1640 - Griff nach Arkon
Seuchengefahr vernichten!" sagte Trung Hannok. „Es ist Notwehr."
„Nein!" entschied Junee Mareeba. „Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen."
„Wir sollten einfach starten", schlug Scilli Tahaa vor. „Durch die Zeitverzögerung beim Funkverkehr haben wir eine Gnadenfrist gewonnen. Andernfalls wäre unser Schiff schon von Truppen umstellt."
„Ohne Starterlaubnis kämen wir nicht weit", wandte Dilja ein. „Die schweren Strahlgeschütze der Raumabwehrforts würden uns abschießen."
„Starterlaubnis!" rief der Funker bitter. „Wir bekämen keine.
Aber die CHAL-NEZRA hat soeben Starterlaubnis bekommen.
Ich habe ihren Funkverkehr mit dem Kontrollturm abgehört.
Sie transportiert Güter nach Arkon I."
„Und damit Massenvernichtungswaffen ins Herz des Imperiums", stellte Dilja Mowak fest.
Sie war mit einemmal ganz ruhig, denn sie wußte, daß auf Arkon Ischon bald Millionen von Arkoniden sterben würde, wenn die Geheimwaffe der Blauen Legion nicht gestoppt wurde.
Doch niemand konnte sie stoppen, wenn er nicht in Kauf nahm, mit dem Seuchenschiff Hunderte unschuldiger Springer zu vernichten.
Es sei denn ...
Plötzlich hatte sich ein Entschluß in ihrem Bewußtsein herauskristallisiert. „Ich gehe an Bord der CHAL-NEZRA!" sagte sie. „Das ist meine einzige Chance, nach Arkon Iund damit in die Nähe von Atlan zu kommen."
Die in der Zentrale Anwesenden sahen sie an, als zweifelten sie an ihrem Verstand. „Niemand kommt in ein Schiff, das kurz vor dem Start steht", nannte Junee schließlich eine allgemein bekannte Tatsache. „Es befindet sich im Verschlußzustand."
„Aber auch im Zustand aller möglichen energetischen Aktivitäten", gab die Oxtornerin zurück. „Kein Springer wird auf die im Vergleich dazu schwache energetische Entladung achten, die mein schwerer Desintegrator verursacht, wenn ich mir ein Loch in die Wandung des Walzenschiffs bohre."
Sie holte ihre schwere Waffe aus dem Fach im Rückenteil ihres Konturensessels. Es handelte sich um einen Kombistrahler, der das Energiekaliber einer kleinen Strahlenkanone besaß. Nur Extremweltler wie Ertruser oder Oxtorner könnten eine solche Waffe überhaupt in den Händen halten. „Wir geben ein paar schwache Feuerstöße auf das Springerschiff ab, damit dein Ortungsreflex überlagert wird", sagte Junee. „Das ist gut gemeint, Kommandant, aber laß es", entgegnete Dilja. „Die Springer würden dadurch veranlaßt, ihre Schutzschirme zu aktivieren. Dann komme ich nicht hinein."
Sie verlor kein weiteres Wort und verließ die Zentrale.
Es ging um Sekunden. Jeden Augenblick konnten die ersten Kampftruppen auftauchen. Dann war alles verloren. Sie durfte sich nicht einmal die Zeit nehmen, ihren Raumanzug anzuziehen, sondern mußte zu Fuß zur CHAL-NEZRA laufen.
Atlan befand sich in einem kleinen Prallfeldgleiter auf dem Wege zur militärischen Kommandozentrale innerhalb des Kristallpalasts, als Norman mitten im Korridor auftauchte.
Diesmal ohne „Schaukelpferd".
Der Gleiter polte seine Antigravenergie automatisch um und hielt eine Meter vor dem Ennox in der Luft an. „Wer reitet so schnell durch Nacht und Wind ...?" flötete Norman und verdrehte seine spinnenbeinigen Glieder, als wollte er sie verknoten.
Der Arkonide mußte sich zusammenreißen, um nicht in die Luft zu gehen. Auf Arkon II lauerte die tödliche biologische Bombe der Blauen Legion - und dieser verrückte Irrwisch mißbrauchte Goethes Werk „Wir haben Alarmzustand der Alpha-Stufe", erklärte er. „Das weiß ich", erwiderte Norman. „Deshalb bin ich noch nicht ins Solsystem geschlurft."
„Woher...?" wollte Atlan hochfahren.
Er wird in der Kommandozentrale spioniert haben, wisperte sein Logiksektor. Die Ennox sind überall und nirgends. Kein Grund zur Aufregung.
Unwillkürlich nickte Atlan.
Plötzlich kam ihm ein Gedanke. „Diesmal kommst du wie gerufen, Freund", sagte er einschmeichelnd. „Da du sowieso gleich ins Solsystem gehst - oder schlurfst, wie du zu sagen beliebtest -, konntest du Bully zusätzlich darüber informieren, daß die Akonen in einem Langzeitplan zum Vernichtungsschlag gegen Arkon ausgeholt haben."
„Was selbstredend mißlingen muß", ergänzte Norman. „Ich dachte mir, daß du mich darum bitten wurdest, Schneewittchen." Er kicherte und schob seinen Zylinder ins Genick.
Mit dem üblichen „Plopp" verschwand er wieder.
Der Arkonide schnappte nach Luft. Schneewittchen hatte ihn noch niemand genannt. „Demnächst fragt er mich noch, wo ich
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