1637 - Gefangene der Zeit
Kantor. „Nach dem, was wir beobachtet haben, erfolgte dein Vorstoß in die Raumzeitfalte planmäßig. Die Hyperdim-Resonatoren arbeiteten fehlerfrei. Das haben Muron Preyl und Koul Laffal bestätigt. Wohin bist du dann gelangt?"
„Ich aktivierte meinen Hyperdim-Resonator und geriet in eine fremde Welt voller Schatten."
„Lebender Schatten?"
„Nein. Es waren tote Schatten. Nur die drei Schemen, die dann erschienen, zeigten so etwas wie Leben."
„Drei Schemen?" fragte Boris Siankow„„Nicht vier?"
„Drei", behauptete der Haluter. „Ich konnte sie nicht erkennen. Es waren zwei größere Wesen. Und ein kleiner Kerl."
„Die beiden Haluter und Sato", vermutete Myles Kantor. „Paunaro hat sich abgesetzt."
„Ich glaube eher", antwortete Tarc Bottam, „das dritte Wesen war der Nakk. Aber das werde ich vielleicht noch erfahren, wenn es mir gelingen sollte, die Daten des Inputs auszuwerten."
„Sie sprechen plötzlich von einem Input, Bottamos", sagte Koul Laffal. „Was meinen Sie damit?"
„Ich muß der Reihe nach berichten. Sonst verliere ich den Faden, weil mich die chaotischen Datenmengen irritieren und stören."
Die beiden Haluter gaben den Terranern ein Zeichen, damit sie keine weiteren Fragen stellten.
Tarc Bottam ließ mehrere Minuten verstreichen, bevor er wieder sprach. „Ich aktivierte meinen Hyperdim-Resonator. Eine Ebene öffnete sich vor mir. Und darauf bewegten sich drei Schatten.
Es ergab sich zunächst kein richtiger Kontakt zu den schemenhaften Gestalten. Ich wußte nicht, ob ich sie nur in meiner Vorstellung sah oder ob sie nur einer theoretischen Existenzebene entsprungen waren. Ich erinnere mich, daß ich sie ansprach, aber es erfolgte keine Reaktion und keine Antwort."
Wieder folgte eine Pause. „Da war ein fester Untergrund. Und Gravitation. Ich schritt auf die drei Wesen zu. Je näher ich kam, desto undeutlicher wurden sie. Als ich sie erreichte, waren sie kaum noch wahrnehmbar. Rauchschwaden mit annähernd humanoiden Formen. Sie standen nicht auf der Fläche wie ich. Sie schwebten. Und sie wurden transparent."
Die nächste Pause war wesentlich kürzer. Nun sprach Tarc Bottam auch etwas schneller. Er schien mehr und mehr die Zusammenhänge erkannt zu haben. „Ich holte das Pyramidenprisma aus dem Behälter. Und dann geschah es. Ich hielt den Körper hoch. Ein Schemen, einer der beiden großen, möglicherweise handelte es sich um Tolotos, bildete einen unwirklichen Arm aus. Eine durchsichtige Hand griff nach dem Pyramidenprisma und riß es mir weg. Ich fühlte, daß ich etwas hergab, aber ich bekam auch etwas. Den Input."
Seine Zuhörer blieben stumm. Sie warteten auf weitere Erklärungen. „Ich habe es Input genannt", sagte Tarc Bottam, „denn in der Sekunde, in der ich das Pyramidenprisma verlor, strömte eine chaotische Menge von Bildern und Daten in mein Planhirn.
Und stiftete dort große Unordnung und Unruhe. Es muß irgendwie an der fremden Dimension gelegen haben, daß die Informationen völlig durcheinander, ungeordnet und mit absurden Details versehen, zu mir gelangten. Ich werde Stunden oder gar Tage brauchen, um einzelne zusammenhängende Fakten zu verstehen. Sobald das geschehen ist, werde ich euch davon berichten. Und wenn ich den Wust sortiert und verstanden habe, werden wir gemeinsam die richtigen Schlußfolgerungen daraus ziehen können.
Zunächst muß ich feststellen, was jeweils in ein Datenpaket gehört. Und dann muß ich jedes für sich dekodieren. Danach kann ich euch berichten."
An seinem Verhalten war zu erkennen, daß er damit im Moment alles gesagt hatte, was er für erforderlich hielt. „Das hört sich zumindest nach einem Teilerfolg an", überlegte Myles Kantor laut. „Natürlich hast du Zeit für deine Recherchen."
„So sehen wir das auch", pflichteten die beiden anderen Haluter ihm bei.
Der Rettungsversuch der Verschollenen war damit aber auch gescheitert.
Tarc Bottam zog sich in eine Ecke zurück, während die beiden anderen Haluter die Sonde bargen.
Ein paar Stunden sagte Bottam kein Wort. Dann erhob er sich. „Ich bin bereit", sagte er. „Vorerst konnte ich vier Datenpakete isolieren, ordnen und dekodieren. Sie beschreiben Ereignisse, die schon über ein halbes Jahr in der Vergangenheit zu liegen scheinen. Also nichts Aktuelles. Aber die Informationen sind dennoch interessant. Vielleicht verstehen wir nun etwas mehr von dem, was unseren Freunden in den Paraweiten widerfahren ist...
8.
Viertes und vorerst letztes
Weitere Kostenlose Bücher