1616 - Experimente im Hyperraum
Kristallprinzen, hatten die Arkoniden begonnen, sich auf ihre glorreiche Vergangenheit zu besinnen.
Sie wollten ihrem Sternenreich, das lange Zeit nur ein Anhängsel des Solaren Imperiums gewesen und danach sang- und klanglos zuerst in der GAVÖK, dann im Galaktikum aufgegangen war, zu neuem Glanz verhelfen. Das war ein durchaus legitimes Anliegen. Nichts förderte die Wirksamkeit des Galaktikums mehr als Mitgliedsvölker, die über ihren eigenen, genau abgesteckten Machtbereich verfügten und mit dazugehörigem Selbstvertrauen auftraten. Mitläufer gab es im galaktischen Gremium genug.
Aber es waren Zivilisationen wie die terranische, die der Blues, die arkonidische und die akonische, die dem Gaiaktikum Glaubwürdigkeit verliehen und es zu einem brauchbaren Instrument intergalaktischer Politik machten.
Nein, Perry Rhodan nahm es dem Freund keineswegs übel, daß er seine Artgenossen dazu brachte, sich an das ruhmreiche Große Imperium zu erinnern und Stolz auf die Leistungen der Vorfahren zu empfinden. Nur meinte er, daß Atlan die Sache überspannte. Die Achse Arkon-Akon, die er zu schaffen versuchte, wäre eine Machtstruktur, die alles andere in den Schatten stellte. Das Galaktikum würde sich wahrscheinlich gegen das Zustandekommen der Achse wehren müssen. Denn in der galaktischen Verfassung waren der Macht, über die die einzelne Mitgliedszivilisation verfügen durfte, eindeutige Grenzen gesetzt.
Noch schlimmer als Atlans Machtstreben empfand Rhodan jedoch, daß der Arkonide sein Vorhaben nicht etwa nur als politische Strategie betrieb. Er steckte vielmehr mit Herz und Seele in der Sache. Das hatte man ihm vorhin angemerkt. Er hatte immer noch vor Zorn gekocht, obwohl die Unterredung mit Tephar Alropis schon mehrere Stunden in der Vergangenheit lag. So war er früher nicht gewesen. Er hatte stets die Fähigkeit besessen, seine Schachzüge zu tun, ohne daß dabei das Gemüt in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Was hatte ihn verändert? Ein eigenartiger Gedanke setzte sich in Perry Rhodans Bewußtsein fest. Die Hyperraum-Parese, die überall auftretenden Strukturrisse, der Lokale Attraktor -waren das Anzeichen, daß das Multiversum einen Phasenwechsel durchmachte? Waren davon energetische Vorgänge im ultrahochfrequenten Bereich des 5-D-Spektrums betroffen? Ließ sich so die Änderung im Verhalten des Arkoniden erklären?
Rhodan schob den Gedanken als unproduktiv beiseite. Das war reine Spekulation. Ebensogut mochte man annehmen, es läge daran, daß Atlan Liebeskummer wegen Theta von Ariga hatte.
Er ließ die Utensilien des Abendessens beiseite räumen und zog sich in eine gemütliche Sitzecke des weitläufig angelegten Raumes zurück. Wie immer, wenn sich ihm Gelegenheit dazu bot, wollte er die nächste halbe Stunde nützen, um sich über die weniger wichtigen, dafür um so heitereren Dinge zu informieren, die sich während des vergangenen Tages auf Terra und sonstwo in der näheren Umgebung zugetragen hatten.
Aus seinem Plan wurde nichts. Der Telekom meldete sich. Das Rufzeichen ließ erkennen, daß es sich bei dem Anrufer um Atlan handelte.
Er wirkte lockerer, gelöster als vor anderthalb Stunden. Er war drauf und dran, etwas Wichtiges zu tun; Tatendrang leuchtete aus seinem Blick. „Es geschieht früher, als ich erwartet hatte", sagte er anstelle einer Begrüßung. „Aha! Und was ist das?"
„Ich sage dir Lebewohl. Auf wie lange, das weiß ich nicht. Ich habe soeben eine Nachricht von Yart Fulgen erhalten. Ich muß auf dem schnellsten Wege nach Arkon."
„Und du willst mir nicht sagen, was Yart Fulgen dir berichtet hat", bemerkte Perry Rhodan nicht ohne Spott.
Das kam dem Arkoniden gar nicht gelegen. Man merkte es ihm an. „Fulgen spricht Vermutungen aus", antwortete er. „Ich selbst bin nicht sicher, ob sie berechtigt sind oder nicht. Sobald ich Genaues weiß, erhältst du von mir Bescheid."
„Gut so", nickte Rhodan. „Bleib in Verbindung!"
Ein merkwürdiges Feuer glomm in Atlans Augen. „Es sind in letzter Zeit genug abfällige Bemerkungen darüber gemacht worden", sagte er. „Aber jetzt wird die GAFIF endlich beweisen können, was in ihr steckt. Für die Arkoniden geht es um Leben oder Tod!"
Mit diesen Worten trennte er die Verbindung. Perry Rhodan versuchte nicht, ihn nochmals anzusprechen. Er kannte den Freund. Er hätte von ihm nichts Weiteres erfahren.
Stunden später, als er sich zur Ruhe begab, hallten Atlans Worte noch in seinem Bewußtsein: „Für die Arkoniden geht es um
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