1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist
brachte ich mühsam hervor. Ich weiß.
Es war schon schlimm genug, dass ich mich dem stellen musste, aber dass Mademoiselle Dariole es auch noch wusste …
»Ihr könnt, aber ich bitte Euch darum, es nicht zu tun.« Ich zwang mich dazu, das laut zu sagen. Meine Stimme klang rau und schwankte zwischen Quieken und Knurren wie die eines Jungen. Ich spürte, dass ich errötete. Meine Wangen glühten. Wenn ich jetzt nicht sofort eine Pause bekomme, wird der steife Schwanz in meiner Hose für sie die Arbeit tun!
Den anderen nach wie vor den Rücken zugekehrt, griff ich unauffällig nach unten, um meine Hose zurechtzurücken. Dariole trat näher zu mir heran. Bevor mir bewusst wurde, was sie vorhatte, senkte sie die stumpfe Klinge und drückte sie mir in die Lenden.
Der Druck der Klinge erhöhte sich.
Ich gab ihm nach und rutschte mit dem Knie über den harten Holzboden. Sofort drückte sie die Spitze gegen mein anderes Knie und schob es beiseite, sodass ich genau wie bei Fludd breitbeinig und hilflos kniete. Mein Schwanz pochte und schwoll noch weiter an und drückte gegen mein Beinkleid. Dass die anderen es sehen könnten, erfüllte mich mit Scham.
Fludds Stimme hallte in meinem Kopf wider: »Ihr werdet Euch daran erinnern, doch nicht wegen der Schmerzen.«
Ich werde mich daran erinnern, dir bei der nächstbesten Gelegenheit die Kehle durchzuschneiden, du verdammter Hurensohn!, dachte ich und wusste nicht, ob ich Doktor Fludd oder Dariole damit meinte.
Sie hielt das Übungsschwert zwischen meine Beine, gut drei, vier Zoll unter meinen Schwanz.
Die Hitze in meinem Körper war derart angewachsen, dass ich wusste, dass sie schlicht die Klinge in meinen Schritt heben musste, und ich würde spritzen.
»Mademoiselle … Erweist mir Eure Gnade.« Ich klang einfach nur jämmerlich. Ich wandte mich von ihr ab – und musste erkennen, dass ich dabei den Kopf senkte. Ich spürte, wie ich hinter meinem nach vorn gefallenen Haar abermals errötete. Genau das habe ich in der Abgeschiedenheit meiner Gedanken schon viele Male zu ihr gesagt.
In der widerwärtigen Stille, die darauf folgte, hob ich den Kopf wieder und blickte Dariole in die Augen.
Ihr in der Freude am Kampf begründetes Lächeln schwand dahin. Sie zog einen Mundwinkel hoch und warf mir den ironischsten Blick zu, den ich je bei einem so jungen Fechter gesehen hatte.
»Ich habe ja nie gewusst, dass das so eine wirkungsvolle Waffe ist …« Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Was würdet Ihr mir geben, wenn ich Euch nicht vor allen hier spritzen lasse.«
Sie sagt die Worte, die ich mir in meiner Fantasie bereits ausgemalt hatte.
Ich sehnte mich fast schmerzhaft danach, meinen Samen zu ergießen. Mit jedem Zoll meines Leibes war ich mir des Drucks in meiner Hose bewusst.
Das leise Raunen in meinem Rücken brachte mir zu Bewusstsein, wie falsch das alles war. Männer klingen nicht so, wenn ein anderer Mann in Todesgefahr schwebt. Das ist nicht die Atmosphäre eines Duells … Gott weiß, dass ich das wissen müsste!
Das waren lüsterne Kommentare, gesprochen im Tonfall von Schauspielern, die einen Text lernen. Das war Theater – eine Maskerade, eine Szene, ein Spiel. Das ist nicht real.
Mich überkam eine vollkommen unerotische Verlegenheit.
Ich schluckte und zwang mich zu sprechen. »Mademoiselle, ich habe vielleicht … Dinge erwähnt, die besser unausgesprochen geblieben wären.«
»Dann ist das nur eine halbe Entschuldigung?«, erwiderte sie.
Ihr Tonfall hatte sich verändert. Ich starrte sie an. Von Wut war nichts mehr zu sehen oder zu hören. Sie sprach mit einer leichten Ironie in der Stimme, mit einem Tonfall, den ich bei jeder anderen Frau als Mitgefühl gedeutet hätte.
Ich schluckte. »Mademoiselle, bitte.«
Ich vermochte nicht zu sagen, ob ich mich lieber vor Scham winden, abspritzen oder mich einfach nur weinend über den Boden wälzen wollte.
Dass ich ein geradezu absurd komisches Bild darbot, geschlagen mit falschen Waffen, ließ mich wünschen, ich würde augenblicklich in der Erde versinken. Hätte ich aufstehen können, ich hätte ihr mitten ins Gesicht geschlagen.
Wenn sie den Schwanz eines Mannes neckt … Nun, ich habe sie selbst zu diesem Tanz eingeladen.
Es war wohl kaum ihre Schuld, dass sie es zu einem … zu einem Abschluss brachte, den ich nicht länger wünschte. Jedenfalls nicht hier und nicht auf diese Art!
Mir wurde kalt vor lauter Peinlichkeit.
»Messire«, sagte sie leise.
Ein Blick wanderte von ihr
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