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1631 - Jäger der Unsterblichkeit

Titel: 1631 - Jäger der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Spiegelgeborener einfach zu erfüllen sei, so einfach wie eben?"
    „Das wissen wir nicht", antwortete die junge Frau mit dem märchenhaften Reichtum. Wenn sie atmete, und sie atmete schnell und heftig in diesen Minuten, ließ ihr Körper Wellen gleißenden Lichts durch den Raum strömen, aber niemand außer Arno Muller schien darauf zu achten. „Das ist ja gerade das Problem", fuhr Helgundy fort. „ES sagt uns mit dieser Bedingung, daß die Tür nach Wanderer verschlossen ist. Wer also einfach geradeaus marschiert, wird an der Tür scheitern. Wer kein Spiegelgeborener ist, kann den Chip nicht bekommen. Aber wir wissen nicht, ob dieses ominöse Kriterium Spiegelgeborener - um beim Beispiel der Tür zu bleiben - gleichbedeutend ist mit einem hochkomplexen 5-D-Schloß oder einfach nur einer Klinke, die man lediglich niederdrücken muß, um die Tür öffnen zu können. Oder ob die Wahrheit dazwischen liegt."
    Arno Muller nickte langsam.
    An diesen Überlegungen war einiges stimmig und richtig.
    Diese Frau hatte auch Köpfchen. „Klar ist - wer nicht von sich behaupten kann, ein Spiegelgeborener zu sein, gleichgültig, auf welche Weise, der hat keine Chance, den Chip zu bekommen. Zu dieser Gruppe gehöre ich. Aber wer die Bedingung erfüllt - von der wir nicht wissen, wie scharf sie gefaßt ist -, der kann sich Chancen auf die Unsterblichkeit ausrechnen, kleine und größere. Aber er hat solche Chancen - auch unser Freund, der auf einer Welt namens Mirror geboren worden ist."
    Eine Frau mittleren Alters erhob sich. „Oder ich", sagte sie zögernd mit einem scheuen Lächeln. „Meine Mutter brachte mich während eines Balls zur Welt, in einem Nebenkabinett, das ganz mit Spiegeln ausgeschlagen gewesen ist. Es ist natürlich eine alberne Erklärung und weit hergeholt..."
    Helgundy schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab. „Es ist eine Möglichkeit, ein denkbarer Ansatz, das Kriterium zu erfüllen. Vielleicht finden wir noch andere. Du, mein Freund!"
    Ein bemerkenswert hagerer Springer erhob sich; er strich sich durch den langen rötlichen Bart. „Also", begann er umständlich, „wir wollen es mal so sehen: Die Galaxis, die ist ja rund, nicht wahr, und sie hat ein Oben und ein Unten, und wir sprechen ja auch von der Eastside und so, und dann muß es ja auch ein Rechts und Links geben, nicht wahr?"
    „Was erzählt der Kerl?" rief eine gereizte Stimme. „Abwarten!" gab Helgundy zurück. „Fahre fort!"
    „Und wenn man nun oben nach unten tut, nicht wahr, und links wird dann zu rechts und so weiter - ja dann bin ich ein Spiegelgeborener von Wanderer."
    Arno Muller brauchte einige Zeit, um das zu verdauen.
    Helgundy Khatanassiou war auch darin schneller als er. „Er hat recht", sagte sie. „Was unser Freund meint, ist dies: Die Galaxis ist achsensymmetrisch. Er hat es nur ein bißchen umständlich ausgedrückt. Und wenn man nun die Koordinaten von Wanderer in diesem Achsensystem nimmt und macht - nur als Beispiel - aus oben, vorne, links ein exakt symmetrisches Unten, Hinten, Rechts, dann hat man eine Spiegelung um diese Achsen. Verstehe ich dich richtig - du bist auf einer Welt geboren, die auf diese Weise dem gespiegelten Standort von Wanderer entspricht? Ist das so?"
    Der junge Springer brauchte einige Sekunden, um seine eigene Erklärung in dieser Darstellung zu begreifen. Dann nickte er. „Ja", sagte er abschließend.
    Die anderen Teilnehmer der Versammlung sahen sich nachdenklich an.
    Arno Muller ahnte, was in den verhangenen Köpfen vorging.
    Jeder der Anwesenden hatte sich auf den Orakelspruch von ES seinen ureigensten Reim gemacht und nach mehr oder weniger langem Grübeln auch tatsächlich einen gedanklichen Dreh gefunden, den Begriff Spiegelgeborener und die eigene Person mit Ach und Krach zur Deckung zu bringen.
    Jetzt, da diese Interpretation verglichen wurde, bestand für jeden die Gefahr, daß ein anderer eine Sinndeutung aufweisen konnte, von der man sagen konnte, daß sie besser deckte, logischer paßte oder ganz einfach stimmiger und einleuchtender wirkte. Der Ansatz des jungen Springers jedenfalls machte in Arno Mullers Augen erheblich mehr Sinn als die beiläufige Namensübereinstimmung.
    Jetzt, in ebendiesen Minuten, kam die erste Welle kalter Duschen und des bösen Erwachens aus süßen Wunschträumen.
    Onnarqe Brishar beispielsweise sah ziemlich ernüchtert und enttäuscht drein; seine Erklärung war wirklich nicht sehr gut - nur die Geschichte mit dem Spiegelkabinett machte noch

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