1622 - Der Verlorene
Gucky?"
„Die haben hier erstklassige Toiletten, für die unterschiedlichsten Körperformen passend, also Einzelkabinen. Ich nehme doch an, daß auch dieser humanoide Kleiderschrank, wenn er so weitersäuft wie bisher, so ein stilles Kämmerchen aufsuchen muß. Er wird hineingehen und abschließen, aber er wird nicht mehr herauskommen."
„Verstehe", sagte Alaska und grinste vergnüglich. „Hoffentlich erwischst du ihn nicht gerade, wenn er..."
„In Gedanken bin ich bei ihm und weiß, wann der rechte Augenblick gekommen ist", wischte der Ilt den unappetitlichen Einwand beiseite. „Es sei denn, ihm passiert vor Schreck ein Malheur, wenn ich bei ihm auftauche."
„Kann ja heiter werden", befürchtete Selma, die Gelder nicht aus den Augen ließ. „Du bringst ihn dann an Bord der GECKO?"
„Ja, und ihr kommt dann bald nach. Bis dahin habe ich ihn schon ein wenig weichgeklopft."
„Ich werde schon vorgehen", erbot sich Alaska und warf einige Kreditkarten auf den Tisch. „Selma kann noch bleiben und dafür sorgen, daß Ed später durch die Tür paßt." Er stand auf. „Bis dann."
„Was hat er gesagt?" fragte Ed :vollem Mund. >.Hast du dir versehentlich demen Mampfbrei in die Ohren statt in den Mund gestopft?" fauchte ihn Gucky an. Der Ilt'war wirklich wütend. Da bemühten sich alle, einem armen Terraner aus der Patsche zu helfen, und dieses Greenhorn dächte nur an seinen unersättlichen Bauch. „Ich glaube", flüsterte Selma dem Mausbiber zu. „Ich glaube, es ist soweit."
Nun erwies es sich als äußerst günstig, daß Gucky in der Ecke der Nische hockte. Wenn er sich noch etwas kleiner machte, konnte es kaum jemand bemerken, wenn er plötzlich verschwand.
Auf Selmas Warnung hin konzentrierte er sich voll und ganz auf die ihm bekannten Gedankenmuster Gelders und „folgte" ihm. Optisch erwischte er ihn auch noch, als er die Bar und seinen Gesprächspartner verließ, um einem dringenden Bedürfnis nachzugehen.
Er nickte Selma und dann auch Ed zu, der seine geleerten Teller weit von sich geschoben hatte und in Richtung Speisekarte schielte.
*
Gelder war ohne jeden Zweifel ein Terranerabkömmling. Wahrscheinlich hatte er die Erde noch nie gesehen und stammte von Kolonisten ab, die sich auf einem Planeten der Provcon-Faust angesiedelt hatten. Wie viele andere, mochte er das harte Pionierleben leid geworden sein und versuchte nun, sein Glück in der Stadt zu machen.
Wie die meisten jener, die in der Metropole keine Arbeit und damit ein geregeltes Einkommen fanden, geriet er auf die schiefe Bahn. Kein Wunder also, daß sich Banden bildeten, die in erster Linie im Untergrand existierten. Wenn sie sich auch nicht mit Gewalt bekämpften, so behinderten sie sich doch gegenseitig bei ihren diversen undurchsichtigen Geschäften.
Gelders Bandenführer war bestrebt, diesen unerfreulichen Zustand zu beenden. Das war einer der Gründe für Gelders Gespräch mit dem Mann an der Bar, von dem man wußte, daß er der Unterführer einer rivalisierenden Bande war. „Wir sind uns also einig, Luteng", sagte Gelder zu dem anderen. „Berichte deinem Chef ausführlich von unserem Angebot. Es genügt wahrhaftig, wenn wir uns mit der Polizei herumschlagen.
Wenn wir zusammenarbeiten, haben wir nur den halben Ärger."
Der Vincraner nahm einen Schluck aus seinem Glas. „Ich finde deinen Vorschlag gut, aber die endgültige Entscheidung liegt natürlich beim Chef. Wir beide sind ja nur die Unterhändler."
„Völlig klar, aber ich meine doch, daß wir einen Schritt weitergekommen sind. Morgen wissen wir vielleicht mehr. Aber nun entschuldige mich bitte für eine Minute. Ich muß dringend irgendwohin - ich denke, du verstehst..."
Der Vincraner verstand und grinste. Er blickte Gelder nach, der sich in Richtung der Toiletten entfernte. Dann bestellte er für sich einen neuen Drink. Schließlich war er eingeladen worden.
Der breitschultrige Gelder schob einige herumstehende Gäste, die an der Bar noch keinen Sitzplatz gefunden hatten beiseite, wie ein Eisbrecher die Schollen, und erreichte endlich das ersehnte Ziel.
In der riesigen Toilettenanlage herrschte Betrieb, aber es gab noch freie Kabinen für Humanoide.
Die Bildschrift auf der Tür wa'r deutlich genug, ein Irrtum war somit ausgeschlossen. Ein grünes Licht verriet, daß die Kabine nicht besetzt war.
Er ging hinein, schloß die Tür hinter sich und atmete erleichtert auf. Seltsam dachte er, daß man sich in einem so kleinen und von der Außenwelt
Weitere Kostenlose Bücher