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1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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steckte das Rapier weg. Die Haustür aufzubrechen, brauchte ich erst gar nicht zu versuchen. Sie bestand aus zwei Zoll dicker Eiche; um die aufzubekommen, brauchte man schon Schießpulver.
    Hat er getan, was ich mir gewünscht habe, und ist einfach verschwunden? Hat jemand anders ihn getötet, während ich weg war? Oder hat er sich sein Arztgewand schlicht aus Angst vor der Pest bepisst und ist in sein anderes Haus bei St Paul's gegangen? Vielleicht hat Cecil ihn ja auch in den Tower zu Northumberland gesperrt. Wie lange muss ich ihn denn suchen?
    Die vorsichtige Stimme eines Fremden fragte: »Seid Ihr Master Rochefort?«
    Ich erschrak und fuhr so schnell herum, dass der Mann einen Schritt zurückwich.
    Das war nicht, wie ich halb erwartet hatte, Northumberlands John oder Hariot oder sonst einer der Mathematiker. Das war ein Gesicht, das ich nicht kannte. Ich schaute auf einen kleinen, älteren Mann in staubigem, mattschwarzen Gewand – und schließlich erkannte ich, dass er ein häretischer Priester sein musste.
    Hin und her gerissen zwischen Ironie und Hysterie stemmte ich die Fäuste in die Hüfte. »Kennt hier denn jeder meinen Namen? Ja, ich bin Rochefort. Und?«
    »Master Fludd ist aufs Land gegangen.«
    »Soviel ist offensichtlich, denke ich.« Ich schüttelte den Kopf. Mitten in einer Verschwörung, um den König zu töten … und weg. Mitten in den Proben für ein Theaterstück … und weg. Das Haus verriegelt und verrammelt, alle Pläne abgebrochen … und weg.
    »Mein Name ist Edwin Slaughter.«
    Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Ich konnte mit kaum einen Menschen weniger als Schlachter vorstellen als diesen hier – obwohl er als Priester in letzter Zeit wohl genug mit dem Tod zu tun gehabt hatte.
    »Und?«
    »Ich habe auf Euch gewartet, Master Rochefort.« Er blickte mich besorgt an. »Master Fludd hat gesagt, Ihr würdet heute Nachmittag zurückkehren. Er hat mir Eure Beschreibung gegeben: ›ein spanisch aussehender Mann, gut über zwei Schritt groß‹ … Verzeiht mir, Master. Er war dringend darauf bedacht, dass Ihr diesen Brief bekommen sollt.«
    Er hat also gesagt, dass ich heute Nachmittag zurückkehren würde. Ist das jetzt eine von Fludds ›Berechnungen‹ oder eine seiner Lügen?
    Der Priester räusperte sich höflich. Ich nahm das zusammengefaltete Stück Papier von ihm entgegen, und das Wachssiegel brach in meiner Hand.
    Das Datum darauf besagte, dass der Brief einen Tag nach meinem Aufbruch aus London geschrieben worden war, am 26. Mai nach altem Kalender, am 5. Juni nach dem neuem. Er war jetzt eine Woche alt.
    Ich las:
    »Monsieur …
    Ihr wisst, was wir tun müssen. Fahrt fort, es zu tun. Ich werde gelegentlich durch einen Boten mit Euch kommunizieren. Es ist sinnlos, einen von ihnen zu befragen.
    Da ich weiß, dass nichts von alledem Eurem eigenen Wunsch entspringt, bedarf es nur weniger Berechnungen, um zu sehen, dass Ihr versuchen werdet, mich bei unserem nächsten Treffen zu töten.
    Deshalb habe ich einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Wir werden uns erst wiedersehen, wenn dieses Unternehmen erfolgreich zum Abschluss gebracht worden ist.
    Um Euch zu helfen, Monsieur, möchte ich Euch überdies mitteilen, dass ich Mademoiselle Dariole de la Roncière mitgenommen habe, um Eure Kooperation zu garantieren.
    Ich flehe Euch an, sie nicht leiden zu lassen. Sie ist bereits verletzt worden, auch wenn das in niemandes Absicht lag. Befolgt die Befehle, die ich Euch schicken werde. Verursacht Ihr keinen weiteren Schmerz.«

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