1637 - Gefangene der Zeit
TARFALA.
Etwa hundert Meter voraus erhob sich ein kantiger Hügel.
Auf dessen Gipfelkuppe stand eine einsame Gestalt und bewegte sich unruhig. Aus der Gestik war zu schließen, daß sie die TARFALA längst erkannt hatte.
Ein Arm mit einer schweren Waffe ragte drohend in die Höhe. „Bitte eine Vergrößerung!" verlangte Icho Tolot.
Paunaro zauberte ein genaues Bild des Kämpfers an die Wand. Eine überaus kräftige, gedrungene Gestalt war zu sehen.
Sie steckte in einer allseitig geschlossenen Rüstung, so daß die wahre Gestalt verborgen blieb. Theoretisch konnte es sich um einen Überschweren, einen Haluter oder auch einen Elfahder handeln. Aber sicher handelte es sich um ein ganz anderes Wesen.
Seine Haltung war drohend und abwehrend, wenngleich die Haluter die Gefahr, die von ihm ausging, als gering einschätzten.
In diesem Moment hatten die Translatoren die fremde Sprache analysiert. Icho Tolot schaltete den Text auf den Außenlautsprecher, so daß auch Paunaro ihn hören konnte. „Kommt nicht näher, ihr Krieger der bösen Macht! Ich weiß, daß ich hier die letzte Schlacht meines Volkes verloren habe.
Das Heer der Corrax ist nur noch ein Trümmerhaufen. Allein ich, Crounagger, der Oberbefehlshaber und Erste Krieger, lebe noch. Niemand meiner tapferen Streiter hat auf mein Rufen geantwortet. Das habt ihr doch gewollt, ihr Niederträchtigen."
„Er hält uns für Gesandte seiner Feinde", wunderte sich Icho Tolot. „Sollen wir ihn aufklären?"
„Hören wir lieber zu, was er noch zu sagen hat, dieser Krieger Crounagger", entgegnete der Kosmometer. „Jede Information kann für uns wichtig sein."
„Ja", tönte Crounagger weiter. „Ich habe die letzte Schlacht auf Courill verloren. Ihr dürft den Triumph genießen, aber die Macht, die euch geschickt hat, kann dennoch nicht triumphieren."
Er lachte laut und lang. Aber das klang verzweifelt. „Er nennt diesen Planeten Courill", stellte Tolot fest. „Eine Bedeutung scheint der Name jedoch nicht zu haben."
„Meine Krieger haben sich gegen die mächtige Entität aufgebäumt", rief Crounagger weiter. „Sie sind tapfer in den Tod gegangen. Ich weiß auch, daß mein Volk den Weg in die Sklaverei gehen muß. Und ich weiß, daß die herrschsüchtige Macht mich als einen ihrer Feldherren benutzen will, damit ich mein eigenes Volk in ihrem Sinn lenke. Doch daraus wird nichts! Sagt ihr das! Einen Crounagger kann man auch in der Stunde der entscheidenden Niederlage nicht unterjochen."
„Fremdeinfluß! Fremdeinfluß!" rief Paunaro plötzlich.
Zum ersten Mal spürten die Haluter bei ihm so etwas wie Aufregung oder gar Panik. Dann wurde auch ihnen die Gefahr deutlich, denn ein lähmender Druck legte sich auf ihre Gehirne. „Ihr seid ja gar keine Diener der Macht!" rief Crounagger. „Ihr seid ja Fremde! Flieht, bevor es zu spät ist! Verschwindet von Courill! Oder ihr werdet zu Sklaven der ..."
An der Stelle, an der der Krieger gestanden war, erfolgte eine schwere Explosion. Crounagger hatte sich selbst gesprengt.
Icho Tolot und Lingam Tennar waren zu keiner vernünftigen Handlung mehr fähig. Der mentale Druck nahm mit rasender Geschwindigkeit zu. Ihnen blieb nur noch eine Möglichkeit, nämlich sich mit aller Kraft abzukapseln. Und sich auf Paunaro zu verlassen.
Wie durch einen Nebel sah Icho Tolot, daß die TARFALA gewaltig beschleunigte. Paunaro hatte noch rechtzeitig reagiert.
Der Mentaldruck ließ nach, aber bevor der Nakk auf Überlichtgeschwindigkeit gehen konnte, tauchten die graugrünen Farben eines neuen Dimensionsstrudels auf.
Der Sternhimmel mit der roten Sonne und dem Planeten Courill-Trist verschwand für immer aus ihrem Blickfeld.
Die Zukunft war weiter ungewiß, denn zweifellos würden sich neue Pararealitäten öffnen und sie vor unlösbare Probleme stellen
9.
Zwei Tage waren auf der CLERM vergangen, in denen die Haluter die Daten der drei Vorstöße gesichtet und ausgewertet hatten. Auch die Berichte über die Verschollenen hatten sie analysiert.
Myles Kantor und Boris Siankow, die zwischenzeitlich auf die FORNAX zurückgekehrt waren, weilten nun wieder unter den drei Kolossen. „Wir haben unsere Untersuchungen der drei Unternehmen abgeschlossen", berichtete Tarc Bottam. „Damit steht fest, daß der Abbau der .'Raumzeitfalte nicht linear verläuft. Er ist vielmehr progressiv. Wenn wir noch einen Versuch starten wollen, dann muß das umgehend geschehen."
„Wir wollen wieder eine Sonde mit Bottam auf die Reise
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