1633 - Dienerin des Bösen
seelische Qualen, und wenn sie sich noch steigern würden, konnten sie mit ihrem Tod enden. An der eigenen Angst erstickt.
Doch so weit ließ es Luzifer nicht kommen.
Matthias hielt dicht vor ihr an, sodass sie in seine Augen schauen konnte. So etwas hatte sie noch nie aus der Nähe gesehen. Es war ein Blick, aber ihn zu beschreiben war nicht möglich. In diesen Augen, wenn es überhaupt welche waren, lag die grausame Kälte einer Welt, in der Menschen nur vergehen konnten.
Wichtiger war Matthias selbst und nicht seine Augen, denn sie hörte jetzt seine Stimme.
»Du hast gesehen, was mit deinem Helfer geschah?«
Sophie war nicht fähig, eine Antwort zu geben.
»Ich will es dir noch mal sagen. Ich habe ihn verknotet, ich habe ihm den Kopf auf den Rücken gedreht und ihn so mit meinem Zeichen versehen, bevor er starb. Genau das habe ich auch mit dir vor. Nur will ich dich nicht töten. Ich werde der Welt ein Zeichen hinterlassen, dass du zu mir gehörst. Du wirst in diesem Kloster bleiben, und ich werde deinen Kopf auf den Rücken drehen, damit du ein für alle Mal weißt, zu wem du ab jetzt gehörst, Maria Magdalena…«
***
Es war ein Volltreffer, den ich trotz des nicht eben perfekten Lichts gelandet hatte.
Irgendwo in der Nähe des Kinns war die geweihte Silberkugel in den hässlichen Schädel gedrungen. Rebecca wankte nach hinten. Die Handsense allerdings ließ sie nicht fallen. Sie schwenkte sie auf und ab, musste aber immer weiter zurückweichen.
Ich hörte Godwin meinen Namen mit ungläubiger Stimme rufen. Darum kümmerte ich mich nicht, denn Rebecca war inzwischen bis zur Stollenmauer zurückgewichen. Dort stand sie jetzt, aber sie war nicht mehr diejenige, als die ich sie kennengelernt hatte.
Sie war zu einem Monsterwesen mutiert. Und selbst das traf nicht mehr zu, denn ich hatte ihren Kopf zerschossen.
Das grüne Licht reichte nicht bis zu ihr. Doch ich wollte sehen, was mit ihr geschah, und deshalb knipste ich wieder meine Lampe an. Der helle Kreis traf ihren Kopf, der seine grüne Farbe verloren hatte. Er war auch nicht zerplatzt, die Kugel steckte irgendwo in ihrem Kopf, aber auch dort verbreitete sie ihre Wirkung, die sich nicht nur auf den Kopf beschränkte.
Der sackte zusammen, verkleinerte sich, und zugleich sah ich die Hände oder Klauen, die auch nicht mehr so blieben, wie sie waren. Vor meinen Augen verwesten sie, und auch der grüne Schädel wurde allmählich schwarz. Da riss die Haut, die dann stückweise abfiel und dabei noch etwas von einem modrigen Fleisch mitnahm.
Langsam kippte Rebecca zur Seite. Sie schlug gegen den harten Boden und dort verging auch der Rest.
Letztlich war es einfach gewesen, dieses alte Wesen zu vernichten. Ich leuchtete wieder in den Tunnel hinein, denn ich dachte an meine Verfolger.
Sie waren nicht zu sehen, und ich konnte nur hoffen, dass sie aufgegeben hatten.
Dann erst kümmerte ich mich um Godwin de Salier. Er hockte am Boden, und als ich in sein Gesicht sah, entdeckte ich die blutige Schramme an der Stirn.
»War nicht dein Tag, wie?«
Er winkte ab. »Ich habe diese Rebecca unterschätzt. Sie hat nur einmal zugeschlagen und ich war wie weggetreten.«
»Kannst du aufstehen?«
»Wenn du mir hilfst.«
Er zog sich an meiner Hand hoch, aber er wich meinem Blick aus. Ich wusste, was ihn bedrückte. Nicht nur körperlich ging es ihm nicht besonders, auch seelisch war er ziemlich down.
»Du hast es auch gehört, John?«
»Ja. Und wahrscheinlich denken wir das Gleiche.«
»Ja, Sophie.« Er stützte sich an mir ab und sah mir dabei ins Gesicht.
Der Ausdruck der Angst in seinen Augen wollte nicht weichen, als er flüsterte: »Wo kann sie sein? Ist sie überhaupt hier in diesem verdammten Gemäuer? Oder ist das alles nur ein Bluff der Nonne gewesen?«
»Nein, das glaube ich nicht. Weshalb hätte sie bluffen sollen? Ich sehe keinen Grund.«
»Aber wo steckt Sophie dann? Was hat man mit ihr vor? Und ich habe mich nicht geirrt, als ich den Namen Matthias hörte?«
»Hast du leider nicht.«
Godwin schloss für einen Moment die Augen. »Dann müssen wir davon ausgehen, dass sie sich in seiner Gewalt befindet. Und ich weiß, dass wohl kaum ein Mensch stark genug ist, um gegen diese kalte Bestie anzugehen. Sehe ich das richtig?«
Ich wich einer Antwort aus. »Ich denke, wir sollten uns umschauen.«
»Ja, und was ist mit den anderen Nonnen?«
»Einige habe ich erledigen können. Mal sehen, was da noch übrig ist.«
Ich deutete in den Tunnel. »Das hier
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