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1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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geschlagen und musste um Gnade flehen, und sollte das Schlimmste geschehen, würde ich meinen Samen vergießen, wie ich es in den Träumen tat.
    »Ja.« Ich konnte kaum sprechen. Ich wollte diese Dinge laut aussprechen, durfte aber nicht. »Ja.«
    Dariole blickte zu den Männern, die lautstark zu wissen verlangten, warum das Duell nicht fortgesetzt wurde. Ihr Lächeln wurde immer breiter. Die vergangenen Tage zogen noch einmal im Geiste an mir vorbei: Sie war von ihrem Vetter gedemütigt worden. Wie musste sie sich da gefühlt haben, als ich das öffentlich angesprochen hatte?
    Sie fintierte – für den Fall, dass ich noch immer versuchen wollte, sie zu entwaffnen – und drückte mir die Spitze ihres Übungsrapiers unters Kinn. Sie hatte es einfach fortlegen können. Ich war nicht mehr in der Lage zu kämpfen. Ich stand einfach nur da, rang nach Luft und betrachtete ihr Gesicht.
    Sie schaute mir in die Augen und bewegte die Spitze zum Halsansatz.
    »Lasst Schwert und Dolch fallen«, sagte sie leise.
    Du kannst mich nicht verletzen!
    Der Druck der gepolsterten Spitze auf meinem Hals war in keinster Weise mit dem einer echten Waffe zu vergleichen. Ich hätte sie ihr einfach aus der Hand schlagen können und nicht mehr als ein paar blaue Flecken davongetragen.
    Ohne ein weiteres Wort warf ich Schwert und Dolch beiseite.
    Der Klirren von Metall auf Holz erschrak die Zuschauer.
    Licht blitzte am Rand meines Sichtfeldes auf, als der Dolch in einem Sonnenfleck landete. Von meinem Schwert sah ich nur noch das Heft im Schatten.
    Bei Zaton hätte sie mir den Hals durchschneiden können – was sie auch getan hätte –, und das hätte mich weniger geschmerzt.
    Leise, so leise, dass niemand uns hören konnte, sagte ich, was ich schon damals hätte sagen sollen: »Mademoiselle, der Sieg ist Euer. Ich habe verloren.«
    »Runter.« Ihre Augen glühten förmlich. »Bettele.«
    »Mademoiselle …«
    »Bettele.« Sie blickte mir weiter unverwandt in die Augen. »Runter auf die Knie, Rochefort, und fleht mich um Verzeihung an!«
    Sie sprach laut genug, dass die anderen sie hören konnten. Die Zuschauer waren wie erstarrt. Selbst mit dem Rücken zu den meisten von ihnen, fühlte ich, wie ihre Blicke sich auf mich richteten. Hitze strömte in mein Gesicht und meinen Bauch, und ich schauderte.
    Und das war wohl der Grund, warum ich die Sache lieber unter vier Augen geklärt hätte.
    Ich spürte ein Ziehen in meiner Hose. Steif, wie er war, fühlte sich mein Schwanz heiß an und benässte meine Hose. Darioles Blick wanderte nach unten.
    Sie sieht es, erkannte ich, und dann: Sie weiß genug, um hinzuschauen.
    »Dariole.« Ich weiß nicht, was ich sonst hätte sagen sollen, und meine Kehle war zu ausgetrocknet, als dass sie mein Flehen hätte verstehen können.
    Hinter uns ging ein Raunen durch die Zuschauer. Der Fechtmeister verschränkte die Arme vor der Brust und machte ein leidendes Gesicht. Ich weiß nicht, ob es nun an der Gegenwart der Schauspieler lag oder an der Tatsache, dass der Raum wie eine Bühne erhellt war, in jedem Fall kam mir das Ganze wie ein Traum vor. Ich kann tun, was ich will.
    Der Gedanke jagte mir einen Schauder über den Rücken und durch den Bauch, der sich dann in meinen Lenden konzentrierte.
    »Nun?« Ihre Stimme klang erschöpft. Ihre Brust hob und senkte sich immer noch, und ihr Gesicht war rosig und feucht. Sie steckte den Dolch weg und öffnete mit der nun freien Hand sechs, sieben Knöpfe ihres Wamses und entblößte so einen zerknitterten Streifen ihres weißen Leinenhemds. Schweißdurchtränkte Locken klebten ihr an der Stirn, und die Wolle ihrer venezianischen Hose spannte sich über ihren Hüften.
    Ich blickte an ihr hinunter. Sie hatte eine perfekte Verteidigungshaltung angenommen, das Kinn hoch und das Rapier zum Stoß bereit. Auch hatte sie etwas Theatralisches an sich.
    Ich kann das doch nicht wirklich tun!, protestierte ein Teil von mir.
    »Bettele«, wiederholte sie.
    Sie hielt das Übungsschwert an meinen Hals, als wäre es geschärfter Stahl.
    Wankend und unbeholfen ließ ich mich zunächst auf ein, dann auf beide Knie nieder.
    Meine Hose spannte sich über meinem Schwanz. Ich kniete auf dem harten Boden. Dass die Zuschauer staunend nach Luft schnappten, bemerkte ich kaum. Ein Mann rief überrascht etwas, ein anderer verspottete mich.
    Dariole lächelte mich an wie einer der Lustknaben Heinrichs III. »Ich kann Euch demütigen, Messire. Ihr könnt mich nicht daran hindern.«
    »Ja«,

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