1636 - Satans eigene Rockband
weichte auf und fing an zu stinken. Eigentlich nicht sie, sondern der graue Rauch, der aus der schwarzen und weich gewordenen Masse hervorquoll.
Ich ging zur Seite, um den stinkenden Rauch nicht einatmen zu müssen.
Er war auch nicht richtig zu beschreiben. Das konnte durchaus ein Geruch sein, der in der Hölle produziert worden war. Es roch nach Verfaultem und zugleich nach verbranntem Fleisch.
Was blieb von der LP zurück?
Nur ein dunkler Klumpen. Ihre Tellerform hatte die Platte endgültig verloren.
Ich war beruhigt und nahm mein Kreuz, das den Vorgang unbeschadet überstanden hatte, wieder an mich. Es hatte auch den Gestank nicht angenommen.
»Die lässt keinen mehr brennen«, sagte Bill Conolly.
Suko relativierte die Aussage. »Die nicht. Wir sollten uns aber fragen, wie viele dieser LPs noch auf dem Markt, sind und über das Internet ersteigert werden können.«
Bill winkte ab. »Darüber will ich mir möglichst keine Gedanken machen. Für uns sollte an erster Stelle das stehen, was heute Abend in der Pelham-Ruine ablaufen soll. Da müssen wir hin, denn dort können wir das Übel an der Wurzel packen.«
Da hatte Bill auch in meinem und Sukos Sinne gesprochen.
Als sich der Inspektor erhob, sah das aus wie ein Startsignal. Denn auch Bill drückte sich von seinem Sitz hoch. Er hatte wieder sein Handy hervorgeholt und wählte noch mal die Nummer seines Sohnes.
Erneut hatte er Pech.
Das passte ihm nicht. »Ausgerechnet jetzt stellt er sich stur. Verdammt, das geht mir gegen den Strich.«
»Sprich ihm eine Warnung auf die Mail-Box.« Ich nickte Bill zu. »Vielleicht ruft er zurück.«
»Daran habe ich auch schon gedacht. Ich will nur nicht die Pferde scheu machen.«
»In diesem Fall wäre das sinnvoll.«
Bill ging auf meinen Vorschlag ein. Er fand auch die richtigen Worte und konnte nur hoffen, dass Johnny den Ernst der Lage begriff.
So angenehm es auch im Garten der Conollys war, wir mussten ihn verlassen. Allerdings hinterließ Bill seiner Frau eine Nachricht, wo wir hinfähren wollten. Einzelheiten über den Grund der Fahrt ließ er aus.
Sonst hätte sich Sheila unnötig Sorgen gemacht.
Unser neues Ziel hieß Pelham Castle, und wir waren gespannt, ob uns dort tatsächlich eine Rockband erwartete, deren Mitglieder vor langen Jahren verbrannt waren…
***
Nachdem Frank Butler seinen sechzigsten Geburtstag gefeiert hatte, wollte er es eigentlich langsamer angehen lassen und sich allmählich aus dem Geschäft zurückziehen.
Das aber haute nicht so hin. Er war als Musikagent in der Branche eine feste Größe, er arbeitete zudem selbstständig und wurde einfach dazu getrieben, den Job nicht aufzugeben. Hinzu kam das Revival der großen Rockbands, das die Wiederauferstehung der kleineren mit sich zog, und dem konnte sich Frank Butler nicht verschließen. So blieb er weiterhin auf seinem Hügel und verkaufte das Haus nicht, um nach Südfrankreich zu ziehen, wo ihm das Klima besser gefiel.
Wer ihn von seinen Klienten besuchte, der kam zum Hügel. Das Haus stand in Hampstead und war von einem Garten umgeben, den ein angestellter Fachmann pflegte.
Er residierte weiter und hatte hin und wieder die Freude, alte und neue Bands ins Rampenlicht zu bringen, was ihm bei seinen Beziehungen zu den Medien nicht schwerfiel.
Allein wohnte er dort nicht. Senta hieß seine vierte Partnerin, mit der er Tisch und Bett teilte. Geheiratet hatte er nie. Da war er immer vorsichtig gewesen, und so gab es auch keinen Ärger bei den Trennungen.
Er war älter geworden, die Frauen immer jünger, und Senta war für ihn ein dreißigjähriger Jungbrunnen. Sie war nicht nur hübsch, sie half ihm auch bei seiner Arbeit, und er konnte ihr vertrauen.
Sie hatte eigentlich in der Musikbranche als Sängerin einsteigen wollen, aber das Leben bei Frank Butler gefiel ihr besser. Da brauchte sie sich nicht mit anderen Konkurrentinnen in einem Haifischbecken der Musikbranche herumzuschlagen.
Frank Butler gefiel der Job wieder. Er hatte sogar einige neue Bands unter Vertrag genommen, und zwei von ihnen würden bestimmt bald mit ihrer Musik in den Charts landen.
Alles lief gut, bis auf eine Sache, die ihm mehr als suspekt war. Es ging um eine Band, die er vor Jahren gemanagt hatte. Eine tolle Gruppe. Er war begeistert davon, er hatte sie mit an die Spitze gebracht. Sie hätten sich wie die Stones über Jahrzehnte halten können, wäre da nicht dieses Unglück passiert, wie er es immer nannte.
Der gemeinsame Weg in den Tod. Ausgerechnet
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