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1620 - Affraitancars Uhrwerk

Titel: 1620 - Affraitancars Uhrwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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aller Seiten des Raumes, der Wände und der Decke, herumstolzierte. „Ein Sonnensystem mit einer starken dominierenden Kraft im Zentrum oder auch mehreren Sonnen und einer großen, vielfältigen Planetenfamilie, die ausreichend Lebensraum für unser ganzes Volk bietet: Ein einziges Sonnensystem für unser Volk! Ein winziges Maschinchen, unscheinbar und doch ein exakt funktionierendes Laufwerk innerhalb der universellen Maschinerie."
    Es war untypisch für einen naturverbundenen Saatmeister, über kosmische Abläufe und Zusammenhänge wie von einer technischen Anlage zu sprechen. Dennoch bekam Colounshaba überraschenderweise den richtigen Eindruck von seinen Vorstellungen. Wenn Affraitancar mit warmer Stimme von einer Maschine sprach, dann assoziierte man diesen Begriff unwillkürlich mit etwas Organischem. „Wie willst du einen solchen Traum verwirklichen?" fragte Colounshaba absichtlich unverbindlich. Affraitancar setzte wohl voraus, daß Colounshaba annehmen mußte, daß diese Ansicht Beauloshairs Letztem Willen entstamme. Aber die Art und Weise, wie Affraitancar sie darbrachte, erweckte in ihr den Verdacht, daß dies seine eigene Vorstellung von einer neuen Heimat sei. „Ich allein? Gar nicht. Das Volk der Arcoana wird ein solches Wunderwerk im Kollektiv verwirklichen. Nur so, wenn jeder von uns einen Beitrag leistet, und sei er noch so gering, eine Idee, ein winziges geistiges Samenkorn pflanzt, können wir uns der neuen Heimat Aemelonga verbunden fühlen. Und das müssen wir, wollen wir eine Zukunft haben."
    Colounshaba betrachtete den Saatmeister gegen ihren Willen bewundernd. Wie sehr hatte sie diesen Mann unterschätzt! Sie hatte geglaubt, er sei nur ein Handlanger und das Sprachrohr des verschiedenen Großdenkers Beauloshair gewesen.
    Tatsächlich hatte er aber offenbar nur in dessen Schatten gestanden und konnte, als der Ruf an ihn erging, aus diesem hervortreten und zeigen, was wirklich in ihm steckte. „Solange es Arcoana wie dich gibt. deren Feuer hell lodert wie das eines jungen Sterns, ist mir um unsere Zukunft nicht bange", sagte sie anerkennend. „Mein Feuer war am Erlöschen", sagte Affraitancar. „Weißt du, wer es geweckt hat? Ahnst du es, Colounshaba?"
    Colounshaba schrak zusammen. Affraitancar hatte einen Gedanken angedeutet, der sich auch schon in ihr Gehirn geschlichen hatte, gegen den sie sich jedoch bisher ängstlich gewehrt hatte. Sie mußte all ihre Kraft zusammennehmen und ihre Sprechwerkzeuge dazu zwingen, das auszusprechen, was zwingend logisch war. „Es waren die Sriin, die das Feuer in dir entfacht haben", stellte sie fest. „Nicht nur in mir, Colounshaba", erwiderte Affraitancar. „Die Sriin haben unser ganzes Volk aus seiner Lethargie geweckt. Wir sind noch nicht tot. Nicht erst durch unsere Flucht haben wir bewiesen, daß unser Intellekt und unser Selbsterhaltungstrieb stärker sind .als alle anderen Kräfte, die uns bis dahin geleitet haben - von denen wir uns haben verleiten lassen."
    „Wir haben einen zu hohen Preis für diese Erkenntnis gezahlt", stellte Colounshaba fest. „Und eines ist gewiß: Wir sind den Sriin nicht gewachsen. Ein neuerlicher Kontakt würde uns umbringen."
    Affraitancar wiegte den Kopf mit dem Oberkörper, während er die vier Arme am Körper mehrfach abwinkelte. „Da kann ich dir wohl nicht widersprechen, ihre aufdringliche Lebensart wäre unser Untergang", sagte der Saatmeister zustimmend.
    Gleich darauf richtete er sich jedoch zu seiner vollen Größe auf, so daß sein Körper fast einen rechten Winkel zum Boden bildete. Er wirkte auf einmal heiter und unbekümmert. „Aber weißt du, Colounshaba", fügte er einschränkend hinzu und faszinierte sie wieder mit seiner ausdrucksstarken Stimme, „wovon ich überzeugt bin? Ich weiß tief in meinem Inneren, daß die Sriin nie wieder in unser Leben treten werden. Sie haben ihre Schuldigkeit getan. Wir haben den erforderlichen Anstoß zur wissenschaftlichen Eroberung des Universums bekommen und benötigen keinen Motor mehr. Sie haben uns nur heimgesucht, damit wir uns wieder auf die richtigen und lebenswichtigen Werte besinnen. Das ist meine Überzeugung."
    Diese Geisteshaltung, die Colounshaba fast wie Wundergläubigkeit vorkam, irritierte sie ein wenig. Zu glauben, daß das Auftauchen der Sriin eine gezielte Aktion irgendwelcher dubioser höherer Schicksalsmächte war, und zu prognostizieren, daß es ihre Aufgabe war, den Arcoana zu einem Evolutionsschub zu verhelfen, diese Ansicht wollte einfach

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