich war beobachtet worden, und ich hatte es nicht gemerkt … Aber wie? Fludd war kein Franzose. Sollte er der Agent der Medici hier sein, wie war er dann an Informationen darüber gelangt, wann und wo ich in London landen würde, wo ich das doch noch nicht einmal selbst gewusst hatte?
    Ich schwieg. Das Schlimmstmögliche war also geschehen – nun gut. Wenn ein Mann nicht spricht, kann auch niemand Schlüsse aus seinen Worten ziehen. Man

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