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1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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meine Waffen wegwerfen und mich ihrer Gnade unterwerfen müssen.
    Bei diesem plötzlichen, lebendigen Bild in meinem Kopf versteifte es sich in meinem Unterkleid.
    Taumelnd blieb ich mitten im Raum stehen.
    Mit einem Schritt zurück war Dariole wieder von mir weg und am Rand des Sonnenscheins, wo Staub im Licht wirbelte. Ihr Gesicht blieb im Schatten verborgen, doch das von hinten kommende Licht betonte perfekt ihre Kampfhaltung: das Rapier mir entgegengestreckt, den Dolch täuschend locker in der anderen Hand und jeder Muskel voller Energie. Ihre Brust hob und senkte sich vor Erschöpfung.
    Kalt dachte ich weiter: Als wäre der erste Gedanke nicht schon schlimm genug gewesen …
    Wenn sie nicht verletzt werden kann … Nun, dann gilt das auch für dich, Rochefort.
    Rochefort der Narr! Rochefort der Clown!
    Sie kann dir die Niederlage bescheren, die du suchst.
    Und nur diese Niederlage.
    Wenn ich den Gedanken schon nicht billigen konnte, sie zu töten, so gestatteten mir die Übungsschwerter doch, mich mit ihr zu duellieren, und wichtiger noch: Die stumpfen Waffen gestatteten es mir, gegen sie zu verlieren, ohne körperlichen Schaden zu nehmen. Um auf schmachvollste Art entehrt zu werden. Wie in Paris. Und in Ivry …
    In meinem Kopf breitete sich eine Benommenheit aus, die mir nicht unbekannt war. Ich hatte guten Grund, über meine weite englische Hose froh zu sein. Sie war so voluminös, dass ein Mann darin vollkommen aufrecht stehen konnte, ohne dass es jemand bemerkte.
    Die Zuschauer wunderten sich, warum ich so still stand, und im selben Augenblick erkannte ich: Das wird auch sie.
    »Messire.« Obwohl sie schwer atmete, senkte sie die Spitze nicht, den kleinen Sandsack genau auf meine Brust gerichtet. Die Sonne zeigte mir ihr Profil, als sie sich leicht bewegte. Sie lächelte.
    Und hielt inne.
    Kein Muskel rührte sich, und auf ihrem Gesicht zeigte sich ein Ausdruck ähnlich dem eines Mannes, der zum ersten Mal verwundet wird: pure Überraschung. Ich beobachtete, wie der Ausdruck langsam verschwand und das Lächeln wieder zurückkehrte.
    »Seit ihr nicht in der Stimmung, um herumzulaufen, Messire?«
    Sie weiß, was mich behindert.
    Ich konnte nicht sagen, woher ich es wusste – woraus ich mit absoluter Sicherheit schloss, dass ihr klar war, unter welch körperlicher Indisposition ich litt.
    »Kein Angriff, Messire?«, fragte sie in einem Tonfall vollkommener Unschuld. »Kein Versuch, mich mit bloßer Kraft zu überwältigen?«
    »Ich stehe hier. Tut, was Ihr könnt!«, knurrte ich und spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg. Gütiger Gott, lass sie denken, dass ich nur außer Atem bin.
    Dariole rückte vor, und das Sonnenlicht glitzerte auf ihrer Klinge. Sie war genauso ein Ding voller Schönheit wie ihre Waffe. Unbeholfen veränderte ich meine Stellung, um den Schülern meinen Rücken zuzukehren; nur so konnte ich wirklich sicher sein, dass sie mein Problem nicht sahen. Dariole kam in Sprungreichweite zu mir, doch nicht so nahe, dass ich sie ohne eine wilde Bewegung hätte erreichen können.
    Und sie weiß, dass ich das im Augenblick nicht kann. Diese Hexe …
    Leise genug, dass nur wir beide es hören konnten, sagte ich zu Dariole: »Ich kann mehr, als nur Knöpfe berühren, Messire. Ich kann Euch vor diesen Engländern entblößen. Glaubt Ihr, Ihr könntet mich aufhalten?«
    Und da bin ich nun an dem Punkt angelangt, wo ich bettele.
    Einen langen Augenblick lang blickte ich ihr ins Gesicht.
    Und sie weiß es.
    Kalt fragte ich mich, wie lange das für sie schon offensichtlich war – dieses Etwas, was ich selbst nicht gewusst hatte … oder nicht hatte wissen wollen.
    In meiner Hose wurde ich noch immer steifer.
    »Es gibt einige Dinge, die ein Mann einfach nicht ertragen kann«, sagte ich in gleichmütigem Tonfall, und sie lächelte, als wäre das geradezu jämmerlich.
    Der Atem rasselte in meiner Lunge. Ich spürte meinen Leib anschwellen, und Erregung und Scham ließen mein Herz rasen. Ich flehe sie an, erkannte ich, und ich verlange danach und verachte mich zugleich dafür.
    Die Augen für einen Augenblick halb geschlossen setzte sie einen neuen Gesichtsausdruck auf. »Ihr werdet tun, was ich Euch sage, nicht wahr? Ich habe Euch, Messire.«
    Seit Ivry hatte ich von ihr geträumt.
    Verräterischer war jedoch, dass ich die meisten dieser Träume am Rand des Schlafes gehabt hatte, wo man eine gewisse Kontrolle über sie hat. Und nun stand einer dieser Träume leibhaftig vor mir. Ich war

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