1631 - Jäger der Unsterblichkeit
gleich darüber sprechen!", rief sie. „Vorher will ich euch genau sagen, was ich plane und beabsichtige."
Es wurde still im Raum.
Helgundy Khatanassiou zögerte. Sie war sichtlich nervös, leckte sich die Lippen, und an ihrer rechten Hüfte schloß und öffnete sie rhythmisch ihre Hand. „Der Grund ist eigentlich einfach", sagte sie. „Ich möchte einmal in meinem Leben Wanderer sehen, das ist schon alles."
„Und das sollen wir glauben? Diesen Humbug ?"
„Ich kann mir alles kaufen, was ich haben will", sagte Helgundy Khatanassiou. „Raumschiffe, Kunstwerke ..."
„Männer ...!" giftete Gharyna Feiton dazwischen.
Helgundys Blick an diese Adresse war schnell und mindestens ebenso giftig. „So etwas hatte ich bisher nicht nötig", antwortete Helgundy Khatanassiou. „Ich könnte mir ganze Planeten und Sonnensysteme kaufen, und wenn ich Imperatorin von Arkon werden wollte - ich könnte es schaffen. Mein Vermögen und meine Verbindungen reichen für den einen oder anderen Staatsstreich aus."
Das klang maßlos übertrieben, war aber so falsch nicht, wie Arno Muller wußte. Vor allem Helgundys letzter Ehemann, der erst nach sieben Monaten gestorben war, hatte ihr neben einem zwölfstelligen Vermögen auch eine ganze Reihe sehr eigentümlicher geschäftlicher Verbindungen hinterlassen. Es hatte sich nie nachweisen lassen, daß Helgundy Khatanassiou sich die Finger schmutzig gemacht hatte, aber an Möglichkeiten dazu hatte es ihr nie gefehlt. „Aber ich könnte niemals Wanderer besuchen", fuhr Helgundy Khatanassiou fort. „Nicht, daß ich erwarte, auf Wanderer irgend etwas ganz Besonderes zu sehen, zu hören oder zu erleben. Es gibt solche Dinge, gewiß, aber das wesentliche ist, den Planeten besucht zu haben und zurückzukehren. Es klingt verrückt, ich weiß, aber das ist mein Ehrgeiz in diesem Leben. Ich bin schon deswegen bei Perry Rhodan und anderen vorstellig geworden, aber es hat nichts genutzt. Die Pforten nach Wanderer öffnen sich nur, wenn ES das will."
„Ah, ich verstehe", machte sich Onnarqe Brishar bemerkbar. „Du denkst so - wenn ES zwei Chips zu vergeben hat an sogenannte Spiegelgeborene, dann wird sich eine ganze Reihe von Bewerbern für diese Chips einstellen, aus denen ES dann den richtigen Träger eines Chips aussuchen wird. Und du willst dich in der Reihe dieser Kandidaten nach Wanderer schmuggeln?"
Helgundy Khatanassiou nickte. Ihre Unterlippe vibrierte ein wenig. „Ja, so ist es", gab sie zu. „Ich weiß, daß es ein verrücktes Ansinnen ist, aber ich habe es mir nun einmal in den Kopf gesetzt. Wie gesagt, ich bin kein Konkurrent um die Unsterblichkeit, kein Mitbewerber. Was auch immer ein Mensch sein muß oder haben muß, um diese Anforderung zu erfüllen, ein; Spiegelgeborener zu sein - ich habe sie nicht." .„Woher weißt du das?"
Helgundy Khatanassiou zuckte die Schultern. „Ich glaube es jedenfalls", sagte sie. „Wir können ja die Anwesenden fragen, nach welchem Maßstab sie die Anforderung erfüllen, spiegelgeboren zu sein. Was ist mit dir, Onnarqe Brishar?"
Der hagere Mann mit den dunklen Locken stand zögernd auf. Sein Lächeln wirkte nicht mehr so zuversichtlich wie noch wenige Minuten zuvor. „Als vor vielen tausend Jahren unsere Welt entdeckt wurde, eine kleine, noch heute ziemlich unbewohnte Welt, weitab der Standardrouten der Raumschiffslinien, da landete der Explorer-Kommandant in der Nähe eines sehr großen Binnensees. An diesem Tag und zu dieser Stunde wehte kein Lüftchen, die Oberfläche des Sees war daher völlig glatt."
„Ach, du lieber Himmel!", murmelte jemand im Hintergrund. „Aus diesem Grund nannte der Explorer-Kommandant diese Welt Mirror, und das heißt bekanntlich Spiegel. Ich bin dort geboren, folglich bin ich ein Spiegelgeborener."
Ein Gelächter folgte seinen Worten, in dem sich Gehässigkeit und Nervosität mischten. „Sehr dürftig", sagte jemand. „Außerdem viel zu weit gefaßt - es muß zur Zeit ja Tausende von Spiegelgeborenen dieser Art geben."
„Das stimmt", antwortete Helgundy nachdenklich. „Aber ES hat nicht genau gesagt, wie weit er den Begriff gefaßt haben will. Auch nicht, welchen Stellenwert er haben wird im Rahmen der Gesamtpersönlichkeit. Der oder die Betreffende muß diese Bedingung erfüllen, irgendwie, auf irgendeine Weise. Welches die anderen Kriterien sind, steht dann auf einem ganz anderen Blatt."
„Augenblick", mischte sich Arno Muller ein. „Verstehe ich dich richtig? Du glaubst, daß das Kriterium
Weitere Kostenlose Bücher