1614 - Morganas Werwolf-Party
uns entgegen klangen.
Wir gingen noch schneller, und ich stieß Britt de Soto vor mir her. Es war Suko, der nach der Tür griff und sie mit einem heftigen Ruck öffnete.
Die Sicht war frei, und was wir in den nächsten Sekunden in uns aufnahmen, trug nicht dazu bei, uns optimistischer werden zu lassen.
Wir sahen Maxine, die auf einer Platte lag wie auf einem Opfertisch. Sie war halb nackt, zusätzlich war sie gefesselt worden.
Carlotta hatte versucht, sie zu befreien. Sie war leider gescheitert. Wir sahen sie ein Stück von ihrer Ziehmutter entfernt am Boden liegen.
Ich sah auch die Rektorin Henriette Cook. Sie wollte sich nicht damit abfinden, dass sie verloren hatte. Uns hatte sie noch nicht gesehen. Sie schrie die zweite Frau an, dass sie ihr helfen sollte.
»Wir schaffen sie gemeinsam weg!«
Wir hörten den Satz, nur war ich im Moment nicht bei der Sache, weil ich Morgana Layton nicht sah. Ich hatte fest damit gerechnet, sie hier zu finden. Jetzt war sie nicht da, und das wunderte mich schon.
»Lass sie los!«, rief ich mit scharfer Stimme.
Henriette Cook hatte mich gehört. Sie war zuerst zusammengezuckt, danach stand sie steif wie eine Statue auf dem Fleck und traute sich nicht, sich umzudrehen.
Suko ging vor.
Die Schritte hörte die Rektorin. Jetzt drehte sie sich um und brüllte den Inspektor an. Sie wollte nicht aufgeben, hob den rechten Arm zum Schlag und drosch auch zu.
Mein Freund war schneller. Er erwischte das Handgelenk der Frau und drehte es um.
Henriette schrie auf und ließ sich fallen. Auf dem Boden blieb sie liegen, ohne an weiteren Widerstand zu denken. Auch Britt de Soto tat nichts.
Sie war zu der jungen blonden Frau gelaufen und stand jetzt neben ihr.
Beide trauten sich nicht, die Flucht zu ergreifen.
Ich kümmerte mich um Maxine Wells, die noch immer auf der Platte lag und am ganzen Körper zitterte. Sie war mit ihren Nerven am Ende. Ich zog sie halb hoch und umarmte sie.
»Es ist geschafft, Maxine. Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Niemand wird dir was tun.«
»Sie war da, John.«
»Morgana?«
»Ja. Sie hat meine Kleidung zerfetzt, weil sie die nackte Haut haben wollte. Irgendwo musste sie ja den Biss ansetzen.« Sie zog die Nase hoch. »Dazu kam es nicht mehr, denn plötzlich war Carlotta da. Sie hat mich gerettet.«
»Das denke ich auch. Sie muss geflogen sein. Wir waren leider nicht schnell genug.«
»Und was ist mit Morgana Layton?«
Ich hob die Schultern. »Tut mir leid, Max, ich habe sie nicht mal gesehen.«
»Aber sie war hier.«
»Das glaube ich dir.«
»Und sie hat sich vor meinen Augen verwandelt. Ich weiß jetzt, wie sie als Werwölfin aussieht. Den Anblick werde ich niemals vergessen.«
»Ja, das glaube ich dir.«
»Sie ist geflohen.«
Beide schauten wir nach links. Carlotta hatte gesprochen. Sie kam zusammen mit Suko auf uns zu, wobei mein Freund sie stützte, weil sie noch wacklig auf den Beinen war. An ihrer linken Kopfseite wuchs eine Beule.
»Hast du gesehen, wohin sie entwischte?«
»Nein, John, das habe ich nicht. Aber sie muss gewusst haben, dass ihr schon nahe am Haus gewesen seid. Auf einen Kampf wollte sie sich wohl nicht einlassen.«
»Das denke ich auch.«
»Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte Carlotta.
Es war schwer für mich, ihr darauf eine Antwort zu geben. Wir waren ja keine Chorknaben, und das wusste Morgana auch. Suko und ich konnten für sie nicht nur gefährlich, sondern auch tödlich werden, und dem Risiko hatte sie aus dem Weg gehen wollen.
Als ich meine Vermutungen aussprach, erntete ich ein Nicken. Jeder dachte so.
Henriette Cook raffte sich auf. Sie hielt ihr rechtes Handgelenk umklammert und stierte uns an.
Ich wusste nicht, was mit ihr und den anderen beiden Frauen geschehen sollte. Sie waren noch im Werden. Der letzte Biss fehlte, und ich konnte ihnen nur raten, sich nicht länger mit Morgana Layton zu befassen.
»Das ist allein unsere Sache!«
»Das müssen Sie selbst wissen. Aber Sie sind noch eine Frau, Mrs. Cook. Und das sollten Sie auch bleiben. Der andere Weg, der vielleicht jetzt so strahlend aussieht, der kann Sie nur ins Elend führen. Die Erfahrungen haben schon zahlreiche Menschen vor Ihnen gemacht.«
»Kann ich gehen?«, fuhr sie mich an.
»Wenn Sie wollen.«
Ihr Blick irrlichterte.
»Warum sollten wir Sie verhaften?«, sagte ich. »Weshalb sollten Sie vor ein Gericht gestellt werden? Sie haben sich nichts zuschulden kommen lassen. Zumindest nach dem Gesetz nicht. Mit den anderen Dingen
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