1640 - Griff nach Arkon
durch die nur lichtschnellen Telekomwellen war erst recht größte Eile geboten."
„Ich weiß" erwiderte Atlan bedrückt. „Du hast richtig gehandelt, Guurn. Mir will es nur nicht in den Kopf, daß ausgerechnet Dilja Mowak eine Spitzenagentin der Blauen Legion sein soll. Ich dachte immer, auf meine Menschenkenntnis wäre Verlaß."
„Wir werden die Wahrheit sehr bald wissen", erklärte Guurn. „Ein Seuchenkommando dringt soeben in den Holk ein.
Natürlich unter Beachtung der strengsten Vorsichtsmaßnahmen. Aber wenn sie im Schiff einen an der Seuche erkrankten oder sogar schon gestorbenen Ertruser namens Srim Tennek finden, ist das der Beweis. Poppan hat nämlich genau das behauptet."
„Wenn das alles stimmt, ist das eine Ungeheuerlichkeit sondergleichen", stellte Atlan voll Bitterkeit fest. Er ballte die Fäuste. „Dann werde ich nicht ruhen, bis wir die Blaue Legion endlich ausgelöscht haben!"
Er preßte die Lippen zusammen, als ihm klar wurde, daß er aus der Toten Zone heraus absolut keinen Schlag gegen die Blaue Legion führen konnte - während diese außerhalb der Toten Zone nach Belieben schalten und walten konnte. Es war zum Verrücktwerden! 4.
Dilja Mowak stürmte in die Kommandozentrale, kaum daß sie ihren entseuchten und dekontaminierten Schutzanzug abgelegt hatte. „Ich brauche eine Verbindung mit Atlan!" rief sie Junee Mareeba zu, der inzwischen auch wieder an Bord war.
Während sie am Telekom schaltete, berichtete sie ihrem Kommandanten in Stichworten von der Aussage Srims. Junee war entsetzt.
Die Oxtornerin beteiligte sich nur halbherzig an der lebhaften Diskussion, die in der Zentrale ausgebrochen war. Sie war nervös. Ihr brannte die Zeit auf den Nägeln.
Nur einmal schaltete sie sich voll ein. Das war, als jemand forderte, die CHAL-NEZRA mit einem Präventivschlag aus den Impulsgeschützen der LEPRACHAUN zu vernichten.
Zornig erklärte sie, daß das Mord wäre. Schließlich lebten rund vierhundert Springer auf dem Walzenschiff, und die meisten von ihnen wußten sicher nicht, auf welche Machenschaften sich ihr Patriarch offenbar eingelassen hätte.
Endlich stand die Verbindung nach Arkon I. Das Sekretariat Atlans im Regierungspalast meldete sich. Eine Positronik erklärte, daß der Arkonide sich in einer wichtigen Konferenz befand. Er dürfe nicht gestört werden.
Dilja erreichte es schließlich, daß sie mit dem Konferenzraum verbunden wurde. Die unvermeidlichen Verzögerungen bei diesem Hin und Her trieben sie an den Rand der Verzweiflung.
Und Atlan blieb auch weiterhin unerreichbar für sie.
Ein Wissenschaftler nahm das Gespräch entgegen und erklärte, Atlan hätte den Konferenzraum zu einem Gespräch mit einem Ennox verlassen. Er ließ sich nach weiterem zeitverzehrenden Hin und Her dazu erweichen, einen Suchruf nach Atlan ausstrahlen zu lassen.
Als er sich abermals meldete, verriet seine Miene Betroffenheit. „Atlan ist für niemanden außer dem Leiter der Alarmgruppen zu sprechen", erklärte er. „Weil du so starken Druck machtest, zapfte ich eine untergeordnete KOM-Verbindung der Alarmgruppen an. Ich bekam mit, daß auf einem Raumhafen von Arkon II ein Seuchenschiff steht, der Leichte Holk LEPRACHAUN. Es soll unter Quarantäne gestellt werden.
Kampftruppen sind in Marsch gesetzt worden. Tut mir leid, daß ich nicht mehr für dich tun kann, Dilja, aber Atlan ist im Alarmfall für Außenstehende nicht zu erreichen."
„Was?" schrie die Hansespezialistin entsetzt. „Aber das ist ein tragischer Irrtum! Nicht die LEPRACHAUN, die CHALNEZRA ist das Seuchenschiff!"
Als der Telekom stumm blieb, begriff sie, daß infolge der Verzögerung die Zeit gegen sie arbeitete. Sie begriff außerdem, daß Poppan Chal-Nezra über Srim Tennek Bescheid wußte und sofort mit der ihm eigenen Unverfrorenheit gehandelt hatte.
Er hatte den Spieß umgedreht und der LEPRACHAUN den Schwarzen Peter zugespielt. Damit war er aus dem Schneider, denn sobald im Arkon-System Alarmzustand herrschte, lief die gesamte Palette der Gegenmaßnahmen nach dem festgelegten Schema ab. Unter diesen Umständen war es aussichtslos für sie, Atlan zu erreichen.
Er wurde von allem abgeschirmt, was nicht direkt mit den Gegenmaßnahmen zu tun hatte. Das war durchaus sinnvoll.
Nur hatte niemand daran gedacht, daß es in bestimmten Situationen die Aufklärung von Mißverständnissen verhinderte. „Die Katastrophe nimmt ihren Lauf", sagte sie tonlos. „Jetzt müssen wir das Springerschiff und damit auch die
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